Ungeplant (German Edition)
verkneifen, ihn mit seinem Titel zu ärgern. Er hat mir bei unserem gemeinsamen Kaffee gesagt, dass er im Privatleben so nicht angesprochen werden will.
„Max hat zum ersten Mal die Nacht durchgeschlafen. Es war traumhaft.“
Unter anderem, weil Sven einen Teil der Nacht bei mir verbracht hat, aber das sage ich ihm nicht.
„Kann ich nachvollziehen. Eliana hat noch keine Nacht durchgeschlafen.“
„Die eine Nacht bedeutet ja noch gar nichts.“
Ich packe Max in den Kinderwagen und ziehe ihn mit mir zu einer großen Umkleidekabine, damit ich mich auch anziehen kann.
„Melina?“ Jakob sieht mir über die Schulter hinterher.
„Ja?“
„Hast du am Wochenende schon etwas vor?“
„Nicht richtig, aber ich habe Geburtstag und sollte mich wohl noch mal bei meinen Eltern blicken lassen.“
„Oh, okay. Darf ich dich denn wenigstens anrufen, um dir zu gratulieren?“
„Ja, sicher.“
Wie sollte ich ihn auch davon abhalten? Er hat ja schließlich schon meine Telefonnummer.
Obwohl wir nichts verabredet haben, steht überraschend Sven vor dem Schwimmbad und wartet auf mich. Lässig lehnt er an seinem Auto und lächelt mir zu. Im letzten Moment sehe ich, wie er eine Kippe unter seinem Fuß austritt. Er weiß genau, wie sehr ich das hasse.
Jakob legt mir eine Hand auf den Arm und verabschiedet sich von mir. Etwas abwesend winke ich ihm hinterher, bevor ich auf Sven zugehe.
„Was machst du denn hier? Hatten wir ein Date?“
„Nein, hatten wir nicht. Aber ich dachte, ich überrasche dich. Ich hatte früh Feierabend und wollte dir die Tortur mit dem Bus ersparen.“
„Das ist lieb, aber wegen mir musst du dir keine Umstände machen.“
Mit einem Wangenkuss und einer Umarmung begrüße ich ihn. Natürlich sieht Sven dabei über meine Schulter in Richtung des Parkplatzes. Vermutlich will er sichergehen, dass Jakob es auch gesehen hat. Ich ignoriere sein Platzhirschverhalten und nehme Max hoch.
„Sollen wir beim Supermarkt vorbeifahren, damit ich uns etwas kochen kann?“, fragt er, während er den Kinderwagen zusammenklappt und im Kofferraum verstaut.
„Klingt gut. Es ist zwar noch früh, aber ich habe keinen Bock mehr, heute noch irgendetwas zu tun. Du kannst dir nicht vorstellen, wie Max heute Morgen beim Kinderarzt gebrüllt hat. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, damit ich nicht mit heule.“
„Wieso hat er denn so geweint? Ich dachte, es wäre nur eine Vorsorgeuntersuchung.“
„Ja, dachte ich auch. Leider war heute auch eine Impfung fällig. Ich muss mich dringend besser mit seinen Unterlagen auseinandersetzen. Von der Vorsorgeuntersuchung wusste ich auch nur, weil die Helferinnen mich angerufen haben, um einen Termin zu vereinbaren. Ich schwöre dir, Sven, das sind die Momente, wo ich mir vorkomme, wie die größte Rabenmutter. Manchmal bin ich ehrlich erstaunt darüber, dass ich Max noch nicht versehentlich kaputt gemacht habe. Babys sollten mit Bedienungsanleitung kommen.“
Sven lacht kopfschüttelnd.
„Du bist keine Rabenmutter. Der kleine Scheißer könnte es kaum besser haben, als bei dir.“
„Denkst du?“
Auch nach Wochen bin ich immer noch so unsicher in all diesen Dingen und das nagt wirklich an mir.
Sven wirft den Kofferraumdeckel zu und kommt an meine Seite. Als ich Max ordnungsgemäß in seiner Babyschale angeschnallt habe, zieht er mich in seine Arme. Obwohl es viel zu warm für unnötigen Körperkontakt ist, versinke ich in seiner Umarmung.
„Wenn du eine Rabenmutter wärst, dann würdest du dir gar keine Gedanken um diese Dinge machen. Du machst das verdammt gut und ich bin ehrlich stolz auf dich.“
Er küsst mich auf die Stirn und öffnet mir dann die Beifahrertür.
Mit einem mehr als vollen Einkaufswagen verlassen wir den Supermarkt. Da Sven den mageren Bestand in meinem Kühlschrank kritisiert, hat er sich zu meinem Unmut nicht davon abhalten lassen, das alles auch noch zu bezahlen. Natürlich ist es seine subtile Art zu zeigen, dass er in Zukunft gerne wieder öfter bei mir sein möchte.
Ich laufe neben ihm, während er den Einkaufswagen, mit Max in der Babyschale obenauf, über den heißen Parkplatz schiebt. An seinem Auto stoppt er und ich hole sofort Max aus der Sonne, um ihn ins Auto setzen. Damit wenigstens die größte Hitze entweichen kann, lasse ich alle Fenster runter. Der Kleine ist sowieso schon total aufgeheizt und hat ganz rote Wangen.
„Kann ich dir helfen“, frage ich, da Max direkt wegzudösen scheint. Sven hat die
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