Ungeplant (German Edition)
wirklich so aus, seit er aus Australien zurück ist. Braun gebrannt, von der Sonne gebleichte Haare und ein von körperlicher Arbeit definierter Körper. Und ich gebe mir wirklich Mühe, diese Details zu ignorieren, um ihn nicht bei der nächsten Gelegenheit anzuspringen.
„Was sagt Max‘ Vater zu der Art, wie Sven dich ansieht?“
Der Typ hat offensichtlich ein paar Probleme mit angemessener Distanz zu Fremden.
„Max‘ Vater ist nicht existent. Und was sagt Elianas Mutter dazu, dass du fremde Frauen beim Babyschwimmen angräbst?“
„Wir sind geschieden“, antwortet er mit einem Schulterzucken. Die Kursleiterin sieht streng in unsere Richtung und ich kann förmlich fühlen, wie sich Svens Blick in meinen Rücken bohrt.
Jakob lehnt sich zu mir.
„Meine Ex behauptet, ich hätte keinen verbalen Filter“, flüstert er neben mir. Als ich zu ihm aufsehe, grinst er mich an. Er weiß selbst ganz genau, dass es stimmt.
Ich versuche noch mal mein Glück mit Max, doch der brüllt gleich wieder los.
„Ich gehe besser raus“, sage ich zu Jakob. „Der Kleine wird mir sonst zu kalt.“
„Melina, warte.“
Er legt mir eine Hand auf die Schulter, um mich zurückzuhalten. Da ich mich schon umgedreht habe, trifft mich Svens giftiger Blick, der jedoch nicht mir, sondern Jakob gilt.
„Was denn?“, frage ich und drehe mich wieder zu Jakob.
„Ich weiß, dass ich vielleicht ein bisschen zu aggressiv rüberkomme, aber hättest du Lust auf einen Kaffee nach dem Schwimmen? Falls du noch keine anderen Pläne hast.“
Er sieht über meine Schulter zu Sven, dessen Gesichtsausdruck ich mir gerade gar nicht ausmalen mag.
„Heute geht es nicht. Vielleicht ein anderes Mal“, versuche ich ihn abzuwimmeln.
„Überleg es dir. Ich bin nächste Woche wieder hier.“
Er lehnt sich zu mir und sieht mir verschwörerisch in die Augen.
„Ich brauche deine Unterstützung gegen die Legehennen da vorne“, flüstert er und zwinkert mir dabei zu.
„Okay“, antworte ich, ohne genau zu wissen worauf. Ich gehe mit dem zitternden Max aus dem Wasser. Mit ausdruckslosem Blick kommt Sven mir entgegen und wickelt uns in ein Badetuch. Er will etwas sagen, doch es ist offensichtlich, dass er sich ordentlich auf die Zunge beißt, um es sich zu verkneifen.
„Sieh mich nicht so an“, sage ich. „Deine Schwägerin hat gesagt, dass ich die Möglichkeit nutzen soll, andere Eltern kennenzulernen.“
„Ich bin mir sicher, dass sie das nicht meinte“, murmelt er vor sich hin und geht dann zu den Umkleiden. Ich riskiere einen letzten Blick ins Wasser, bevor ich ihm folge, und sehe gerade noch, wie Jakob mir kurz zuwinkt.
Es war ein verdammt langer Tag. Den Nachmittag haben wir im Stadtwald verbracht und es hätte so entspannt sein können. Wir drei gemeinsam im Schatten auf einer Decke. Max konnte die anderen Kinder beobachten und hat ein Nickerchen zwischen uns gemacht. Doch Sven hat beschlossen, den ganzen Tag nur das Nötigste mit mir zu reden. Er hat sich auf der Decke ausgestreckt und mit der Sonnenbrille auf der Nase so getan, als würde er schlafen. Aber ich kenne ihn zu gut und habe schon zu oft neben ihm geschlafen, um zu wissen, dass er nur geschauspielert hat.
Jetzt liegt Max im Bett und wir sitzen schweigend nebeneinander im Wohnzimmer.
„Soll ich dich massieren?“, fragt er schließlich. Natürlich hat er nicht vergessen, was er mir heute Morgen versprochen hat.
„Erst will ich wissen, warum du sauer bist?“
Ich drehe mich zu ihm und warte darauf, dass er mich ansieht.
„Ganz ehrlich?“
„Ganz ehrlich.“
„Der Typ im Schwimmbad, Lina. Ich sag es nicht gerne, aber ich bin eifersüchtig.“
Natürlich habe ich mir das gedacht, aber dennoch wollte ich es von ihm hören.
„Warum, Sven? Du hast früher nie so reagiert, wenn ich mich mit anderen Männern unterhalten habe.“
„Du hast auch sonst nicht so interessiert ausgesehen.“
„Schwachsinn. Er hat mich angequatscht und wir haben über unsere Kinder gesprochen. Nicht mehr und nicht weniger.“
Das ist nicht ganz die Wahrheit, aber er muss das nicht wissen.
„Ich hol das Massageöl aus dem Bad“, beende ich das Thema und lasse ihn auf der Couch sitzen.
Fast hätte ich vergessen, wie talentiert er mit seinen Händen ist. Sven sitzt hinter mir, während ich, nur mit einer kurzen Shorts und einem BH bekleidet, rittlings auf einem Küchenstuhl vor ihm sitze. Der BH hängt aufgrund des geöffneten Verschlusses lose an meinem
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