Ungeplant (German Edition)
weiter ist eine Apotheke. Ich werde eben rüberlaufen und die Sachen besorgen. Es ist alles kein Problem. Hör auf zu weinen. Ich bin hier, ich helfe dir.“
Am späten Abend ist Max dank der Medikamente fieberfrei und auf Svens nacktem Oberkörper eingeschlafen. Die beiden liegen entspannt auf dem Sessel. Max trägt nur eine Windel und einen dünnen Body, da es so warm in der Wohnung ist. Das Wohnzimmer ist von der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht. Obwohl es schade ist, dieses tolle Bild zu zerstören, pflücke ich das schlafende Baby von Svens Brust.
„Wenn du magst, kannst du duschen gehen. Ich lege den Kleinen schlafen“, flüstere ich. Sven nickt und setzt sich auf. Er war selbst kurz vorm Einschlafen und reibt sich die Augen, um wieder wach zu werden. Auch wenn es egoistisch und falsch ist, hoffe ich, dass er heute Nacht wieder bei mir bleibt.
Natürlich wird Max sofort wach, als ich ihn in seinem Bett ablege. Etwas Tee und ein paar Streicheleinheiten bringen ihn aber schnell wieder zum Schlafen. Leise schleiche ich mich aus dem Schlafzimmer und gehe in die Küche, um mir etwas zum Trinken zu holen. Für einen Moment genieße ich die kalte Luft, die mir aus dem Kühlschrank entgegenströmt. Gerade nehme ich mir eine Dose Cola, als mich zwei Arme von hinten umschlingen. Sven legt sein Kinn auf meiner Schulter ab.
„Bekomm ich auch eine?“, fragt er und streicht mit der Nasespitze über meine Ohrmuschel. Seine nassen Haarspitzen tropfen auf mein Dekolleté. Wortlos reiche ich ihm meine Dose und nehme mir eine Neue.
Ich winde mich aus seinem Griff und gehe ins Wohnzimmer, wo ich die Dose auf dem Tisch abstelle.
„Ich spring schnell unter die Dusche“, sage ich und ziehe mir auf dem Weg ins Bad schon das T-Shirt über den Kopf. Ein gequältes Stöhnen aus Svens Richtung begleitet mich.
Es ist so schwer, die Grenze in unserer Vertrautheit zu ziehen, wenn wir nie einen Grund hatten, uns voreinander zu verstecken.
Das lauwarme Wasser wäscht mir das klebrige Gefühl von der Haut, kühlt mich aber nicht genügend ab. Noch tropfnass ziehe ich mir ein T-Shirt und einen Slip über. Es ist einfach zu warm, um mehr anzuziehen. Außerdem hat Sven mich schon so oft nackt gesehen, dass es auch keine Rolle spielt.
Mit einem Handtuch um meine nassen Haare gewickelt, gehe ich wieder ins Wohnzimmer, wo Sven entspannt im Sessel liegt und fern sieht. Ich will mich gerade auf die Couch setzen, doch er zieht mich am Handgelenk auf seinen Schoß. Für einen Moment hoffe ich, dass er mich wieder küsst, doch er greift mir nur in den Nacken, um mich an seine Schulter zu ziehen.
„Ist es in Ordnung, wenn ich für einen Moment meinen Mist bei dir ablade?“
Es ist schlimm genug, dass er überhaupt das Bedürfnis verspürt, mich vorher zu fragen.
„Natürlich, Sven. Was ist los?“
Zärtlich streiche ich kleine Kreise auf seinen nackten Brustkorb und sehe dabei zu, wie seine Muskeln unter meinen Fingerspitzen zucken.
„Mein Vater wird nächsten Monat operiert. Er bekommt drei Bypässe.“
Svens Vater hatte schon lange Probleme mit seinem Herzen, was wohl unter anderem an seiner Vorliebe für Zigaretten und fettiges Essen liegt. Letztes Jahr hatte er seinen ersten Herzinfarkt mit Anfang 60.
„Das klingt nicht gut.“
„Du sagst es.“
„Machst du dir Sorgen?“
„Du hast keine Vorstellung. Mein Vater überspielt alles, aber meine Mutter dreht bald durch. Die Ärzte sagen, dass für ihn die OP ein hohes Risiko bedeutet. Aber ohne den Eingriff geht es langfristig auch nicht mehr.“
„Ich bin für dich da. Das weißt du hoffentlich.“
„Jetzt weiß ich es. Ich war mir in den letzten Wochen nicht mehr so sicher.“
„Sven, ich bin immer deine Freundin, so lange ich es noch sein darf.“
Gerade fühle ich mich sehr wohl auf seinem Schoß und ich habe auch nicht mehr die Energie, über grundlegende Dinge zu diskutieren. Deswegen bin ich sehr froh, dass er das Thema wechselt.
„Lina, würdest du Thomas und Jana den Kleinen für einen Abend anvertrauen? Ich würde dich am Samstag gerne entführen.“
„Das ist keine Frage des Vertrauens. Ich weiß nicht, ob Max da mitspielt.“
Außerdem weiß ich nicht, ob ich schon bereit bin, so lange von ihm getrennt zu sein, aber das mag ich gerade nicht zugeben.
„Jana wird das schon hinbekommen, da bin ich zuversichtlich.“
„Wohin willst du mich denn entführen?“
„Da ja dein Geburtstag ist, dachte ich an die große Kirmes in
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