Ungeplant (German Edition)
euch.
Sven
22.
Wenn ich noch mehr Gespräche über spuckende Babys, Stuhlbeschaffenheit und abstillen hören muss, dann drehe ich durch. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob diese ganzen Förderkurse für Babys nicht doch nur dafür gedacht sind, dass die Mütter schwatzen können.
Mit Max im Arm warte ich auf die Kursleiterin und kann dabei diesen so überaus einfältigen Gesprächen zuhören.
Ich muss wohl mein grimmigstes Gesicht aufgesetzt haben, als Jakob mit Eliana aus der Dusche kommt. Er grinst in meine Richtung und zwinkert mir zu. Als er den Weg durchs Wasser zu uns zurückgelegt hat, beugt er sich zu mir, um in mein Ohr zu flüstern.
„Lächeln, Süße. Die Hennen werden auch bald merken, dass es neben Babys noch andere Themen gibt. Spätestens, wenn ihnen die Männer weglaufen.“
„Meinst du? Ich bin mir da nicht so sicher.“
Jakob schüttelt lachend den Kopf und hebt seine Tochter in die Luft, die gleich vergnügt losquietscht.
„Was ist eigentlich mit Samstag?“, fragt er. „Kommst du? Und kommt Surferboy auch mit?“
Ich habe das Bedürfnis, ihm einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen, aber so gut kennen wir uns noch nicht.
„Er heißt Sven und er kommt mit“, antworte ich schnippisch.
„Okay, okay.“
Abwehrend hebt er die Hand, mit der er gerade nicht seine Tochter hält.
Die Kursleiterin betritt die Schwimmhalle und beginnt den Kurs. Dieses Mal sind wir ausnahmsweise still und stören die Gruppe nicht mit unserem Getuschel.
Ich hasse es, mich nach dem Schwimmen wieder anzuziehen. Das ganze Schwimmbad ist total überheizt, trotz der sommerlichen Temperaturen, und dennoch muss ich mir meine Hose und mein T-Shirt über die feuchte Haut streifen. Man kann sich noch so gut abtrocknen, in diesem Klima ist man innerhalb von Sekunden sowieso wieder verschwitzt.
Wir sind gerade angezogen und treffen Jakob vor den Umkleidekabinen, als mir etwas einfällt.
„Mist“, fluche ich.
Jakob sieht mich fragend an.
„Alles klar?“
„Ja, schon. Ich wollte dich etwas fragen, wenn es okay ist. Was Medizinisches, wegen Max. Aber jetzt hab ich ihn schon angezogen.“
„Schieß los. Vielleicht kann ich dir auch so helfen.“
„Das wirst du dir vermutlich ansehen müssen“, sage ich, während ich mir vor der langen Reihe Spiegel die Haare auskämme. Max liegt schon angeschnallt in seiner Babyschale und ist eingeschlafen, da möchte ich ihn wirklich nicht wecken.
„Er hat einen Nabelbruch, schon seit der Geburt. Unser Kinderarzt sagt, das verwächst sich noch, aber jedes Mal, wenn Max weint, dann drückt sich das noch weiter nach außen.“
Jakob hat sich vor Max gestellt und streichelt ihm über den Fuß.
„Vermutlich hat er recht. Nabelbrüche kommen bei Neugeborenen recht häufig vor. Aber ich kann mir das gerne am Samstag mal ansehen, wenn dir das reicht. Oder du kommst jetzt noch mit zu mir und ich schau mir das an.“
„Am Samstag wird reichen. Ich habe gleich leider keine Zeit. Sven holt uns ab.“
„Dann Samstag. Du kannst mich auch jederzeit anrufen, wenn du Fragen hast. Oder auch einfach nur so, wenn du magst.“
Das Angebot hätte ich brauchen können, als Max nach der Impfung gefiebert hat. Jakob könnte ein guter Freund werden, aber ich schätze, Sven hat recht. Auf lange Sicht wird ihm das wohl nicht reichen.
Als wir in die flirrende Hitze auf den Parkplatz treten, haut mich der Anblick von Sven fast um. Er hat scheinbar den Langhaarschneider angesetzt und sich die Haare raspelkurz geschnitten.
Er grinst in meine Richtung. Trotz des Schocks über seinen radikalen Haarschnitt kann ich nicht anders als zurückzulächeln.
„Was hast du getan?“, rufe ich ihm zu. Er kommt uns entgegen, um mir Max in der Babyschale abzunehmen. Zärtlich küsst er mich auf die Wange und schüttelt Jakob zur Begrüßung die Hand.
„Es wurde Zeit für einen Sommerschnitt“, sagt er und fährt sich linkisch durch die nicht mehr vorhandene Mähne.
„Warum hast du nicht gewartet? Ich hätte dir auch die Haare geschnitten.“
„Ich hab es nicht mehr ausgehalten.“
Jakob steht neben uns und beobachtet mit großem Interesse unseren Austausch.
„Sehen wir uns Samstag?“, fragt er schließlich.
„Ja, natürlich. Soll ich noch etwas mitbringen?“
Sven geht schon zum Auto, um Max anzuschnallen. Ich warte auf Jakobs Antwort, doch er starrt Sven hinterher.
„Nein“, sagt er, ohne mich anzusehen. „Es ist für alles gesorgt.“ Er drückt mich kurz an sich
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