Ungeplant (German Edition)
willst, oder einfach nur alleine sein möchtest, dann sag es mir und ich nehme Max. Ich liebe den kleinen Mann und ich wäre froh, wenn du mich lassen würdest.“
„Danke.“
Ich lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken und entspanne mich in seinen Armen. Bei ihm fühle ich mich sicher und manchmal möchte ich glauben, dass alles gut sein kann, zwischen uns. Dass wir dauerhaft glücklich werden könnten. Dass wir eine kleine Familie bilden könnten, in der Max den Vater hätte, den er verdient.
21.
Meine Wohnung war noch nie so sauber und aufgeräumt, und mir war noch nie so schlecht, wie in diesem Moment. Ich habe Max in seinem besten Strampler auf dem Arm, als es pünktlich um 9.00 Uhr an meiner Tür klingelt.
Mit zitternden Fingern betätige ich den Türöffner und lasse die Dame vom Jugendamt ins Haus.
„Guten Morgen, Frau Baur“, begrüßt sie mich lächelnd.
„Guten Morgen, Frau Claßen.“
Wir schütteln uns förmlich die Hände und ich bitte sie in die Wohnung.
„Möchten sie einen Kaffee oder etwas anderes trinken?“, frage ich auf dem Weg ins Wohnzimmer. Zwar bezweifle ich, dass ich mit meinen bebenden Händen gerade ein Getränk einschütten kann, aber ich muss ja wenigstens fragen.
„Keine Umstände, Frau Baur“, winkt sie ab. „Ich werde sie nicht unnötig lange aufhalten.“
Wir setzen uns ins Wohnzimmer, wo ich Max auf meinen Oberschenkeln ablege, damit er mich sehen kann. So ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass er anfängt zu weinen.
„Wie geht es ihnen und Max? Erzählen sie mir, wie die letzten Wochen gelaufen sind.“
Sie holt einen Block aus ihrer Aktentasche und macht sich Notizen. Das macht mich noch nervöser.
„Uns geht es gut, soweit. Ein paar finanzielle Dinge sind ja zum Glück geklärt. Das hat mir wirklich Sorgen gemacht. Max wächst und gedeiht. Wir können uns nicht beklagen.“
Meine Stimme klingt abgehackt. Ich habe das Gefühl, gleich zu hyperventilieren. Zu meiner eigenen Beruhigung streiche ich über Max‘ Köpfchen und versuche, mich nicht zu übergeben.
Frau Claßen scheint meine Nervosität zu spüren, auch wenn ich nicht viel davon nach außen zeige. Sie legt den Block beiseite und lächelt mich herzlich an.
„Sie müssen keine Angst vor mir haben, Frau Baur. Das hier ist kein Verhör. Ich will nur sehen, ob es Max gut geht. Von mir werden ihnen keine Worte im Mund herumgedreht und ich interpretiere in der Regel auch nicht zu viel in nebensächliche Details.“
„Okay.“
Ich probiere ein Lächeln, auch wenn es wahrscheinlich etwas verkrampft rüberkommt.
„Haben sie etwas dagegen, wenn wir uns gemeinsam in der Wohnung umsehen? Sie müssen mir gar nichts zeigen und sie müssen mir auch keine Fragen beantworten, aber wir sind uns wohl einig, dass mein Job wesentlich einfacher wird, wenn wir zusammenarbeiten.“
„Kein Problem. Selbstverständlich können sie alles sehen. Ich habe nichts zu verbergen.“
Behutsam lege ich mir Max an die Schulter und führe sie durch die Wohnung. Sie nimmt alles nickend zur Kenntnis, kommentiert aber nichts. Im Bad hält sie sich länger auf, als es für meine Nerven gut ist. Über ihre Schulter sehe ich Svens Zahnbürste neben meiner stehen. Das ist nicht gut.
„Können wir noch kurz etwas besprechen, Frau Baur? Dann lasse ich sie auch schon wieder alleine. Ach ja, und in Max‘ Vorsorgeheft würde ich gerne reinschauen, wenn das in Ordnung ist.“
„Natürlich.“
Ich nehme das gelbe Heft vom Küchentisch, wo ich es schon zu diesem Zweck bereitgelegt habe, und folge ihr ins Wohnzimmer. Max ist an meiner Schulter eingeschlafen, doch gerade brauche ich ihn zu sehr, um ihn auf der Couch abzulegen.
Frau Claßen blättert kurz durch das Vorsorgeheft und gibt es mir dann zurück. Sie macht sich ein paar Notizen und lächelt mich wieder an.
„Gut, Frau Baur. Für mich ist alles zu meiner Zufriedenheit. Nur eine Frage hätte ich noch.“
„Ja?“
„Sie sind eine junge, attraktive Frau. Haben sie einen Mann an ihrer Seite?“
Diese Frage habe ich erwartet und dennoch keine passende Antwort darauf.
„Wenn sie auf die Zahnbürste anspielen, die ist von meinem besten Freund, der öfter hier übernachtet und mir auch mit Max aushilft.“
„Mögen sie mir von ihm erzählen? Haben sie keine Beziehung?“
Ich könnte ihr das nie in voller Bandbreite begreiflich machen. Trotzdem versuche ich es mit etwas Ehrlichkeit, auch wenn ich nicht alle Details preisgebe.
„Sein Name ist Sven. Er ist
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