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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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aufzuwecken, doch er wird trotzdem wach. Vorsichtig dreht er den Kopf zu mir, ohne von Max abzulassen. Unser erster richtiger Körperkontakt seit seinem Zusammenbruch über die Todesnachricht seines Vaters. Sven lächelt mich im Halbschlaf an, sich der Ereignisse der letzten Tage für ein paar Sekunden nicht bewusst. Der Moment, in dem es wieder in sein Bewusstsein dringt, zeigt sich daran, wie ihm das Lächeln abrupt von den Lippen fällt. Es bricht mir das Herz.
    Gott sei Dank stößt er mich nicht weg. Aber er schläft auch nicht mehr. Ich lege meine Hand auf seinen Brustkorb und bin so erleichtert, als er sie mit seiner eigenen umschließt.
    Bei allem, was ich in den letzten Monaten verloren habe, kann ich ihn nicht auch noch verlieren.
    Peters Worte kommen mir wieder in den Sinn. Es ist, als hätte er geahnt, dass er die OP nicht überlebt.
     
    Du bist immer wie eine Tochter für mich gewesen, Melina. Versprich mir, dass du ihn nie alleine lässt. Ohne dich funktioniert er nicht.
     
    Er hat damit so viel mehr gemeint, als dass sein Sohn mich liebt. Sven braucht mich genauso sehr, wie ich ihn. Deswegen würde er mich und Max auch nie als Belastung betrachten.
     

27.
     
    Eigentlich gefällt Sven mir im Anzug. Nur nicht gepaart mit einer schwarzen Krawatte und verweinten Augen. Er versucht stark zu sein, aber er schafft es einfach nicht. Wir sind alle froh, wenn dieser Tag hinter uns liegt.
    „Soll ich dir die Krawatte binden?“
    Ich rolle die letzten Zentimeter meiner halterlosen Strümpfe nach oben und lasse mein überknielanges, schwarzes Kleid darüber fallen. Im Spiegel sehe ich, wie Sven nickt und dabei einen dicken Kloß runterschluckt. Er stellt sich vor mich und lässt mich einen einfachen Knoten in das schmale Stück Stoff binden.
    Eine Sache, die ich nicht von meinem Vater, sondern von Peter gelernt habe. So sehr ich mich auch bemühe, nicht schon wieder zu weinen, es gelingt mir nicht.
     
    Alles sitzt, wir sind fertig angezogen und warten nur noch darauf, dass Jenny Max abholt. Sven wollte ihn mitnehmen, aber da habe ich gestreikt. An diesem einen Tag will ich nur für ihn da sein, und das kann ich nicht, wenn ich nebenbei noch nach meinem Sohn sehen muss.
    Er sieht mich an, mit einem Blick, der geradezu schreit: ‚Lina, ich schaff das nicht.‘ Es tut mir weh, ihn so zu sehen, aber ich kann ihm das nicht abnehmen. Es gibt keine Worte, die das hier besser machen können. Deswegen halte ich einfach meinen Mund und lege meine Arme um ihn.
     
    Marianne steht unter Beruhigungsmitteln und lässt sich von Jana und mir auf dem Weg von der Kapelle zum Grab stützen.
    Der Anblick von Sven, wie er mit Unterstützung von Thomas und den Sargträgern seinen Vater auf dem letzten Weg begleitet, ist fast mehr als ich ertragen kann. Er hätte das nicht tun müssen, aber er hat darauf bestanden.
     
    Die Grabrede des Pfarrers vermittelt mir den Eindruck, dass der ganze Schmerz dieses Prozesses nur unnötig hinausgezögert wird. Tief in mir drin macht sich ein Gefühl der Erleichterung breit, als endlich der Sarg herabgelassen wird. Auch wenn die Zeit der Trauer dadurch noch längst nicht vorbei ist, fühlt es sich doch so an, als wäre ein Stück damit abgeschlossen. In der Todesanzeige haben wir darum gebeten, von Beileidsbekundungen am Grab abzusehen und die meisten Leute halten sich auch daran.
     
    Sven und Thomas bringen ihre Mutter zum Auto und Jana geht zu den Zwillingen, die während der Beerdigung von ihrer Schwester beaufsichtigt worden sind.
    Für einen Moment stehe ich etwas hilflos in der Gegend rum, da sich die ganze Gesellschaft zerstreut und ein Teil davon auf den Weg zum Beerdigungskaffee macht. Also gehe ich zum Parkplatz, wo Sven mir schon entgegen kommt. Er ist blass, zittert und fällt mir regelrecht in die Arme. Irgendwie schaffe ich es, ihn zum Auto zu leiten. Wie betäubt lässt er sich von mir in den Beifahrersitz bugsieren, hält aber meine Hand weiterhin fest. Ich hocke vor der geöffneten Autotür und hoffe darauf, dass er sich von selbst beruhigt, aber es scheint nicht so, als würde das in den nächsten Minuten passieren. Unverständliche Worte kommen aus seinem Mund und er schüttelt sich fast, so sehr zittert er.
    Ohne Rücksicht auf den Ort, an dem wir uns befinden, hebe ich meinen Rock und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. Ich schließe die Autotür und lege ganz fest meine Arme um seine Schulter. Im Schutz meiner Umarmung lässt er los. Seine lauten Schluchzer klingen

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