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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wegen Mordes. Im Frühjahr vom Oberlandesgericht einstimmig freigesprochen.
    Yasser Askar. Länger als zwei Jahre seiner Freiheit beraubt wegen eines Mordes auf Södermalm. Im Mai vorigen Jahres vom Oberlandesgericht freigesprochen.
    Keith Cederholm. 1982 u.a. wegen Brandstiftung und Mord zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Drei Jahre seiner Freiheit beraubt. Wiederaufnahme des Verfahrens vom Obersten Gerichtshof zugelassen. Freigesprochen.
    Denkt an sie. Denkt an drei unschuldig Verurteilte, die jahrelang im Knast gesessen und vom Staat Entschädigungssummen erhalten haben.
    Denkt an Joy Rahman. Denkt an Yasser Askar. Denkt an Keith Cederholm.
    Herrgott, dachte Kerstin Holm. Dann dachte sie an eines und an nichts anderes mehr. An einen Buchstaben.
    U.
     
    »Ist dort die Bildagentur Fotoring?«, fragte Arto Söderstedt.
    »Ja«, sagte eine barsche Frauenstimme. »Aber wir haben jetzt geschlossen.«
    »Warum nehmen Sie dann ab?«
    »Während ich den Hörer abnahm, hat es sechs Uhr geschlagen.«
    »Hier ist die Polizei, und es ist wichtig. Kommissar Arto Söderstedt von der Reichskriminalpolizei. Was Sie auch machen, legen Sie nicht auf.«
    Ehemaliger selbsternannter stellvertretender Kommissar für ein paar Stunden also.
    »Haben wir nicht schon einmal miteinander telefoniert?«, sagte die barsche Frauenstimme. »Aber ich glaube, da waren Sie noch kein Kommissar …«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte Arto Söderstedt.
    »Ich habe das Abschiedsfest für Kommissar Jan-Olov Hultin organisiert. Ich habe bei Ihnen einen Fotografen bestellt, der Bilder machen sollte. Erinnern Sie sich?«
    Eine Weile war es still. Dann kam die barsche Frauenstimme wieder: »Sie haben lange gewartet mit Ihrer Beschwerde.«
    »Was meinen Sie?«
    »Es wurden ja keine Bilder gemacht. Wir bedauern das sehr und können Ihnen mitteilen, dass wir den fraglichen Fotografen von der Liste unserer freien Mitarbeiter gestrichen haben. Wir schulden Ihnen natürlich eine Wiedergutmachung in der einen oder anderen Form.«
    »Wurden keine Bilder gemacht?«, fragte Arto Söderstedt überaus deutlich.
    »Was meinen Sie?«
    »Wie hieß denn der Fotograf, der auf dem Pensionsfest Aufnahmen machen sollte?«
    Die barsche Frauenstimme, die nicht mehr sonderlich barsch war, sagte: »Juha-Pekka Niemelä.«
    Arto Söderstedt saß vollkommen reglos. Er schloss die Augen.
    »Wie wollen wir denn mit der Entschädigung verfahren?«, fragte die schüchterne Frauenstimme.
    »Ich melde mich wieder«, sagte Arto Söderstedt und legte auf.
    Er erhob sich und blieb einen Moment stehen. Dann ging er hinaus in den Korridor. Kein Laut, keine Bewegung. Er ging hinüber zu Kerstins Zimmer und trat ein, ohne anzuklopfen.
    Er zeigte auf sie.
    Sie saß schon da und zeigte auf ihn.
    »U«, sagte sie.
    »Hultins Fest«, sagte er.
    Dann senkten sie ihre Zeigefinger und starrten sich seltsam an.
    »Fang du an«, sagte Kerstin schließlich.
    Söderstedt legte die Hand über die Stirn, wie um seine Gedanken zu sammeln, und sagte: »Juha-Pekka Niemelä sollte auf Hultins Pensionsfest fotografieren. Die Bildagentur bedauert, dass kein Fotograf erschienen ist.«
    »Aber es war doch ein Fotograf da«, stieß Kerstin hervor.
    »Wir haben doch Bilder bekommen. Mörner mit fliegendem Toupet.«
    »Man könnte sich vorstellen, dass Niemelä den Auftrag einem Kollegen überlassen hat«, sagte Söderstedt. »Aber viel wahrscheinlicher ist es, dass der Fotograf, der da war, ihn ermordet hat.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Söderstedt. »Um die A-Gruppe zu fotografieren?«
    »Er hat Kinder und Frauen und Familien fotografiert. Er hat den totalen Zugang zu allen uns Nahestehenden.«
    »Aber warum interessiert er sich für uns?«
    Kerstin Holm fixierte ihn und sagte: »Ich bin schon vorher auf einen ähnlichen Gedanken gestoßen. Bengt Åkesson vom Länskrim hat gesagt, der Mord an Juha-Pekka Niemelä wäre vielleicht gerade deshalb so spektakulär ausgefallen, damit die A-Gruppe ihn bekäme. Er zielt auf uns ab. Irgendwie.«
    »Die Oblate hat etwas zu bedeuten«, sagte Söderstedt.
    »Das Symbol für den menschlichen Körper wird wieder Menschenkörper.«
    »Daran habe ich auch gedacht«, sagte Holm. »Stimmte das mit den Schlafmitteln? Hast du etwas von Qvarfordt gehört?«
    »Ja. Niemelä war ordentlich betäubt. Kein Schmerz.«
    Kerstin Holm nickte. »Ich glaube, er hat zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen«, sagte sie. »Niemelä hat seine Frau misshandelt, nicht

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