Ungeschoren
wie du. Und der grauenvolle Chef Mårdström. Auch Schwachstrom genannt.«
»Kennst du einen von den anderen?«, fragte Hjelm behutsam.
»Ich glaube gehört zu haben, dass Micke Furberg aufgeflogen ist. Das Majls hat er ganz ordentlich geführt, allerdings mit einem sehr kommerziellen Touch.«
»Er sitzt tatsächlich wegen Drogenschmuggels in einem norwegischen Gefängnis. Er hat versucht, in Eskilstuna einen richtigen Drogenclub zu starten. Es gibt also schon Anknüpfungspunkte. Der Verdacht gegen das Majls ist nicht unbegründet. Schon gar nicht, wenn man an Gurgel denkt.«
Chavez lachte auf. »Gurgel hast du auch aufgetrieben?«
»Say no more«, sagte Hjelm und fühlte sich auf etwas festerem Boden. »Dann sind da noch zwei Musiker.«
Chavez nickte. »Rocke Rööf ist ja eine Gitarrenlegende«, sagte er. »Stig Nilsson kann ich nicht richtig unterbringen. Vielleicht ist es der Name eines Saxophonisten. Glaube ich. In einem Jazzquartett aus Stockholm, das ich überlisten konnte, da hochzukommen.«
»Soweit ich gehört habe, hast du eine Reihe von Größen da hochbekommen.«
»Nja«, sagte Chavez. »Und wer ist das hier? Von einer Ann-Charlotte Stefansson habe ich, glaube ich, noch nie etwas gehört.«
»Von der Sozialbehörde«, sagte Hjelm. »Sie wusste nur Gutes über dich zu sagen.«
»Im Unterschied zu den anderen«, sagte Chavez grimmig.
»Aber natürlich, jetzt erinnere ich mich. So hieß sie. Ein Prachtstück. Groß wie ein Haus. Aber Eva-Liza Besch, damit kann ich überhaupt nichts anfangen.«
»Hattest du keine Groupies?«
»Eine ganze Menge«, sagte Chavez mit einem schiefen Lächeln. »Natürlich könnte es eine von ihnen sein. Aber mir sagt der Name nichts.«
»Und wie fühlst du dich jetzt?«, sagte Hjelm. »Wo du zurück bist in der Branche?«
»Es ist wunderbar. Die Musik. Ich bin auf dem falschen Planeten gelandet.«
»Wer ist das nicht? Ein wildes Leben?«
»Wir sind sehr gesetzte alte Ehemalige.«
»Viel … Alkohol?«
Chavez lächelte dünn und wollte gerade antworten, als er sich plötzlich bremste und mit offenem Mund und der Hand in der Luft erstarrte. So stand er einige Sekunden lang da.
Und Paul Hjelm versank im Erdboden. Er hatte vergessen, dass er mit Jorge sprach. Seinem alten Partner. Sie lasen gegenseitig ihre Gedanken.
»O Scheiße, verfluchte«, sagte Jorge, drehte sich um und betrachtete eine Tür etwas weiter abwärts im Flur. Eine Toilettentür. »O verfluchte Scheiße«, wiederholte er. »Du Mistkerl.«
»Was denn?«, log Hjelm. Das Leben schien zu explodieren.
»Kaputte Spülung, my ass. Was hat er zu Grundström gesagt? ›An Ihrer Stelle würde ich schon heute einen Drogentest bei ihm machen‹?«
»Ja.«
»Und da hast du es gemacht? Heimlich? Bei mir? Mir? «
»Spuren von Haschisch. Ich musste es wissen.«
»Du hättest mich einfach fragen können«, schrie Chavez, dass Isabel aufwachte und zu brüllen anfing. Er übertönte sie: »Dann hätte ich dir gesagt, ja, ich nehme manchmal während meiner Dienstbefreiung einen Zug von dem verdammten Joint, der im Übungsraum herumgeht. Du Mistkerl!«
»Du hättest überhaupt nichts davon erfahren sollen«, sagte Hjelm krampfhaft. »Keiner hat das. Keiner hätte es sollen. Es sollte in meinem Gehirn verschlossen bleiben.«
»Ich habe gerade verdammt viel über dich und dein verschlossenes Gehirn erfahren«, sagte Chavez und gab ihm einen langen Blick.
Dann drehte er ihm den Rücken zu.
35
Es klopfte. Kerstin Holm konnte noch auf die Uhr sehen und feststellen, dass es schon halb zwei war und sie nur wenig geschafft hatte, bevor die Tür aufgestoßen wurde und ein elegant gekleideter Herr, den sie vage zu kennen meinte, hereinstürmte und drohend einen platschnassen Regenschirm schwenkte.
»Jetzt haben Sie lange genug im Trüben gefischt«, rief er triumphierend.
Sie überlegte, ob der Mann nicht eigentlich die Fischereibehörde suchte.
Dann verstand sie. »Rechtsanwalt Rosenskiöld«, sagte sie gemessen.
»Joy Rahman war dagegen nur ein kleiner Fisch«, sagte Rechtsanwalt Rosenskiöld.
»Der aber nicht mehr auf dem Trockenen zappelt«, sagte Kerstin Holm.
»Soviel ich verstanden habe, halten Sie fünf unschuldige Lämmer in Ihren Kerkern fest«, sprudelte er hervor und sah siebenstellige Summen durch den Raum flattern.
»Deren Unschuld nicht bewiesen ist«, sagte sie aus reiner Gemeinheit.
Der Anwalt schnaubte und bekam einen hochroten Kopf.
»Unschuld braucht nicht bewiesen zu werden«,
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