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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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in Sundsvall gab es tatsächlich in geringem Umfang Drogenkonsum.«
    Drogenkonsum, dachte Hjelm. Warum verdammt sage ich Drogenkonsum?
    Chavez war jetzt aufgestanden. Er unterließ es immer noch, laut zu schreien. Hjelm fühlte sich von Isabel gerettet.
    »Es war ein Jazzclub«, sagte Chavez. »So was kommt vor in Jazzclubs. Wenn man Musik machen will, muss man damit leben.«
    »In der Anzeige wurde behauptet, das Majls sei der Umschlagplatz für Rauchheroin in Norrland gewesen. Ich habe eine Liste mit acht Zeugen, die angeblich wissen, dass du in die Geschäfte verwickelt gewesen sein sollst. Keiner von ihnen hat die Vorwürfe bestätigt. Das Interessante ist also nicht die Anzeige. Interessant ist die Frage: warum? Warum zieht er dich da rein? Das kann man doch wohl nicht als ›ethisch‹ bezeichnen, Arto? Wie passt das in diese Serie von mehr oder weniger ›gerechten‹ Morden? Irgendwelche Ideen? Arto? Jorge?«
    »Ich bin vor allem sauer darüber, dass du mir nichts erzählt hast«, sagte Chavez. »Wie lange geht das schon? Wie lange untersuchst du schon heimlich meine zweifelhaften Geschäfte?«
    »Ich arbeite nicht mehr hier«, sagte Hjelm. »Ich habe einen Chefposten in der Internabteilung. Mein Regelsystem ist wesentlich rigoroser. Und das bedaure ich mehr als jeder andere.«
    »Er baut eine Brücke«, sagte Söderstedt. »Zwischen dir und uns. Als er Grundström anruft, weiß er, dass du die Sache bekommst, Paul. Er weiß, dass Grundström sich nicht die Finger daran verbrennen will. Und spielt er nicht gleichzeitig mit den Unterschieden zwischen uns? Damit, dass du praktisch die Sprache nicht gebrauchen kannst, wie es sein sollte? Damit, dass das Gesetz dich daran hindert? Ist es nicht genau genommen das gleiche Dilemma? Ihr seid die besten Freunde – und ihr könnt nicht mehr miteinander reden. Er zeigt die Barriere auf.«
    »Aber warum so detailliert? Warum all diese mediokren Zeugen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Söderstedt.
    »Eine Liste mit den acht Namen wird verteilt«, sagte Hjelm bedrückt. »Wenn ihr wollt, könnt ihr das Gespräch hören, aber er benutzt einen Stimmverzerrer.«
    »Ich weiß nicht, was ihr denkt«, sagte Kerstin Holm, »aber ich finde, wir müssen weiterkommen. Es ist schon ziemlich spät. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Geschichte zu klären, bevor wir nach Hause gehen und Mittsommer feiern. Und leider gibt es nicht besonders viele Möglichkeiten. Möchtest du noch etwas hinzufügen, Paul?«
    »Nein«, sagte Paul kleinlaut. »Nichts.«
    »Also dann. Arto macht weiter mit –«
    »Vebach Zelsai«, fiel Söderstedt ihr ins Wort.
    »Mit Lars-Inge Runström«, sagte Kerstin ungerührt (doch mit einem raschen Seitenblick zu dem mäuschenstill und ausgesprochen unbeteiligt dasitzenden Jan-Olov Hultin). »Lena hilft Sara, die Nuss Naska Rezazi zu knacken. Wie kommst du übrigens mit den Videoaufnahmen voran, Lena?«
    »Schlecht«, sagte Lena Lindberg. »Auf dem Film aus dem Aufzug sind seine Hände zu sehen, als Viggos Kinder sich mit Rasseln schlagen, aber mehr nicht. Und nichts deutet darauf hin, dass er so dumm war, sich von den übrigen Überwachungskameras erwischen zu lassen.«
    »Also machst du mit Naska weiter. Viggo muss weiter die Teilnehmer des Festes bearbeiten. Bring sie dazu, sich zu erinnern. Gunnar koordiniert die drei entstehenden Phantombilder. Ich selbst muss mich um mein Flipchart kümmern.« (Wieder ein schneller Blick zu Hultin, der keine Miene verzog.)
    »Im Übrigen«, fuhr Kerstin nach einer Weile fort, »ist der gesamte Fall hier auf dem Flipchart dargestellt. Falls ihr Einblick benötigt, seid ihr in meinem Zimmer willkommen.«
    »Die Phantombilder koordinieren?«, sagte Gunnar Nyberg. »Ich muss mich verhört haben.«
    »Und liest Shakespeare …«
    » Jetzt habe ich richtig gehört«, sagte Nyberg.
     
    Hjelm und Chavez stießen auf dem Flur zusammen. Keiner von beiden hatte ein Zimmer, in das er gehen konnte, also warteten sie, bis die anderen verschwunden waren. Es war ein finsteres Warten. Kein Blick wurde gewechselt.
    Hjelm streichelte vorsichtig Isabels dunkle Haarbüschel.
    Chavez schaute die Liste mit den Namen der acht Zeugen durch. Hjelm hatte sie gekürzt und nur die Namen aufgeschrieben.
    Chavez schüttelte den Kopf. »Die drei Polizeikollegen sind ja direkt feindlich eingestellt«, sagte er. »Seltsame Zeugen. Bengt Eriksson, dieser Kotzbrocken. Und Blomdahl, dieser Verrückte, der natürlich weggelobt wurde, ungefähr so

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