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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gestanden hatten.
    Schließlich sagte Hultin: »Ich bin erst ein paar Tage pensioniert. Und du bist schon da.«
    Hjelm warf einen schnellen Blick auf Stina. Das reichte.
    »Ich bin nicht mehr Polizist«, sagte Hultin. »Alles, was du mir sagen willst, kannst du auch Stina sagen. Sie hat mir über die Jahre viel mehr geholfen, als du glaubst. Schweigepflicht hat es zwischen uns nie gegeben.«
    Stina lachte kurz auf. Ihr Blick ruhte weit draußen über dem Wasser. »Die Möwe ist wieder da«, sagte sie.
    Eine große Silbermöwe segelte in weiten Kreisen über dem gegenüberliegenden Seeufer.
    »Wie ist es bei den Internen?«, fragte Hultin.
    »Ganz okay«, sagte Hjelm. »Alles ist extrem professionell. Aber es lässt sich nicht verheimlichen, dass es auch viel unfreier ist. Und ich komme mir verdammt komisch dabei vor, einem Mann Anweisungen zu geben, der noch vor ein paar Jahren versucht hat, meine Entlassung zu bewirken.«
    »Du denkst an Mårtensson? Grundströms alten Kollegen?«
    »Er nagelt mich ständig mit dem Blick fest. Das beeinträchtigt das Arbeitsklima. Also, wenn du mich fragst, ob ich jetzt glücklicher bin, weiß der Kuckuck. Aber ich habe eine eigene Sekretärin. Und ein klimatisiertes Büro.«
    Hultin lachte laut. »Das hatte ich nie«, sagte er. »Weder noch. Und wie geht es mit … dem anderen …?«
    »Der Scheidung? Puhh. Ich bin jetzt ausgezogen, nach Messer-Söder. Slipgatan. Es ist ziemlich … abgelegen. Aber lieber das als Eiseskälte.«
    »Hättet ihr es nicht wieder hinbiegen können? Cilla und du, ihr machtet den Eindruck, als gehörtet ihr zusammen. Es kommt nicht oft vor, dass man es so deutlich sieht. Es ist für mich genauso unwahrscheinlich, als ob Stina und ich getrennte Wege gingen.«
    »Vielleicht«, sagte Hjelm. »Wenn wir nur miteinander hätten reden können. Darum geht es eigentlich. Aber sobald einer von uns etwas sagte, hat der andere draufgehauen. Unfehlbar.«
    Hultin schwieg. Er warf seiner Frau einen Blick zu.
    »Na dann«, sagte er. »Warum bist du hier?«
    Hjelm schwieg eine Weile und schlürfte von dem mörderisch starken Kaffee. Während er ihm durch die Kehle rann und alles wegputzte, was ihm in den Weg kam, sagte Hjelm:
    »Was weißt du von Jorge?«
    Jan-Olov Hultin betrachtete ihn aufmerksam. Chavez war seine eigene ›Entdeckung‹, das wusste Hjelm. Die anderen in der ursprünglichen A-Gruppe waren das Ergebnis von Tipps von Seiten der Polizeibehörden im Land, Söderstedt aus Västerås, Holm aus Göteborg, Norlander aus Stockholm, Nyberg aus Nacka und Hjelm aus Huddinge.
    Aber Jorge Chavez hatte Hultin ganz allein auf irgendeine Weise von Sundsvall heruntergeholt.
    »Was ist denn los?«, sagte Hultin.
    »Eine anonyme Anzeige von der Art, um die wir uns normalerweise einen Dreck scheren.«
    »Und warum macht ihr das nicht auch mit dieser?«
    »Wegen einer überzeugenden Drohung, alles zu veröffentlichen, wenn wir der Sache nicht nachgehen. Das ist genau das, wonach sich die Presse jetzt in der Sauregurkenzeit die Finger lecken würde. Sie würde die Sache an die große Glocke hängen. Ich kann es schon vor mir sehen: ›Landesweit bekannter Polizist aus Einwanderermilieu in Drogenskandal verwickelt.‹«
    »Drogenskandal?«
    Hjelm beugte sich hinunter zu seinem neuen Aktenkoffer, hob das Tonbandgerät heraus und schaltete es ein. Es lief lange.
    Als es zu Ende war, sagte Hultin: »Drogentest? Spinnt der?«
    »Da geht er zu weit«, nickte Hjelm. »Du und ich, wir haben beide sehr viel und sehr, sehr eng mit Jorge zusammengearbeitet. Ich setze mein Leben darauf, dass er nie unter dem Einfluss von stärkeren Drogen gestanden hat als Columbiakaffee.«
    Hultin stöhnte und machte eine Geste zum Tonbandgerät: »Was ist das hier eigentlich? Wer ist der Mann? Was bezweckt er?«
    »Mit diesen Fragen habe ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen«, sagte Hjelm. »Es könnte natürlich ein freier Journalist sein, der da oben in Sundsvall über irgendwas gestolpert ist. Aber warum es dann an uns geben? Vielleicht ein zorniger, rachelüsterner Kollege?«
    »Die Stimme sagt etwas anderes«, sagte Stina Hultin plötzlich.
    »Wie meinst du das?«, fragte Hjelm überrascht.
    »Es liegt kein Hass in der Stimme. Er ist eher informierend. Ruhig und gefasst.«
    »Ja«, sagte ihr Mann. »Es ist ein ziemlich sonderbares Gespräch. Spiel es noch einmal ab.«
    Hjelm spulte zurück und spielte es noch einmal ab.
    »Grundström.«
    Eine Männerstimme, die sich ziemlich verzerrt

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