Ungestüm des Herzens
denke gar nicht daran, mich mit Ihnen darüber zu unterhalten.«
»Dann werde ich Samantha selbst fragen.«
»Nein, das werden Sie nicht tun«, sagte Hamilton mit abschließender Kühle.
Hank sah ihm fest in die Augen. »Hat sie sich von mir scheiden lassen?«
Hamilton setzte sich erschöpft hin. »Zu meinem Leidwesen nicht.«
»Dann ist es mein Recht, sie zu sehen.«
»Nicht in meinem Haus! Falls Ihnen das nicht klar sein sollte, Chavez - Sie sind hier kein willkommener Gast. Bringen Sie vor, was Sie zu sagen haben, und dann verschwinden Sie.«
Ein Muskel in Hanks Kiefer zuckte. Er rannte gegen die Wand, und das wußte er selbst nur zu gut. Er war allein gekommen, weil er nicht den Eindruck machen wollte, etwas gewaltsam zu erzwingen und somit weitere Feindseligkeit zu schaffen. Er wußte eigentlich gar nicht, was er erwartet hatte.
»Ich bin gekommen, um meinen Schuldschein zurückzufordern«, sagte Hank steif. Er legte einen Bankscheck auf den Schreibtisch.
Hamilton nahm den Scheck überrascht in die Hand. »Ich muss schon sagen, damit hätte ich nie gerechnet. Sind Sie plötzlich zu Reichtum gekommen?«
»J a, in der Tat.«
Hamilton hatte seine Frage sarkastisch gemeint, und jetzt ließ ihn die Antwort schlucken. »Mit meinen Minen?« schrie er. »Mein Gott! Sie zahlen mich vom Ertrag meiner eigenen Minen!«
»Das wäre eine Ironie des Schicksals - wenn es so wäre«, sagte Hank. »Nein, Señor , die Kupferminen tragen sich kaum. Dieses Geld kommt von Silberfunden in Colorado.«
»Eine gute Mine?«
»Nach Angaben meines Partners, ja.«
»Das schlägt dem Faß den Boden aus«, sagte Hamilton widerwillig. »Zum Teufel, Chavez, Sie könnten in eine Mistgrube fallen und anschließend nach Rosen duften. Sie haben alles, was Sie je wollten, stimmt's?«
»Nein, nicht ganz, Señor .«
»Ach? Soll das heißen, dass es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit auf Erden gibt?«
Hank konnte sich nur noch mit Mühe zusammenreißen.
»Mein Schuldschein?«
Hamilton zog ihn aus einer Schublade und warf ihn auf den Schreibtisch. »Somit haben Sie hier nichts mehr zu suchen, Chavez. Es mag zwar sein, dass Sie im Moment noch mit meiner Tochter verheiratet sind, aber ich für mein Teil erkenne diese Ehe nicht an. Lassen Sie sich nie wieder hier blicken. «
Hank sah seinen Schwiegervater fest an und fragte sich, ob er sein Anliegen gewaltsam vorantreiben sollte. Er wollte Samantha unbedingt sehen. Doch er war allein. Kingsley brauchte nichts weiter zu tun, als ein paar seiner vaqueros zu rufen.
»Ich gehe, Señor . Würden Sie Samantha sagen, dass ich hier war? Und dass ich möchte, dass sie sich mit mir in Verbindung setzt?«
»Ich werde es ihr sagen, aber es wird keinen Unterschied machen. Sie will Sie nicht sehen.« Er lachte trocken. »Als sie das letzte Mal Ihren Namen genannt hat, war es, um Sie zu verfluchen. Nein, Chavez, sie hat ganz entschieden nicht den Wunsch, Sie zu sehen.«
Hank drehte sich auf dem Absatz um. Sein Zorn braute sich immer heftiger zusammen, als er sich auf den Weg zu EI Rey machte. Samantha war hier, irgendwo. Hier, und doch unerreichbar. Er wollte nur mit ihr reden. Glaubte ihr Vater, er würde sie ein zweites Mal entführen? Dios, sie war schließlich seine Frau! Er hatte nicht vorgehabt, aus diesem Umstand einen Nutzen zu ziehen, und dennoch war es eine bestehende Tatsache. Und Samantha hatte nichts unternommen, um etwas daran zu ändern, bisher jedenfalls nicht.
»Mi caballo, por favor«, sagte Hank zu dem alten vaquero, der im Stall stand.
Er wollte nicht in diese Scheune treten. Allein der Anblick dieses Ortes ließ ihn die Qualen und die Ängste empfinden, die er hier schon empfunden hatte. Außerdem muss te er an das denken, was Lorenzo ihm von jener Nacht erzählt hatte. Er konnte Samantha deutlich vor sich sehen, strahlend schön in ihrem Zorn. Aber eine Samantha, die ihm half? Die ihn rettete? Das konnte er sich immer noch nicht vorstellen, nicht, solange er die Gründe nicht kannte. Er muss te die Gründe erfahren. Wenn er sich weiterhin den Kopf darüber zerbrach, würde er noch verrückt werden.
»Ihr Pferd, Señor .«
»Gracias.«
Hank stieg auf, aber er ritt nicht los. Er sah sich um. Vor allem war sein Blick auf das Haus gerichtet. Befand sich Samantha in diesem Haus, oder war sie ausgeritten?
Die Ranch war hergerichtet worden und erweckte den Eindruck, als hätten die Kingsleys immer dort gelebt. Seine eigene Ranch sah genausogut aus, seit Patrick McClure ein
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