Ungestüm des Herzens
Vermögen auf seiner Türschwelle abgelegt hatte. Hank hätte zufrieden sein sollen, wie Lorenzo es ihm immer sagte. Er hatte sein Ziel erreicht. Er hatte seinen Familienbesitz wieder erworben, und die Ranch blühte und gedieh. Alles war wieder so wie in besten Zeiten. Aber er empfand eine solche Leere. Ihm fehlte etwas. Hank konnte seinen Triumph nicht auskosten. Selbst sein neuerlicher Reichtum war ihm völlig gleichgültig.
»Sie wird nicht plötzlich auftauchen, Señor . Es war Zeitverschwendung, hierherzukommen.«
Hank sah den alten Mexikaner scharf an. »Was soll das heißen?«
»Sind Sie nicht gekommen, um Sam zu sehen?«
»Ich bin gekommen, um eine Schuld zu begleichen«, erwiderte Hank kühl.
Der vaquero grinste, und Hanks Zorn glimmte auf. »Es gibt viele Möglichkeiten, Schulden zu bezahlen. Sie hätten deshalb nicht den langen Weg zurück l egen müssen.«
»Wer sind Sie? «
»Manuel Ramirez. Ich war schon bei dem patrón , ehe seine Tochter zu ihm gekommen ist. Nichts geht in dieser Familie vor, ohne dass ich davon erfahre.«
»Dann wissen Sie, wo Samantha ist?«
»Natürlich. Genauso selbstverständlich ist, dass ich weiß, dass Sie ihr Ehemann sind, Señor Chavez.«
»Dann sagen Sie mir eins, Manuel: Sind Sie nicht auch der Meinung, dass ein Mann das Recht hat, seine Frau zu sehen?«
» Gewiss «, erwiderte Manuel, doch er fügte hinzu: »Vorausgesetzt, die Frau hat ihren Mann freiwillig geheiratet.«
Hank sah ihn finster an. »Ich will doch nur mit ihr reden, verdammt noch mal!«
»Wozu, Señor ? Sie wollten sie doch eigentlich gar nicht heiraten. Und Sie haben ihr gesagt, dass es ihr jederzeit freisteht, sich scheiden zu lassen.«
»Qué diablos!« fluchte Hank. »Woher wissen Sie das alles?«
»Sam hat meiner Frau und meiner Tochter vieles anvertraut, solange sie hier war. Sogar manches, was sie selbst dem patr o n nicht erzählt hat.«
Hank musterte den Mann nachdenklich. Dann sagte er freundlich: »Dann können Sie mir vielleicht sagen, warum sie mir in jener Nacht geholfen hat.«
»Si. Ich weiß, warum. Aber es ist nicht meine Sache, Ihnen das zu sagen, Señor . Das ist etwas, was Sie von niemand anderem als von Sam selbst hören sollten.«
»Por Dios! Wenn ich sie doch nicht sehen kann ... «
Manuel zuckte die Achseln, ohne noch etwas zu sagen. Erbost riss Hank an den Zügeln und ritt los. Doch dann schoss ihm etwas durch den Kopf, was Manuel gerade gesagt hatte, und er hielt EI Rey an und ließ ihn zur Scheune zurücktraben. »Solange sie hier war«, hatte er gesagt.
»Ramirez! Sam ist gar nicht hier, oder?«
Manuel grinste breit. »Ach, Sie haben mich also doch bei meinem Versprecher ertappt. Ich dachte schon, Sie hätten es nicht gemerkt.«
»Ist sie hier?«
»Nein, Señor . Sie war hier nicht glücklich. Sie ist schon seit mehreren Monaten fort. Wenn Sie sie sehen wollen, werden Sie weit reisen müssen.«
»Wohin?« fragte Hank ungeduldig.
»In das Land, in dem sie geboren wurde.«
»Sie ist in England!« Hank war vollkommen verblüfft.
»Si, in England, bei ihrem hermano, der dort lebt.«
39
»Sam, wenn du dich nicht eilst, wirst du nicht rechtzeitig fertig!«
»Ach, lass mich doch in Ruhe, Lana«, murrte Samantha, die sich das warme, feuchte Tuch auf die Stirn presste . »Ich habe schreckliche Kopfschmerzen, und ich spüre, dass ich eine Erkältung bekomme.«
»Ich glaube, das sind nur Ausreden, weil du nicht aus deinem warmen Bett kommen willst.«
»Unsinn. Was stört mich die Kälte? Es ist Winter. Ich gewöhne mich daran.«
»Du bist die Kälte ebensowenig gewohnt wie ich«, schalt Froilana. »Und wenn du dich erkältet hast, dann liegt es daran, dass du auf deinen morgendlichen Spaziergängen im Park bestehst.«
»Ich kann doch nicht ständig in diesem Haus bleiben!«
»Bei schönem Wetter nicht. Aber wir haben seit einem Monat kein anständiges Wetter mehr gehabt. Außerdem warst du den ganzen Nachmittag im Bett. Es ist völlig ausgeschlossen, dass du Kopfweh hast.«
»Wenn ich vorher keine Kopfschmerzen gehabt hätte, hätte ich inzwischen welche. Du bist wirklich schlimmer als deine Mutter es je war. Tu dies, tu jenes. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr du versuchen würdest, mich zu bevormunden, hätte ich dich zu Hause gelassen.«
»Und wer hätte sich dann um dich gekümmert?«
»Verdammt noch mal, Lana, ich bin doch kein Kind mehr! « fauchte Samantha.
»Dann benimm dich auch nicht so. Und steh endlich auf!«
»Nein. Lass dir lieber
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