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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nach seinem Eintreffen hörte er die Schreie von oben, und er war völlig erledigt. Mit einem Glas in der Hand saß er in der hintersten Ecke des Salons, so weit wie möglich von der geschlossenen Tür entfernt. Er ließ das Eis in seinem Glas klirren, um die Geräusche von oben ein wenig zu übertönen, doch ab und zu wich jede Spur von Farbe aus seinem Gesicht. Er saß völlig benommen da, hielt seinen dritten Drink in der Hand und litt mit dem, was er von oben hörte, mit.
    »Sie sollten nicht hier sein, Hank«, sagte Sheldon, als wieder ein Schrei erstarb und den Raum in eine gespenstische Stille tunkte. »Ich auch nicht, wenn man es genau nimmt. « Er war der einzige, der im Zimmer auf und ab ging. »Gütiger Himmel, hier haben Männer nichts zu suchen.«
    Hank bemühte sich, Sheldon klar zu sehen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis er etwas sagte. »Sie werfen mich doch nicht raus?«
    »Nein, natürlich nicht. «
    »Dann bleibe ich.«
    »Mein Club ist ganz in der Nähe. Warum gehen wir nicht ... ?« erbot sich Sheldon.
    »Nein.«
    Lorenzo schüttelte den Kopf. »Er hat recht, Hank. Du hast hier im Moment nichts zu suchen. Geh eine Weile fort.«
    »Mein Platz ist an ihrer Seite«, erwiderte Hank.
    »Sie weiß nicht, dass du hier bist«, hob Lorenzo hervor. »Du kannst ihr nicht helfen.«
    » Lass mich, Lorenzo. Ich will genau hier ... « Der bisher lauteste Schrei drang durchs Treppenhaus, und Hank entglitt das Glas. »Mein Gott! Sie stirbt. Ich habe sie umgebracht.«
    »Unsinn«, schalt Lorenzo.
    Hank wandte sich ihm zu. »Kannst du mir beschwören, dass sie nicht sterben wird? Kannst du das?«
    »0 mein Gott«, fiel ihnen Sheldon ins Wort. »Ich halte das nicht mehr aus. Es ist hochgradig unschicklich und ... und es macht mich absolut wahnsinnig. Bleiben Sie, wenn Sie bleiben müssen. Ich gehe.«
    Er holte seinen Mantel und ging auf die Tür zu. Doch während er durch den Flur ging, ertönten gleichzeitig der Schrei eines Kindes und Froilanas Freudenschrei: »Es ist ein Junge!«
    Sheldon trat wieder in den Salon. Auf seinen Lippen stand die Andeutung eines Lächelns. »Ich habe einen Neffen.«
    Hank war bereits von seinem Stuhl aufgesprungen. Er lief an Sheldon vorbei, sprang die Treppe hinauf und riss die Tür zu Samanthas Schlafzimmer auf.
    Dampf stieg von dem kochenden Wasser auf, und die Hitze war unerträglich. Froilana versuchte, Protest gegen Hanks Anwesenheit einzulegen, doch der Arzt nickte zustimmend, und sie wandte sich wieder der Säuberung des Babys zu.
    »Sind Sie der Ehemann?«
    Hank hörte die Frage nicht. Er starrte auf das riesige Bett, ohne Samanthas Gesicht sehen zu können. »Ist sie in Ordnung?«
    »Wollen Sie el niña sehen?« fragte Froilana stolz.
    Doch Hank ignorierte auch sie. »Ist sie in Ordnung?« wiederholte er mit Nachdruck.
    »Warum fragst du mich nicht selbst?« sagte Samantha leise. Hank trat näher zum Bett. Samantha konnte die Augen kaum offenhalten, doch es gelang ihr, ihn fest anzusehen, ehe sie die Augen wieder schloss . Nie hatte er sie so erschöpft gesehen.
    »Sam?«
    »Was tust du hier?« Ihre Stimme war belegt.
    »Ich habe mir von deinem Bruder versprechen lassen, dass er mich holen lässt «, erklärte Hank eilig. »Du kannst mir doch nicht das Recht streitig machen, hier zu sein, Sam, oder?«
    »Doch, das kann ich. Du wolltest mich doch vorher auch nicht haben. Dir war doch gleich, ob ich mich scheiden lasse. Was also hast du hier zu suchen?«
    Hank sagte verlegen: »Das Kind natürlich.«
    »Natürlich«, erwiderte sie.
    »Ich bin nicht auf Streit mit dir aus, Sam«, sagte er seufzend. »Mein Gott, ich dachte, du stirbst hier oben.«
    »Das ist ja absurd«, sagte sie mit mattem Hohn. »Es war unangenehm, aber jede Frau, die Kinder hat, hat das durchgemacht. Ich kann mich ... noch nicht mal ... erinnern ... «
    Samanthas Augen fielen wieder zu, und ihre Stimme versagte. Hank blieb auf der Stelle stehen und starrte sie an. Er wollte nicht gehen. Samantha Blackstone Kingsley Chavez, seine Frau, die Mutter seines Sohnes, die Frau, nach der er ein wildes Verlangen hatte. Diese Frau erstaunte ihn immer wieder mit ihrem Stolz, ihrem Wagemut, ihrem Temperament, ihrer Leidenschaft. Wenn sie ihn nur wirklich ge hasst hätte, ihn immer ge hasst hätte, wäre er wenigstens nicht so verwirrt. Aber in der Leidenschaft hatte sie ihm gezeigt, wie es für sie beide sein konnte. Es wäre besser, er hätte es nie gewusst . Dann hätte er sich nie eingestanden, dass er sie liebte.

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