Ungestüm des Herzens
erstaunt mich, dass du vor der Geburt meines Erstgeborenen damit herausrückst.«
Ihr Hohn saß. Sheldon versuchte, sie mit einem Blick in ihre Schranken zu weisen, doch sie ignorierte ihn. Sie widmete einmal mehr ihre gesamte Aufmerksamkeit ihrem Teller.
»Warum verärgerst du absichtlich deinen Bruder?«
Wie oft hatte sie diese tiefe Stimme in ihren Träumen gehört! Samantha wollte ihn nicht ansehen. Sie wappnete sich.
»Das geht dich nichts an.«
»Sieh mich an, Kleines.« Das war zart, leise und spanisch und so dicht an ihrem Ohr, dass sie seinen Atem spüren konnte.
Sie konnte es nicht ertragen. Steif erhob sie sich und entschuldigte sich höflich, ehe sie das Zimmer verließ. Ihr Zustand erlaubte es ihr, sich früh zurückzuziehen. Sie hätte es nicht ertragen, auch nur noch ein Wort von dieser zarten, schmeichlerischen Stimme zu hören. Sie konnte nicht mit ihm sprechen, noch nicht. Sie wollte ihn schlagen, ihn anschreien ihn küssen. Dieser verfluchte Kerl!
41
Hank öffnete die Schlafzimmertür ohne anzuklopfen, doch er bereute diesen Impuls augenblicklich. Samantha ließ sich gerade von ihrem Mädchen beim Ausziehen helfen. In dem Blick, den Samantha ihm zuwarf, stand Mordlust. Das Mädchen, das ihr half, zog schnell Samanthas Kleid wieder über ihre Schultern und trat mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück.
»Verzeih mir, Sam«, sagte Hank unbeholfen.
Samantha dachte natürlich gar nicht daran. »Dir verzeihen? Nachdem du unaufgefordert hier eindringst, obwohl du weißt, dass du unerwünscht bist? Wie kannst du es wagen?«
»Ich könnte sagen, dass es mein gutes Recht ist, das Schlafzimmer meiner Frau zu betreten«, erwiderte Hank kühl.
Samantha holte scharf Luft. »Wenn du mir mit deinen Rechten als Ehemann kommst, lasse ich mich so schnell scheiden, dass du gar nicht weißt, wie dir geschieht.«
»Das ist dein Mann?« keuchte Froilana.
»Tu nicht so, als hättest du ihn nicht schon gesehen, als mein Bruder ihn hereingebeten hat, Lana. Du hast mir selbst erzählt, was sich zwischen den beiden abgespielt hat.«
»Ich habe ihn aber nicht richtig gesehen. Ich stand auf dem oberen Treppenabsatz und habe nur gehört, was sie geredet haben. Caramba!!« rief Froilana fasziniert aus. »Wie kannst du einem so gutaussehenden Mann böse sein?«
Hank kicherte in sich hinein, und Samantha zuckte zusammen. »Meine Güte«, sagte sie. »Wenn du ihn so unwiderstehlich findest, Lana, dann kannst du ihn haben. Aber sorg vorher dafür, dass er mein Zimmer verlässt .«
»Ich würde ihn mit Vergnügen nehmen«, sagte das Mädchen ohne jede Scham, »aber ich glaube, er will dich.«
»Du bist unmöglich! Raus mit euch, alle beide«, schrie Samantha außer sich. »Dejadme!«
»Geh schon, chica«, sagte Hank einschmeichelnd zu Froilana. » Lass mich ein paar Minuten mit ihr allein.«
»Wage es nicht, Lana!« fauchte Samantha, doch das Mädchen sah von ihr zu Hank, grinste breit, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Samantha hätte am liebsten laut geschrien und Hank etwas an den Kopf geworfen. Sie blickte jedoch nur gehässig in seine lachenden grauen Augen.
»Ich nehme an, es belustigt dich, dass du sie so schnell rumgekriegt hast?«
»Wenn man bedenkt, dass ich bei dir nie solches Glück gehabt habe, ist doch verständlich, dass es mir Spaß macht.«
Smaragdaugen blitzten. »Du kannst dich augenblicklich umdrehen und ihr durch diese Tür folgen.«
»Erst unterhalten wir uns miteinander.«
»Nein, das tun wir nicht! Ich weiß genau, was du zu sagen hast, aber das brauche ich mir nicht anzuhören. Lieber schreie ich. Wir sind hier nicht in den Bergen, Hank. Wenn ich schreie, kommt jemand.«
»Du würdest einen Tumult verursachen?«
»J a«, erwiderte sie fest. »Ich habe genug durchgemacht. Eher lasse ich dich rauswerfen, als mir deine Angebereien anzuhören!«
»Angebereien?«
»Verschone mich vor deinem Unschuldsblick«, sagte sie höhnisch. »Du bist hierhergekommen, um mir zu sagen, du hättest es mir ja gleich gesagt. Siehst du - ich habe es für dich ausgesprochen. Würdest du jetzt vielleicht gehen?«
Hank schüttelte den Kopf. »Da denkst du sehr an die Vergangenheit, gatita. Du solltest die unerfreulichen Dinge vergessen. Ich habe mich auch darum bemüht.«
»Vergessen!« Sie riss die Augen auf. »Ich erinnere mich an alles! An alles, Hank.«
»Ich wünschte, es wäre nicht so.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ach, Samina, ich hatte gehofft, es
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