Ungestüm des Herzens
käme anders. Ich bin nicht aus den Gründen gekommen, die du mir unterstellst. Ich bin nur gekommen, um dir eine Frage zu stellen.«
Sie war skeptisch, aber er wirkte so offen, so ehrlich.
»Welche Frage?«
»Ich will wissen, warum du dich nicht an mir gerächt hast, wie du es mir geschworen hast. Du hättest Gelegenheit dazu gehabt.«
Samantha starrte ihn bestürzt an. »Du hast den weiten Weg zurückgelegt, um mich das zu fragen?«
»Ja.«
»Das glaube ich nicht.«
»Frag Lorenzo. Er wird dir sagen, wie sehr mich das beschäftigt hat«, sagte er. »Hattest du Mitleid mit mir?«
»Mitleid?« Sie lachte überrascht auf. »Wie hätte ich Mitleid mit dir haben können? Du hast alles bekommen, was du wolltest, und bist jetzt reich.«
»Du hättest mich verhaften und ins Gefängnis werfen lassen können«, fuhr er fort. »Du hättest mich in jener Nacht den Männern überlassen können, die dein Vater engagiert hat. Statt dessen hast du mich zum Arzt gebracht. Du hast dich auf meine Seite gestellt, gegen deinen Vater. Warum?«
Sie wandte sich ab, denn sie sah sich dieser Frage nicht gewachsen, die sie sich selbst nie offen hatte beantworten können. »Ich konnte nicht mehr, Hank - nicht mehr kämpfen und nicht mehr streiten. Ich fand, wir hätten beide genug gelitten.«
»Wirklich, querida?« Seine Stimme klang näher.
Samantha wirbelte herum. Seine Nähe machte sie schwach und rief ihr Dinge in Erinnerung, die sie längst hätte vergessen sollen.
»Ich habe deine Frage beantwortet«, sagte sie betont kühl . »Jetzt kannst du wieder nach Mexiko fahren und mich in Ruhe lassen.«
Seine Augen liebkosten ihre Gesicht und wanderten dann auf ihren Bauch. »Nein. Ich bleibe eine Weile. Zumindest so lange, bis das Kleine geboren ist.«
Samanthas Gesichtszüge versteinerten. »Du bist hier nicht willkommen.«
»So, aber dein Bruder hat mich herzlich aufgenommen.« Hank grinste. »Er ist großzügiger als du.«
»Nur, weil er nichts über unsere wirkliche Beziehung zueinander weiß«, sagte sie hitzig. »Du bist nur auf dem Papier mein Mann. Falls du versuchen solltest, etwas daran zu ändern ... «
»Hör auf, Sam. Warum streitest du schon wieder? Du hast selbst gesagt, du wolltest nicht mehr streiten, doch in dem Moment, in dem du mich siehst, streckst du deine Krallenaus.«
Sie konnte seinem forschenden Blick nicht standhalten. »Es liegt an dem Grund deines Kommens.«
»Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht deshalb gekommen bin. Ich wollte Antworten haben. Ich bin allerdings nicht sicher ob du mir alles beantwortet hast.«
»Natürlich habe ich das getan.«
»Warum erschwerst du uns dieses Treffen so sehr, wenn du selbst findest, wir hätten genug gelitten?«
Samantha stand kurz vor den Tränen. Natürlich hatte er recht. Sie benahm sich dumm, und sie wußte nicht einmal weshalb. Lag es an ihrem Zustand, dass sie sich so verhielt? Genau das hatte sie nicht gewollt - dass er sie so sah.
»Wir hätten uns nicht wiedersehen sollen, Hank«, sagte sie bemüht ruhig. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich jemals wiederzusehen. Ich bin nach England gegangen, um dich nicht sehen zu müssen.«
Hank wandte seinen Blick ab. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als er sie fragte: » Hasst du mich immer noch so sehr?«
»Ich ... ich weiß selbst nicht mehr, was ich empfinde. Ich kann nur nicht mit dir zusammensein, wenn ich ... so wie ich jetzt ... so, wie ich aussehe ... ich, bitte, geh doch, Hank.«
Samantha wandte sich ab, doch er zog ihr Gesicht vor seine Augen. »Was ist, Sam?« fragte er zart. »Ist es dir peinlich, dass ich dich in deinem Zustand sehe?«
»Überhaupt nicht! «
Er grinste. »Du lügst, querida. Es ist dir peinlich. Aber dazu hast du keinen Grund. Weißt du denn nicht, wie schön du bist?«
Samantha zuckte zusammen. »Würdest du jetzt gehen!« sagte sie gepresst .
»Du bist so stur wie eh und je.« Er seufzte. »Ich werde gehen, Sam. Ich werde auch dieses Haus verlassen, da meine Gegenwart dich aus der Fassung bringt, und das ist im Moment nicht gut. Für den Fall, dass du mich brauchst, werde ich deinem Bruder eine Adresse hinterlassen. Aber ehe ich gehe, werde ich das tun, was ich vom ersten Moment an tun wollte, als ich dich heute abend gesehen habe.«
Ehe Samantha verstand, was Hank meinte, zog er sie zart in seine Arme und küss te sie. Seine Lippen waren wie Wein, den man bis auf den letzten Tropfen auskosten muss te, ein Genuss , der ihr so lange versagt
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