Ungestüm des Herzens
Vielleicht mochte er auch einfach keine dunkelhaarigen Frauen. Seine Mutter und seine Schwester waren so blond, so zierlich. War sie ihm vielleicht zu groß?
Verdammt noch mal! Was pass te ihm nicht an ihr? Wenn er Dreistigkeit bei Frauen nicht ganz so sehr verabscheut hätte, hätte sie ihn ganz direkt gefragt. Die Zeit wurde knapp. Jetzt konnte sie ihn nur noch wenige Stunden am Tag sehen. Sie b rauchte Hilfe. Sie hätte sich Jeannette längst anvertrauen sollen. Jeannette wußte nicht, dass Samantha Adrien liebte. Vielleicht sollte sie jetzt mit ihr reden.
Sie unterhielten sich beim Abendessen in einem kleinen Restaurant, in dem ihnen Hausmannskost vorgesetzt wurde. Als sie gekommen waren, war es fast leer gewesen, doch es hatte sich rasch gefüllt, hauptsächlich mit ungehobelten Männern, die aus der Spielhalle nebenan kamen. Während des Abendessens muss ten sie Lärm und unerwünschte Aufmerksamkeit über sich ergehen lassen.
»Hat Adrien irgendwo eine Liebste? jemanden, von dem ich nichts weiß?« fing Samantha an.
Jeannette war überrascht. »Natürlich nicht, Chérie«, sagte sie. »Warum fragst du?«
Samantha war verlegen, aber sie konnte nicht mehr zurück. »Ich frage mich nur, warum er sich nichts aus mir zu machen scheint.«
»Er mag dich, Samantha. Du bist nicht nur meine Freundin, sondern auch seine.«
»Ich rede nicht von Freundschaft, Jeannette . Bin ich denn so hässlich ? Warum kann er mir nicht mehr als freundschaftliche Gefühle entgegenbringen?«
Jeannette runzelte die Stirn. Sie konnte Samantha nicht in die Augen sehen, die eine zu deutliche Sprache sprachen. »Warum solltest du das wollen?«
»Warum?« Samantha beugte sich vor, um zu flüste rn . »Hast du denn nicht gemerkt, dass ich ihn liebe? Natürlich weißt du es nicht. Er weiß es ja auch nicht. Was soll ich bloß tun, Jeannette ?«
»Ach, Chérie , es tut mir so leid für dich. Ich wußte nicht, dass du so für meinen Bruder empfindest.«
»Aber was soll ich tun? Ich reise in weniger als einem Monat ab.«
»Vielleicht solltest du ihn vergessen und nach Hause zu deinem Papa gehen«, sagte Jeannette behutsam.
»Ihn vergessen? Ausgeschlossen.«
»Es wäre wohl das beste, Samantha. Verstehst du, Adrien hat sich ein Ziel gesetzt. Er hat sich geschworen, nichts mit Frauen zu tun zu haben, ehe er sein Ziel erreicht hat.«
»Und das wäre?«
»Zu Reichtum und Ansehen zu kommen. Vorher war es sein Ziel, eine Anwaltspraxis zu eröffnen. Ich nehme an, dass es jetzt diese Silbermine ist, die er gekauft hat. Ehe er reich ist, wird er nicht an Frauen denken.«
»Er ist sich selbst gegenüber zu hart«, bemerkte Samantha. »Was wäre, wenn er eine reiche Frau heiraten würde?«
»Das täte er nicht, solange er nicht genauso reich ist. Das ist eine Frage seines Stolzes.«
Samantha wurde unwillig. Sie suchte Zuspruch und bekam keinen.
»Du willst darauf hinaus, dass ich aufgeben sollte?«
»Oui. Es wäre das beste für dich.«
»Dann kennst du mich schlecht, Jeannette «, erwiderte sie steif. »Ich gebe niemals auf.«
Samantha war zu wütend und zu enttäuscht, um weiterzureden. Jeannette wurde schweigsam und sah nachdenklich ihr Essen an. Sie wollte gerade gehen, als eine tiefe Stimme sie aufhielt.
»Ah, die Señorita s«, begrüßte Hank sie heiter. »Welch ein Vergnügen, Sie wiederzusehen.«
Samantha nickte, und Jeannette sagte: »Ganz unsererseits, Señor Chavez. Wir haben Ihre Gesellschaft vermisst . Adrien hat auch schon nach Ihnen gefragt.«
»Wie geht es Ihrem Bruder?« erkundigte sich Hank höflich. »Hat er schon eine Goldmine gefunden?«
»Nicht direkt eine Mine, aber er schürft im Tal.« Jeannette schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Ich bin sicher, dass er Sie gern wiedersehen würde. Hätten Sie Lust, ihn morgen mit uns zu besuchen? Wir reiten jeden Morgen hinaus, um ihn zu sehen.«
»Es wäre mir ein Vergnügen«, erwiderte Hank, und seine Augen lachten.
»Wunderbar. Dann treffen wir Sie morgen früh im Reitstall. Um neun?«
Als Hank gegangen war, sah Samantha Jeannette mit funkelnden grünen Augen an. »Warum um Himmels willen hast du das getan? Du magst ihn doch gar nicht.«
»Er ist charmant und unterhaltsam.«
»Deshalb hättest du ihn noch lange nicht auffordern müssen, mit uns zu kommen!« fauchte Samantha.
»Um ehrlich zu sein - ich fühle mich wesentlich sicherer, wenn uns ein Mann zum Tal begleitet.«
»Ich kann uns durchaus schützen, Jeannette «, erwiderte Samantha entrüstet.
»Es
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