Ungestüm des Herzens
Er lädt sie nur, wenn es sein muss .«
Samantha starrte die Männer ungläubig an. Dann richtete sie die Waffe auf Serapes Bein und betätigte den Abzug.
Nichts. Das Gewehr war tatsächlich nicht geladen.
»Du Feigling!« schrie sie Inigo an.
»Lassen Sie den Unsinn, Señorita «, sagte Serape belustigt. »Sie vergeuden die Zeit, in der Sie schlafen könnten.«
»Zum Teufel mit dir!« schrie sie. Sie warf die Waffe nach ihm. Dann lief sie zu den Pferden. Sie wollte sich eines der Pferde der Männer holen, ein Pferd, das sich nicht von einer Pfeife zurückrufen ließ. Doch sie kam nicht bei den Pferden an. Ein Arm legte sich um ihre Taille, und sie wurde auf ihre Decke gestoßen. Sie sprang augenblicklich auf und holte zu einem Fausthieb aus. Ihre Faust traf mit einem lauten Knacken auf Serapes Wange, und sie hörte Diegos Lachen.
Serape verzog keine Miene. Er griff ganz schlicht nach ihren Händen und band sie mit seinem roten Schal zusammen.
»Nein!« protestierte sie, doch es war schon zu spät.
»Es ist keine Schnur, Señorita , die sich in Ihre zarte Haut schneiden würde«, sagte er freundlich. »Danken Sie mir dafür?«
»Ich danke dir für gar nichts!« fauchte sie.
»Sie haben mich doch dazu gezwungen«, erinnerte er sie.
»Willst du mir die Füße auch zusammenbinden, du Feigling?« zischte sie wütend.
»Wenn ich es mir recht überlege ... « Er grinste. »Das ist eine ausgezeichnete Idee. Wir haben ohnehin nicht mehr viel Zeit zum Schlafen. Ich würde ungern noch einmal aufwachen, weil Sie dem armen Inigo etwas tun wollen.«
Als er ihre Füße mit einer Schnur zusammengebunden hatte, schrie sie: »Du verdammter Kerl! Sag mir wenigstens deinen Namen, damit ich dich anständig beschimpfen kann. «
Er ging neben ihr in die Hocke und sah sie nachdenklich an. »Warum wollen Sie mich beschimpfen, Señorita ? Ich befolge nur Anweisungen. Dafür werde ich bezahlt. Heben Sie sich Ihre Beschimpfungen für EI Carnicero auf.«
Bei der Nennung des gefürchteten Namens verflog ein Teil ihres Zorns. Das entging ihm nicht, und er lächelte verständnisvoll.
»Sie wollen ihn nicht kennenlernen?«
»Nein«, erwiderte Samantha. Als er aufstand, flehte sie ihn an: »Warte. Sag mir, was mit mir geschieht, wenn wir angekommen sind.«
»Sie werden eine Weile bei el jefe zu Gast sein.«
»Seine Gefangene! Kannst du mir nicht sagen, was mir bevorsteht?«
»Niemand wird Ihnen etwas tun, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen bereitet«, sagte er freundlich.
Doch Samantha legte seinen Tonfall als Herablassung aus. »Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dich entführen würde? Du würdest, verdammt noch mal, auch Fragen stellen! «
Er lachte. »Ich glaube, ich hätte nichts dagegen, von Ihnen gekidnappt zu werden, Kleines«, sagte er leise.
Samantha errötete. »Kannst du mir wenigstens sagen, was in der Nachricht an meinen Vater steht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du lügst!«
Er sah sie finster an. »Und Sie sind ein Quälgeist, Señorita . Schlafen Sie jetzt.«
Er stand auf. Er hatte ihr nichts gesagt, und an seine Versicherung, dass ihr nichts zustoßen würde, konnte sie nicht glauben. Doch er war recht sympathisch, dieser bandido. Er hatte ihr die Hände und die Füße zusammengebunden, aber sie muss te sich widerwillig eingestehen, dass sie sich das selbst zuzuschreiben hatte. Er war freundlich, und er sah sie voller Bewunderung an. Vielleicht konnte sie das auf irgendeine Weise für sich nutzen. Es konnte nichts schaden, wenn sie von jetzt an ihm gegenüber weniger feindselig war.
18
In der nächsten Nacht ritten sie in die Berge hinein und lagerten an einem Gebirgsflu ss .
Samantha hatte inzwischen neue Sorgen. Warum versuchten die Männer nicht, ihre Spuren zu verwischen? War es ihnen gleich, ob sie wußte, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten? Entweder sie zogen herum und hatten kein festes Versteck... oder es kam nicht darauf an, weil sie ohnehin nie mehr von dort fortkam.
Als die Nacht hereinbrach, ritten sie auf einem schmalen Pfad am Rand eines steilen Canyon weiter. Trotz der Fackel, die Diego hochhielt, war es sehr dunkel. Dreieinhalb Tage waren sie durchgeritten! Samantha nahm an, dass die Pferde bis auf EI Rey ihrem Vater gehörten, und man konnte sie schinden, weil sie als Wegwerfartikel angesehen wurden.
Bald wurde der Weg wieder breiter, und Samantha seufzte erleichtert auf. Doch dann bogen sie scharf um die Kurve, und was vor ihnen lag, ließ ihr Blut gefrieren.
Es war ein
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