Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Kopf. Sie fragte sich, ob EI Carnicero da war. Welche dieser dunklen, rauhen Gestalten mochte der kaltblütige Mörder sein, vor dessen Anblick sie sich fürchtete?
    Sie fürchtete sich immer mehr, während sie dort stand und gemustert wurde. Sie wollte sich gerade abwenden, als eine tiefe Stimme hinter ihr alle anderen Stimmen übertönte.
    »Bist du sicher, dass du seine Tochter mitgebracht hast, Lorenzo, und nicht seinen Sohn?«
    Samantha drehte sich zu demjenigen um, der die Frage gestellt hatte, als die Männer im Chor lachten. Sie wirbelte herum und rechnete damit, EI Carnicero zu sehen, einen kleingewachsenen, tonnenförmigen Mann. Doch der Besitzer der höhnischen Stimme war groß, und seine schmale Gestalt zeichnete sich als Silhouette im Eingang des Hauses ab. Da die Fackeln, die entzündet worden waren, nur einen Teil des Platzes erleuchteten, stand er vollkommen im Schatten.
    Samantha war froh, dass die breite Krempe ihres Hutes ihr Gesicht verbarg. So konnte wenigstens niemand die Angst in ihren Augen sehen. Doch sie stellte fest, dass ihre Furcht dem Zorn Platz machte. Sie war erschöpft. Sie war hungrig. Seit Tagen hatte sie keine anständige Mahlzeit mehr bekommen. Man ließ sie hier draußen in der Kälte stehen und setzte sie der demütigenden Musterung verlumpter Banditen aus. Und jetzt machte sich auch noch einer der Banditen über sie lustig.
    Samantha ignorierte den Mann auf der Veranda und wandte sich an Lorenzo. »Du hast mir eine Mahlzeit und ein Bett versprochen«, erinnerte sie ihn. » Muss ich hier draußen stehen, bis jeder einzelne Mann im Lager mich angeschaut hat? Wo ist dein Anführer? Ich brächte es gern hinter mich.«
    »Du hast also keine Angst mehr, was?« Er grinste.
    »Es gibt Grenzen, Señor , und mir reicht ... «
    »Ach du Scheiße! « Der Fluch dröhnte von der Veranda. Alle anderen verstummten.
    Die Heftigkeit der Stimme ließ Samantha zusammenfahren, und sie drehte sich langsam wieder zum Haus um. Doch der große Mann war fort, vermutlich wieder ins Haus gegangen. Sie starrte die leere Haustür an, und ihre Augen wurden größer, als Erinnerungen sie durchfluteten. Diese Stimme ... nein! Das war unmöglich.
    Aus dem Haus drangen Flüche und Schreie, und Lorenzo schüttelte den Kopf. »Por Dios! Was hat ihn bloß so aufgebracht?«
    Doch Samantha hörte ihn nicht. Sie hörte nur noch die Stimme, die im Hausinnern tobte. Diese Stimme, erst spöttisch, dann wütend ... aber das konnte nicht sein.
    Wie von einem Magnet angezogen lief sie die Stufen zur Haustür hinauf, doch Lorenzo hielt ihren Arm fest. »Nein, Senorita. Hier stimmt etwas nicht. Ich kann das nicht verstehen. Kommen Sie, ich bringe Sie in ein anderes Haus.«
    Doch Samantha schüttelte seine Hand ab, ohne ihn auch nur anzusehen. Sie ging auf die Tür zu. Weiter ging sie nicht. Das war nicht nötig. Das Zimmer war hell erleuchtet, und sie konnte alles deutlich sehen. Der Mann lief zornig auf und ab wie ein Tier in einem Käfig.
    » Señorita , por favor«, flüsterte Lorenzo ihr eindringlich ins Ohr. »Kommen Sie, schnell. Aus irgendeinem Grund hat Ihr Anblick ihn erbost.«
    Samantha wandte sich plötzlich zu Lorenzo um und überraschte ihn damit, dass sie ihre Arme um seine Taille legte. Ehe er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, war sie von ihm gewichen. Sie hielt seine Waffe in der Hand.
    »Madre de Dios!« keuchte er.
    Doch noch während er das sagte, richtete Samantha die Waffe auf den Mann im Haus. Sie drückte ab, Rauch wirbelte auf, doch die Kugel schlug in die Decke ein, denn Lorenzo hatte ihren Arm nach oben geschlagen, während sie den Schuss abgefeuert hatte. Er um fasst e ihr Handgelenk und versuchte ihr die Waffe zu entwinden.
    »Nein!« schrie sie rasend, und sie setzte sich ihm mit aller Kraft zur Wehr. »Verdammt noch mal, lass los! Wenn du mich das nicht hinter mich bringen lässt , bringe ich dich um.«
    Schnell wurde ihr die Waffe entrissen, aber nicht von Lorenzo. Hank Chavez stand vor ihr, und in seinen Augen tobte ein dunkles Unwetter. Doch Samantha war es gleich, wie zornig er war. So zornig wie sie auf sich selbst war, weil sie ihn mit ihrem Schuss verfehlt hatte, konnte er nicht sein.
    Samantha entwand sich Lorenzos Griff und trat auf ihn ein, um sich zu befreien. Sie schlug Hank ins Gesicht, doch er hatte seinen Kopf abgewandt, und so tat es ihm fast nichts. Er packte ihre Handgelenke und bog sie ihr auf den Rücken. Der Schmerz, der sich durch ihre Schultern zog, hielt sie wirksam

Weitere Kostenlose Bücher