Ungestüm des Herzens
Hügels angelangt und blieb in einer Staubwolke stehen, als die Männer sie und ihre Häscher sahen.
Der Anführer der Banditen rief ihnen zu: »Der caballero trägt eine Nachricht für Señor Kingsley an seinem Körper. Überbringt sie!« Dann fügte er hinzu: »Wenn ihr uns folgt, stirbt das Mädchen.«
Samantha wußte, dass die Vaqueros sich fürchteten, ihr zu folgen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie wußte, dass sie jetzt allein war und nicht auf Hilfe hoffen konnte, ehe die Lösegeldforderung ihrem Vater überbracht worden war.
Sie ritten bis gegen Mittag zügig nach Süden und wandten sich dann der Gebirgskette im Westen zu. Die Pferde waren von dem scharfen Galopp übermüdet, und sie verlangsamten das Tempo unbedeutend, ohne jedoch anzuhalten, obwohl die Mittagssonne erbarmungslos herunterbrannte.
Samantha wußte selbst, wie viele verborgene Schluchten und Täler es in der Sierra Madre gab, Verstecke, in denen man eine große Gruppe von Menschen niemals ausfindig machen konnte. Zu einem dieser Verstecke brachte man sie. Würde sie je wieder aufgefunden? Sie durfte gar nicht daran denken, was ihr bevorstand. Sie hatte zu viel Schreckliches über EI Carnicero gehört.
Am späten Abend machten sie in der Ebene Rast. Die Männer kümmerten sich um die Pferde, ehe sie selbst getrocknete Nahrungsmittel auspackten. Diego brachte Samantha geräuchertes Fleisch und kalte, fettige Tortillas und vor allem eine kleine Flasche Wein. Sie wußte, dass die Männer wahrscheinlich Tequila tranken, und die Tatsache, dass sie Wein für sie mitgebracht hatten, war eine nette Geste. Sie war erstaunt und dankbar.
Ihr Hunger war schnell gestillt, und jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Ihr tat jeder Knochen weh, und sie hatte ihren Schlaf dringend nötig, doch sie setzte ihre gesamte Willenskraft ein, um nicht einzuschlafen. Wenn die Banditen schliefen, bot sich ihr vielleicht eine Gelegenheit zur Flucht.
Sie zündeten kein Feuer an, aber der Halbmond erhellte die Ebene und ermöglichte es ihr, die drei Männer zu beobachten, die leise miteinander flüsterten. Sie wartete, bis sie sich hingelegt hatten, und sie betete darum, dass sie sie in Ruhe lassen würden. Während sie wartete, kämpfte sie darum, die Augen offenzuhalten. Es kam ihr vor, als wartete sie stundenlang, doch in Wirklichkeit dauerte es nur zehn Minuten, bis die Männer aufstanden. Serape, wie sie den mit dem Umhang für sich nannte, ging zu den Pferden und holte eine Decke. Er brachte sie Samantha. Als er auf sie zukam, hielt sie ängstlich den Atem an.
Er beschwichtigte ihre Ängste, indem er sagte: »Schlafen Sie, solange Sie Zeit dazu haben, Señorita . Wir bleiben nicht lange hier.«
Dann legte er sich neben sie, und auf ihre andere Seite legte sich der Mann mit dem Poncho. Doch Diego legte sich nicht hin. Er ging mit seinem Gewehr auf den Knien in die Hocke und zündete sich einen Zigarillo an. Er saß nur wenige Meter entfernt, aber er war zwischen ihr und den Pferden. Als er den Zigarillo ausgeraucht hatte, legte er sich immer noch nicht hin, und sie wußte, dass er es nicht tun würde. Er würde Wache halten.
Sie konnte nicht entkommen. Doch zumindest wollte niemand sie belästigen. Als ihr diese Umstände klar waren, gab Samantha ihrer Erschöpfung nach und schlummerte ein, während sie sich sagte, dass sie morgen entkommen würde. Morgen. Irgendwie.
17
Viel zu schnell kam dieser Morgen. Als eine rauhe Hand auf ihrer Schulter sie weckte, war der Mond kaum gewandert. Während der restlichen Nacht ritten sie flott voran. Bei Sonnenaufgang verlangsamten sie das Tempo. Sie aßen beim Reiten und hielten auch in der größten Mittagshitze nicht an. Die Nacht war eine Wiederholung der vorangegangenen Nacht. Samanthas Verzweiflung nahm in dem Maß zu, in dem sie den Bergen und EI Carnicero näher kam. Sie erlaubte sich, das Unvorstellbare zu denken: Wollte er sie nicht nur wegen des Lösegeldes entführen, sondern sie umbringen?
Sie wurde diesen Gedanken nicht mehr los, und sie gestand sich ihre Panik ein. In dieser Nacht versuchte Samantha fortzulaufen, obwohl sie wußte, dass es ihr nicht gelingen konnte. Sie warf sich auf den Mann, der Wache hielt, und ent riss ihm seine Waffe. Die beiden anderen waren erwacht. Sie grinsten sie an. Serape sagte: »Sie ist nicht geladen, Señorita .«
Sie schnappte nach Luft. »Nicht geladen?«
Er zuckte die Achseln. »Man kann weit sehen, und Zeit zum Laden wäre immer noch. Inigo mag Waffen nicht.
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