Ungestüm des Herzens
als seine Stimme leise zu ihr drang. »Sie hassen ihn. Warum?«
Sie wollte kein Wort mehr über Hank Chavez sagen. »Würdest du mir frisches Bettzeug bringen?«
»J a, und warmes Essen.«
» Lass das mit dem Essen sein«, sagte sie barsch. »Ich bin zu erbost, als dass ich etwas essen könnte.«
»Wie Sie wünschen.«
Er wollte gehen, doch sie hielt ihn am Arm fest und sagte verzweifelt: »Bleib bei mir, Lorenzo.«
»Hier?«
»J a, ja, hier. Ich traue ihm nicht.«
»Ich kann nicht einfach hier bleiben, Señorita .«
Sein Blick war auf das schmale Bett gerichtet, und sie sagte: »Dann bleib in dem anderen Zimmer. Bitte, Lorenzo. Du kannst mich nicht in diesem Haus mit ihm allein lassen.«
»Er wird Ihnen nichts tun.«
»Wie kannst du das sagen? Du hast doch gesehen, wie er gerade mit mir umgegangen ist. Er hätte mir Schlimmeres getan, wenn du nicht dabei gewesen wärst. Das weiß ich.«
»Was ich gesehen habe, war, dass Sie ihn angegriffen haben«, erwiderte Lorenzo ohne Mitgefühl. »Ich glaube nicht, dass ich Sie so milde behandelt hätte, wenn Sie versucht hätten, mich umzubringen, Señorita .«
»Ihr Männer haltet wohl immer zusammen«, gab sie erbittert zurück. »Ihm ist nichts passiert, oder?«
»Aber Sie haben versucht, ihn umzubringen.«
»Hau endlich ab, und lass mich in Ruhe!« schrie sie entrüstet. »Wie konnte ich glauben, dass du mich verstehst? Du bist genauso wie er.«
Samantha wandte ihm den Rücken zu, und kurz darauf ging er. Er schloss leise die Tür. Hank stand im anderen Zimmer vor dem Kamin, die Hände auf dem Kaminsims, und er starrte in das Feuer, das er gerade angezündet hatte. Als Lorenzo ins Zimmer kam, drehte er sich um und kicherte in sich hinein.
»Was? La princesa muss frische Laken haben? Das Bettzeug ist gestern erst gewechselt worden.«
Lorenzo zuckte die Achseln. »Sie will nicht darin schlafen, weil du darin geschlafen hast. Warum will sie dich umbringen, Amigo?«
Hank wandte sich ab. »Ich glaube, die Antwort kann dich nicht interessieren«, sagte er kühl.
»Du hasst sie auch?«
»Si, ich hasse sie auch.«
Lorenzo schüttelte den Kopf. »Ich für meinen Teil habe noch nie eine so schöne Frau gesehen«, sagte er ernst.
»Woher willst du das wissen? Sie ist so verschmutzt, dass man es nicht sehen kann.«
»Ich bin ganz sicher. Und ich glaube nicht, dass ich eine solche Frau hassen könnte, ganz gleich, aus welchem Grund. Ich kann nicht verstehen, wie du sie hassen kannst.«
»Du lässt dein Urteilsvermögen von ihrer Schönheit trüben, Lorenzo. Lass dich nicht täuschen. Diese Frau nutzt Männer aus. Sie trampelt auf ihren Seelen herum und wirft sie dann weg, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden.«
»Ach so.« Lorenzo grinste plötzlich verständnisvoll. »Du hast sie geliebt.«
»Perdición! Eine solche Hexe könnte ich niemals lieben. Kein Wort mehr davon! «
»Sie will, dass ich bei ihr bleibe«, sagte Lorenzo. »Sie traut dir nicht, und allmählich verstehe ich, warum.«
Hank lachte bitter. »Deine Aufgabe ist erledigt. Du hast sie hierhergebracht. jetzt bin ich für sie verantwortlich.«
»Du tust ihr doch nichts?«
»Nicht, solange sie sich benimmt.«
»Das ist mir kein großer Trost, Amigo. Du hast mir das Leben gerettet, und daher stehe ich in deiner Schuld. Ich hoffe, du gibst mir keinen Anlass , meine Treue zu bereuen.«
Hank wurde ungeduldig. »Hörst du jetzt endlich auf, dir Sorgen zu machen? Sie ist es nicht wert, Lorenzo, und ich versichere dir, dass sie auf sich selbst aufpassen kann.«
»Ich will nicht, dass ihr etwas Böses geschieht.«
» Überlass mir das, Lorenzo«, brummte Hank. »Du hast dich von ihr zum Narren halten lassen. Sie ist so berechnend und hinterhältig wie jeder Mann - und ebenso geschickt im Schießen. Ich warne dich - wenn ihr einmal eine Waffe in die Hand kommt, werde ich dich zur Verantwortung ziehen.«
Bei dieser Erwähnung seiner Demütigung errötete Lorenzo. Er konnte nicht alles glauben, was Rufino über das Mädchen sagte, nicht wirklich. Es stimmte, dass sie heute abend versucht hatte, Rufino zu erschießen, aber sie war in einer verzweifelten Lage. Sie war mit Waffengewalt entführt worden.
Was konnte er tun, wenn das Mädchen Rufino noch einmal erzürnte? Lorenzo verließ widerstrebend das Haus. Er hatte nicht die Zusicherung bekommen, die er sich gewünscht hatte.
19
Die Tür öffnete sich ohne Vorwarnung, und Samantha richtete sich kerzengerade im Bett auf und zog
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