Ungestüm des Herzens
fauchte sie. »Ich will deine Hilfe nicht!«
»Du bekommst sie trotzdem, niña «, erwiderte er zart. Ohne ein weiteres Wort trug er sie ins Haus.
Samantha würde sich ihr Leben lang an diese Nacht erinnern. Sie war gezwungen, Hanks zärtliche Hilfeleistungen anzunehmen. Sie war zu müde und zu kaputt, um sich gegen ihn zu wehren. Er badete sie, zog sie vollständig aus und trug sie zu dem Badezuber. Sie konnte nur noch weinen, sonst nichts. Das Wasser war so heiß, dass sie glaubte, sich zu verbrühen, und er ließ sie über einen Zeitraum darin sitzen, der ihr wie Stunden erschien. Dann trug er sie zum Bett und trocknete sie von Kopf bis Fuß ab. Dabei ließ er sich mehr Zeit als nötig.
»Meine Arme tun nicht weh«, protestierte sie.
Aber ihre Hände taten weh, und sie konnte ihn nicht von seinem Vorgehen abhalten. Während der ganzen Zeit, in der er sich um sie kümmerte, war sein Gesicht verschlossen. Sie hatte keine Ahnung, was er sich dachte, und sie war zu müde, um sich zu fragen, ob das Bild der Schwäche und der Verwundbarkeit, das sie bot, ihm naheging. Er ging sachte vor, als er Salbe auf ihren Oberkörper und auf ihre Hände auftrug und einrieb, aber von seinem Gesichtsausdruck her hätte sie eine Fremde sein können, die seine Hilfe brauchte. Als er sich ihren nackten Beinen zuwandte, um ihre schmerzenden Muskeln zu massieren, stöhnte sie unter seiner Berührung, aber nicht wegen der Intimität, sondern weil seine Finger ihr Schmerzen verursachten.
Als er fertig war, schlug sie trotz ihrer Schamgefühle die Augen auf. Er stand da und starrte auf sie herunter, und sein Gesichtsausdruck war nicht mehr verschlossen. Sie erkannte das Brennen in diesen grauen Augen wieder, und das, was sie sah, war kein glühender Zorn.
Seine Augen glitten langsam über ihre entblößte Schönheit, als wäge er ihren Zustand gegen sein Begehren auf. Dann nahm er die Decke vom Fußende des Bettes und deckte sie zu.
»Schlaf gut, Kleines«, murmelte er leise auf Spanisch .
Die spanischen Worte klangen noch in ihren Ohren nach, als Hank die Tür schloss und Dunkel sie umfing. Warum tat er das so oft? Er wußte nicht, dass sie Spanisch verstand. Hoffte er, dass sie an dem herumrätselte, was er sagte? Oh, warum konnte sie nicht einfach von hier fortgehen und ihn vergessen?
24
»Warum trägst du nie deine Waffe bei dir, wenn du in dieses Zimmer kommst, Hank?«
Samantha saß aufrecht im Bett. Sie lehnte an der Wand, und ihre angezogenen Beine waren unter ihrem derben Rock verborgen. Den gestrigen Tag hatte sie ganz im Bett verbracht, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Ihre Beine hatten nicht annähernd so weh getan, wie sie es erwartet hatte. Vielleicht lag es an dem heißen Wasser. Oder an Hanks zarter Massage. Doch sie war im Bett geblieben und hatte ihn gezwungen, sie zu bedienen.
Heute ging es ihr körperlich gut, aber sie war reizbar. Sie hatte Hank nicht verziehen.
»Hast du Angst, ich könnte versuchen, sie dir wegzunehmen?«
Hank stellte das Tablett ab. »Warum sollte ich hier eine Waffe tragen? Was habe ich hier zu befürchten, niña ?«
»Immer verdrehst du alles«, sagte sie beleidigt. »Wie lange willst du mich eigentlich noch hier behalten? Es sind jetzt schon fast zwei Wochen.«
»Gefällt es dir hier nicht, Sam?«
»Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Hank Chavez.«
Er zuckte die Achseln. »Ich kann es dir nicht beantworten. Du muss t abwarten ... genau wie ich.«
»Was ist mit deiner Reise? Hast du etwas herausgefunden?«
»J a, unter anderem, dass dein Vater glaubt, er kann mich zum Narren halten.«
»Was soll das heißen?« Samantha sprang vom Bett. »Hat er das Land nicht verlassen?«
»Doch, er hat Mexiko verlassen.«
»Dann bring mich zu ihm. Worauf wartest du noch?«
»Er will zurückkommen, und solange er das Land nicht verkauft, wird er dich nicht wiedersehen.«
»Und was hast du jetzt vor?«
»Ich habe ihm eine neue Nachricht geschickt.«
»Und zwar?«
» Dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin und er dich nicht sieht, ehe er verkauft.«
»Das wird nichts, Hank«, sagte Samantha. »Meinen Vater kannst du nicht reinlegen. Nicht auf lange Sicht. Dein Cousin wird ihm ein Angebot machen, und mein Vater wird sich gezwungen sehen, es anzunehmen, aber das nutzt dir nichts, Hank, weil mein Vater vor Gericht gehen wird, und deine Nachricht dient ihm als Beweis, dass die Verkaufsurkunde nicht freiwillig unterschrieben wurde und ungültig ist.«
»Antonio hat nichts mit der
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