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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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vollkommen dunkel war, und daher erübrigten sich die Fackeln.
    Das Licht reichte sogar noch aus, um einen einsamen Reiter zu erkennen, der weit vor ihnen um eine Biegung kam und leichtsinnig schnell den schmalen, steilen Pfad herunterritt.
    »Por Dios!« rief Lorenzo aus. »Sie ist es!«
    Samantha hielt ihr Pferd an, als sie die beiden auf halber Höhe der Steigung sah, ein Hindernis, das ihr den Weg abschnitt. Mehrere Sekunden lang rührte sie sich nicht von der Stelle, ebensowenig wie die Reiter, die weiter unten ihre Pferde zum Stehen gebracht hatten. Dann drängte sie ihr Pferd zur Umkehr. Doch das hatte das Tier nie gelernt, und es wollte sich nicht von der Stelle rühren.
    Der Pfad war an dieser Stelle etwas breiter, aber er war nicht breit genug für das, was Samantha vorhatte. Hank hielt die Luft an, als sie das Pferd dazu brachte, sich auf den Hinterbeinen aufzubäumen, um es zur Umkehr zu zwingen. Der Pfad war schmaler als das Pferd lang war, und wenn das Pferd die Vorderbeine vor sich setzte, würden Pferd und Reiter schnurstracks Hunderte von Metern auf den felsigen Grund der Schlucht stürzen.
    »Sie ist loca!« rief Lorenzo.
    Doch Hank dachte, dass sie mehr als nur verrückt war. Er fand, sie sei eine Idiotin, ihr Leben mit einer solchen Dummheit aufs Spiel zu setzen. Doch im nächsten Moment war es ihr gelungen. Eine Sekunde darauf ritt sie auf die Öffnung in der Felswand zu, als sei der Teufel hinter ihr her. Und sie sollte auch wirklich glauben, der Teufel habe sie ereilt, wenn er sie erst eingeholt hatte, gelobte sich Hank grimmig.
    Jenseits des Dorfes, am gegenüberliegenden Ende des Tales, schlängelte sich ein Gebirgsbach über Geröllbrocken, bis er auf verschlungenen Wegen den Fuß des Gebirges erreichte. Hier war das Entkommen nicht leicht, aber mit Vorsicht war es möglich, und es war immerhin ein Weg, der aus dem Tal führte.
    Wußte Samantha von diesem Weg? Hank ritt hinter ihr her und ließ sich von dem schmalen Pfad nicht davon abhalten, zu galoppieren.
    Samantha preschte am Dorf vorbei und betete verzweifelt, das Tal möge einen zweiten Ausgang haben. Pasqual sah sie, als er aus einem der Häuser trat, aber daran störte sie sich nicht. Der Mann hinter ihr auf dem edlen weißen Hengst war es, der ihr Sorgen machte, der Mann, der nicht hätte hier sein dürfen.
    0 Gott, warum war er so früh zurückgekommen? Ihr Plan war perfekt gewesen, aber er baute darauf auf, dass Hank so lange fort war, wie er behauptet hatte. Was tat er jetzt schon wieder hier? Sie war dem Erfolg schon so nahe gewesen! Es war nicht gerecht, dass Hank ihr den einzigen Weg verstellen muss te, den sie kannte. Sie hatte fest damit gerechnet, noch einen ganzen Tag Zeit zu haben, wenn nicht gar zwei Tage.
    Das Tal verengte sich. Knorrige Bäume rückten von beiden Seiten näher und warfen große Schatten, die alles in ein Dunkel tauchten. Sie wagte es nicht, sich umzusehen. Der Mustang, den sie ritt, war schon erschöpft, und gegen den weißen Hengst hatte sie keine Chance.
    Samantha schrie auf, als sich eine Schnur in ihre Brüste schnitt. Sie sah an sich hinunter und fand sich in einem Lasso gefangen. Sie versuchte, es schnell abzustreifen, doch die Leine zog sich enger zusammen und riss sie fast vom Pferd.
    »Bleib stehen, Sam, sonst muss ich dich vom Pferd ziehen. «
    Die Stimme war so nah, so laut, dass sie in ihrem Kopf donnernd dröhnte. Tränen traten in ihre Augen, als sie ihr Pferd zum Stehen brachte, doch sie wollte nicht, dass er sie weinen sah. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, drehte sich um und funkelte ihn böse an, als er ganz langsam auf sie zuritt. Er trug einen Poncho und einen breitkrempigen Sombrero, der die dunklen Stoppeln auf seinem Kinn nicht verbergen konnte. Mehr denn je sah er wie ein gefährlicher bandido aus. Außerdem schien er wütend zu sein, und Samantha sah, dass Lorenzo nicht mit ihm gekommen war. Sie waren allein, verborgen von Bäumen und Büschen und weit vom Lager entfernt.
    »Steig ab!« befahl er ihr barsch.
    »Ich denke nicht daran!«
    Er forderte sie nicht noch einmal auf, sondern zerrte an der Leine. Samantha schwang schnell ein Bein über den Rücken ihres Pferdes, um auf den Füßen zu landen.
    »Was hast du vor?« fragte sie zornig. Sie war mehr als nur ein wenig nervös.
    »Ich bringe dich ins Lager zurück.«
    »Warum muss ich dann absteigen?«
    »Weil dieses Pferd nicht für deinen Gebrauch bestimmt ist«, sagte er mit schneidender Stimme, und sie merkte,

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