Ungestüm des Herzens
du darauf, dass ich nicht schlafe?«
»Durch den Ritz unter deiner Tür konnte ich das Licht der Kerze und deinen Schatten beim Aufundabgehen beobachten.«
Sie errötete und erwiderte steif: »Dann war ich wohl nicht müde.«
»Sei ehrlich, Sam.«
»Gut, ich habe darauf gewartet, dass du die Tür abschließt.«
»Du hättest auch bei offener Tür schlafen können.«
Samantha trat mit hochgerecktem Kinn an den Tisch. »Dazu müss te ich dir trauen können, aber ich traue dir nicht.«
Hanks graue Augen strahlten mit einem amüsierten Lachen auf. »Weshalb fühlst du dich sicher, wenn ich die Tür abschließe, Sam? Ich kann sie jederzeit wieder aufschließen.«
»Das hast du aber nie getan«, hob sie hervor.
»Stimmt.«
»Warum hast du die Tür heute nicht abgeschlossen?«
»Du wolltest nirgends hingehen, und ich auch nicht. Es hatte keine ... Eile.«
Seine Gelassenheit verdross sie. »Du hättest dich betrinken und am Tisch einschlafen können.«
»Und du hättest daraus deinen Nutzen gezogen? Nein, mi gatita, von einem kleinen Tequila werde ich nicht betrunken. Und überhaupt ist Diego der Trinker. Ich habe ihm nur Gesellschaft geleistet und ihm zugehört. Siehst du, jetzt, nachdem sie fort ist, vermisst er nämlich seine Frau.«
»Ich fürchte, ich kann in diesem Punkt kein Mitleid für ihn aufbringen«, erwiderte sie trocken.
»Das kommt daher, dass du kein Herz hast.«
Sie ging nicht darauf ein. »Hast du ihn deshalb eingeladen? Um dir seine Probleme anzuhören?«
»Nein, querida mia«, sagte Hank mit zu sanfter Stimme. »Er war hier, um mich von einem Problem abzulenken, das ich habe. Um mich davon abzuhalten, dass ich es aus der Welt schaffe.«
Samantha erbleichte und wünschte, sie hätte ihn nicht verstanden. Diego sollte ihn von ihr fernhalten. Doch jetzt war Diego fort.
»Ich hatte mir gedacht, dass du schlafen gehst«, sagte er mit dieser zarten Stimme, während er langsam von seinem Stuhl aufstand. »Ich hatte gehofft, dass ich den Anstand besäße, dich nicht zu stören.«
»Dann hättest du die Tür abschließen sollen!« schrie Samantha. Etwas, was sie selbst nicht verstehen konnte, hatte sie gepackt.
»Vielleicht wollte ich trotz allem gar nicht, dass du schläfst«, murmelte er.
Samantha star r te ihn einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf. »Diesen Gedanken kannst du dir augenblicklich aus dem Kopf schlagen.«
»Ich wünschte, ich könnte es. Wirklich, Sam.«
Als er einen Schritt auf sie zuging, drehte sich Samantha um und ging in ihr Zimmer. Sie kam vor ihm an und schloss die Tür, doch er stieß die Tür auf und stieß sie zugleich ins Zimmer. Sie fiel gegen die Bettkante und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel aufs Bett zurück, setzte sich sofort auf und starrte ihn an. Er stand in der offenen Tür, und der schwache Schein des Feuers strahlte ihn von hinten an. Ihr Herz schlug rasend, und das Kochen ihres Blutes brachte sie außer sich.
Er ließ die Tür offen, ging auf sie zu und zog dabei sein Hemd aus seiner Hose. Samantha rutschte in den hintersten Winkel und ging somit wie schon einmal in die Falle.
Samanthas Stimmung schlug um. Natürlich hasst e sie diesen Mann. Natürlich verabscheute sie diesen Entführer, diesen Banditen. Doch sie wollte ihre starken Gefühle für Hank nicht verleugnen, ebensowenig jetzt wie damals unter dem Baum. Wenn Samantha etwas niemals tat, dann sich selbst belügen. Sie wollte Hank, und er würde dafür sorgen, dass sie nicht enttäuscht wurde.
Aus der Angst heraus, er könnte ihre Gedanken lesen, wandte sie ihr Gesicht zur Wand und täuschte Gleichgültigkeit vor. Er muss te den ersten Schritt tun ... und den zweiten. Nie würde sie ihm zu verstehen geben, dass sie ihn vielleicht ebenso sehr begehrte wie er sie. Niemals!
Er zog erst einen Stiefel aus, dann den anderen. Als er die Stiefel auf den Boden fallen ließ, hatte dieses Geräusch etwas Endgültiges an sich, und es schien, als sei damit ihrer beider Schicksal besiegelt. Seine Hose fiel auf den Boden, und er trat sie zur Seite.
»Warum?« fragte sie. »Bist du so sehr ausgehungert nach einer Frau, dass du nicht auf eine warten kannst, die dich wirklich haben will?«
Er legte sich neben sie, und bald hatte sie ihre Bluse nicht mehr an. Jetzt konnte sie die vier Narben auf beiden Seiten seiner Brust erkennen.
»Wenn du es genau wissen willst - du warst die letzte Frau, die ich angerührt habe«, gab er offen zu. »Damals hast du ein Feuer in mir entfacht. Jetzt ist es
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