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Ungestüm Wie Wind Und Meer

Ungestüm Wie Wind Und Meer

Titel: Ungestüm Wie Wind Und Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er ins Schwarze getroffen hatte. »Also bist du wohl Christoper Cranmers Tochter.«
    Kit zog die Brauen hoch. Dann nickte sie mit einem Schulterzucken. Wer war er, dass er ihre Familie so genau kannte? Auf jeden Fall stammte er aus der Gegend, und doch hatte sie ihn am Vortag zum ersten Mal gesehen. Sein Gesicht lag im Schatten des Lampenlichts, aber Kit glaubte, ihn auf etwa dreißig schätzen zu können. Wieso kannte sie dieses Prachtstück von Mann nicht wenn ei doch in der näheren Umgebung leben musste?
    »Wer ist deine Mutter?«
    Die Frage, in liebenswürdigem und doch befehlendem Ton geäußert riss Kit aus ihren Gedanken, und sie blickte Jack verständnislos an. Dann begriff sie, was er damit hatte zum Ausdruck bringen wollen. Ihre Augen sprühten, sie holte tief Luft zu einer vernichtenden Antwort. Mit einiger Verspätung kam ihr ungestümeres Ich wieder zur Vernunft und bremste den drohenden Temperamentsausbruch.
    Augenblick noch - halt ein, du Närrin! Du benötigst doch eine Identität! Und er bietet dir eine an. Was macht es schon, wenn er dich für unehelich hält? Das ist immer noch besser als die Wahrheit, die er ohnehin nicht glauben würde.
    Kits Augen trübten sich. Sie errötete und senkte den Blick.
    Kit merkwürdig wechselhaftes Mienenspiel versetzte Jack in Erstaunen. Doch die Bedeutung ihres Errötens verstand er auf Anhieb. »Bitte um Vergebung«, sagte er. »Das war eine unnötig neugierige Frage.«
    Kit blickte verwundert auf. Er entschuldigte sich?
    »Wo wohnst du?« Jack fiel die Stute wieder ein. Die Sturheit und der Stolz des gegenwärtigen Lord Cranmer waren genauso bekannt wie die familientypische Haarfarbe. Jack fragte aufs Geratewohl: »Bei deinem Großvater?«
    Kit nickte langsam. Ihre Gedanken überstürzten sich. Wenn sie die uneheliche Tochter ihres Vaters wäre, läge es nahe, dass sie bei ihrem Großvater lebte. Ihr Vater war Spencers Lieblingssohn gewesen. Natürlich würde ihr Großvater jeglichen illegitimen Spross, den sein Sohn hinterließ, zu sich nehmen. Doch sie musste Vorsicht walten lassen - Captain Jack wusste entschieden zu viel über die Familien der Umgebung, als dass sie etwas hätte frei erfinden dürfen. Zum Glück wusste er offenbar nicht, dass Spencers legitime Enkelin aus London zurückgekehrt war.
    »Ich lebe in Cranmer Hall.« Eine der Maximen ihres Vetters Geoffrey, das Lügen betreffend, kam ihr in den Sinn: Bleib so nahe wie möglich an der Wahrheit. »Ich bin dort aufgewachsen, doch als meine Großmutter starb, wurde ich fortgeschickt« Falls Jack aus der Gegend stammte, würde er sich nämlich fragen, warum er sie nie gesehen hatte.
    »Fort?« Jack sah sie interessiert an.
    Kit nahm noch einen Schluck Brandy, dankbar für die Wärme, die sich in ihrem Inneren ausbreitete. Der Alkohol schien das Denken zu erleichtern. »Ich wurde nach London geschickt und sollte beim Vikar von Holme leben, als dieser nach Chiswick zog.« Kit kramte in ihrer Erinnerung nach Bildern von dem jungen Vikar - alles passte vorzüglich. »Die Hauptstadt hat mir nicht sonderlich zugesagt. Als der Vikar befördert wurde, kam ich zurück.« Kit betete, dass Jack den Vikar von Holme nicht persönlich kannte, denn sie hatte keine Ahnung, ob er befördert worden war oder nicht.
    Jack hatte ebenfalls keine Ahnung. Kits Geschichte ergab einen Sinn, trotz ihrer kultivierten Sprache und anmutigen Gesten. Wenn sie unter den Augen ihrer Großmutter auf Cranmer aufgewachsen war und dann einige Zeit in London verbracht hatte, und sei es bei einem langweiligen Vikar, waren Selbstbewusstsein und gepflegte Umgangsformen eigentlich zu erwarten. Sie war keine schlichte Landpomeranze. Ihre Geschichte klang glaubwürdig, und das schien sie auch zu wissen. Jacks Augen wurden schmal. »Du lebst also auf Cranmer, und Spencer hat dich öffentlich anerkannt?«
    Das, mein Lieber, ist eine Fangfrage. Kit winkte hochfahrend ab. »Ach, ich habe immer ein zurückgezogenes Leben geführt. Ich habe gelernt mich um den Haushalt zu kümmern, also tu ich das auch.« Sie lächelte ihren Inquisitor an und wusste, dass sie den Test bestanden hatte. Nicht einmal Spencer würde eine uneheliche Enkelin auf einer Ebene mit den legitimen Nachkommen erziehen. Jack sah ihr Lächeln mit finsterer Miene. Sie war gewitzt, aber auf ihr Lächeln konnte er gern verzichten. Es verlieh ihrem Gesicht etwas so Strahlendes, dass kein Maler es je hätte einfangen können. Wer immer ihre Mutter sein mochte, sie war gewiss eine

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