Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
es so dunkel war, aber sie musste wissen,
dass sie ihm nicht aus dem Weg gehen konnte.
Er sollte sie behalten,
schoss ihm durch den Kopf.
Das würde eine wahrlich
schöne Erinnerung werden, dachte sie. An einsamen Abenden würde sie daran
denken, vielleicht ein bisschen wehmütig, aber niemals bedauernd. Eine gute
Erfahrung.
Dann jedoch zog er sich
zurück und hielt sie einen Augenblick von sich, versuchte, sich das wenige, das
er von ihren Gesichtskonturen erkennen konnte, einzuprägen.
Aber in der Dunkelheit
sah er kaum etwas und so wollte er ihr Gesicht mit den Händen berühren. Sie
fing seine Hände ab und schüttelte den Kopf. Er ließ die Hand sinken und strich
stattdessen sanft über ihre Schultern, ihre Arme und fuhr den Bogen ihrer
Rippen nach. Wirklich, kein Gramm Fett an der Frau. Ihr ganzer Körper war fest.
Er löste sich endgültig
von ihr und trat aus dem Wasser.
Gideon begann, sich
abzutrocknen und bemerkte, dass sie noch immer im Wasser stand. Vorsichtig
schaute er sich um, konnte aber ihre Kleider nicht entdecken.
„Wo sind deine
Kleider?“, fragte er.
„Ich schwimme noch eine
Runde“, sagte sie mit heller Stimme.
Er nickte. Sicher brauchte
sie einen Moment für sich, um sich zu waschen und so. Er zögerte kurz. „Ich
will dich morgen wiedersehen“, erklärte er dann absichtlich hart.
Wozu war es denn sonst
gut, der Burgherr zu sein?
Sein Gewissen meldete
sich und er sagte mit dunkler Stimme „Bitte.“
Sie rührte sich nicht,
nickte nicht und schüttelte auch nicht den Kopf.
„Dann bis Morgen.
Schwimm nicht zu weit raus“, versuchte er zu scherzen und wandte sich ab.
Kathryn beobachtete
ihn, wie er die Stufen hinaufstieg und schließlich im Obstgarten verschwand.
Ohne ihn war es
plötzlich empfindlich kalt. Rasch schwamm sie zu den Booten und holte ihre
Kleider, trocknete sich ab und zog sich an.
Dann schlich sie wieder
zurück in die Feste, sorgsam darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Wenn
irgendjemand sie sah, würde ihre Täuschung schneller zusammenfallen als ein
Stapel roher Eier.
Und sie war sich
ziemlich sicher, dass Gideon ziemlich wütend werden würde, wenn sie morgen
nicht kam. Die Versuchung war groß, aber sie wusste, dass das in einer
Katastrophe enden würde.
Erst würde sie sich
verlieben, ihm die Wahrheit gestehen und dann würde er sich von ihr abwenden
und ihr das Herz brechen. Nein, sie konnte das nicht.
Leise betrat sie ihr
Zimmer und schlich zum Bett…
„Wo warst du so lange?“
Sie fuhr herum.
„Michael!“ stieß sie aus.
Im Mondlicht sah sie,
wie er die Augenbraue hochzog. Dann sah er sie genauer an, seine Augen weiteten
sich. „Oh Gott“, stöhnte er auf. „Bitte, sag es mir einfach nicht und ich tu
so, als hätte ich geschlafen.“
Als Gideon wieder in
seiner Kammer war, begann er zu überlegen, wer ihn da so überaus befriedigt
hatte. Immerhin fiel ihm das Denken nicht mehr so unglaublich schwer. Er
versuchte sich an jede Frau auf der Burg zu erinnern, jede Magd und jede
Angestellte. Aber ihm fiel niemand ein. Kein Gesicht. Niemand, der so schlank
und biegsam gewesen wäre.
Ihre Hüften
waren so schmal gewesen, und ihre Brüste fest und klein. Jede Frau auf der
Burg, die ihm einfiel, war kräftiger oder runder. Oder ganz sicher nicht mehr
unberührt.
Verdammt, warum hatte
er so wenig sehen können? Und so wenig gedacht… Ihre Haut war so weich gewesen,
an den Händen jedoch hatte sie Schwielen gehabt. Das passte doch nicht
zusammen. Hatte sie sich heimlich in die Burg geschlichen? Gideon glaubte das
nicht.
Nein, er wollte das nicht glauben, weil sie ihn faszinierte.
Da war ein Band
zwischen ihnen gewesen, eine Vertrautheit, die er sich nicht erklären konnte.
Er hatte sich innerlich nackt und verletzlich gefühlt in ihren Armen.
Diese Frau war ihm unter
die Haut gegangen, und er musste sie unbedingt wiederfinden. Er hatte die eine
gefunden, die er verzweifelt begehrte und die eine, die wie geschaffen für ihn
war. Er musste sie einfach wiederfinden.
Gideon grinste träge.
Er fühlte sich befriedigt wie schon lange nicht mehr. Und zufrieden auch.
Sicher, er war nicht
gefasst darauf gewesen, dass es so schnell gehen würde, und so stand er immer
noch ein wenig unter Schock. Liebe auf den ersten Blick war albern, aber die
Verbundenheit, die er gespürt hatte, war echt. Und je länger er an sie dachte,
desto sicherer wurde er sich, dass sie die richtige war.
Und das in nur einer
Nacht…
Er fuhr auf. Oh
verdammt, sie
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