Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
sind weg.“ Gideon knirschte mit den Zähnen. „Spuck’s schon aus!“, sagte
er zu dem Halbwüchsigen.
Christopher sah ihn
unbehaglich an und wand sich förmlich unter seinem Blick. „Ich weiß es nicht.
Und ich hätte auch nicht gedacht, dass sie sich wirklich aus dem Staub macht.
Ehrlich, ich hab nichts davon gewusst.“
Zu seiner eigenen
Überraschung glaubte Gideon ihm. Der Junge schrumpfte unter seinem Blick
förmlich zusammen.
„Michael!“, stieß er ungeduldig
hervor.
Der hustete plötzlich
und Gideon schlug ihm unsanft auf den Rücken. „Geht’s wieder?“, fragte er
säuerlich. „Und jetzt raus mit der Sprache, bevor ich wirklich wütend werde!“
Eine weitere Stunde
später war Gideon auf dem Weg nach Schottland. Ausgerechnet Schottland! Gut, es
war ja weiß Gott in der Nähe. Aber obwohl er eine der großen Grenzfesten sein
Heim nannte, war er nie weiter nach Norden gekommen, und kannte seine Nachbarn
nicht.
Michael hatte ihm den
Weg nach Kilmuir beschrieben, Joans Heim, und die Reise sollte nicht mehr als
zwei Tage in Anspruch nehmen. Immerhin.
Andererseits hatte er
die Hoffnung aufgegeben, Cat heute noch einzuholen. Sie ritt wie der Teufel, er
wusste es aus erster Hand.
Also versuchte er, so
schnell wie möglich voranzukommen, ohne Mirror zu Schund zu reiten. Noch
größere Sorgen als das Pferd bereitete ihm allerdings Cat. Hoffentlich wurde
sie nicht entführt oder geriet in andere Schwierigkeiten. Obwohl er wusste,
dass sie klug war und sich zur Wehr setzen konnte, war sie mehreren Bewaffneten
doch schutzlos ausgeliefert.
Und außerdem wusste er
nicht, ob Joans Leute auch wussten, dass sie Freunde waren.
Es dämmerte bereits und
er hatte noch keine Spur von ihr. Verdammt. Die Dunkelheit senkte sich schnell
über das Land und ehe er sich versah war es Nacht. Über ihm glitzerten die
Sterne und der Wald erschien als dunkler Schemen. Gleichmäßig schob er sich an
ihm vorbei und die Meilen kamen ihm eintönig und grau vor.
Er dachte an Kathryn
und ein Wust aus widersprüchlichen Gefühlen waberte durch seinen Kopf.
Wut, dass sie ihn
getäuscht hatte und Scham, dass er die Täuschung nicht bemerkt hatte und sie
trotzdem begehrt hatte. Auf der anderen Seite war er natürlich unendlich
dankbar.
Cat war eine Frau!
Er war nicht irre oder
pervers oder sonst irgendwas.
Er war völlig normal.
Wenn man davon absah, dass neuerdings offenbar nur sie in der Lage war, ihn
derart zu erregen, dass er weder ein noch aus wusste.
Sein Stolz war
verletzt, weil sie es so offensichtlich vorzog, zu fliehen, anstatt sich ihm zu
stellen. Was hatte sie nur dazu getrieben? Er war beileibe kein Monster, sie
hatte vor ihm sicher nichts zu befürchten. Und er wüsste auch nicht, dass er
jemals Anlass zu einer solchen Vermutung gegeben hätte.
Wusste sie, dass man
sie enttarnt hatte? Sehnsucht erfüllte ihn plötzlich und verdrängte die Wut ein
bisschen. Und dann kam ihm der Gedanke, sie könnte getürmt sein, weil sie ihn
nicht wollte und die Wut flammte wieder auf. Die Zurückweisung schmerzte, auch
wenn er sich ganz und gar nicht sicher war, dass sie wirklich deshalb gegangen
war. Allein die Möglichkeit versetzte ihm einen Stich.
Seine Gefühle für sie
machten ihn verletzlich, und das war gefährlich. Hoffentlich legte sich diese
Besessenheit, wenn sie eine Weile verheiratet waren.
Verdammt, sie würde
seine Frau werden. Wenn sie erst mal unterschrieben hatte. Zugegeben, so
wichtig war ihm ihr Aussehen nicht. Er wusste, dass sie nicht grob verunstaltet
war, ihre Haltung war tadellos, ihr Gesicht etwas vernarbt, aber hätte sie
extremere Narben gehabt, hätte er sie in jener Nacht bemerkt.
Nein, es war ihm
wirklich nicht so wichtig.
Sie hatte sich einfach
zu perfekt an und um ihn geschmiegt.
Er zwang sich zur Ruhe.
So hin und her gerissen, wie er sich im Moment fühlte, traute er sich selbst
kaum über den Weg. Die Gefahr war groß, dass er sie, wenn er sie fand, einfach
nehmen würde, und das wäre sicherlich kein guter Start für eine Ehe.
Einige Stunden zuvor
jagten Cat und Dawn dieselbe Straße nach Nordosten entlang. Dawn war sehr ausdauernd
und nach der ersten Stunde waren sie in einen flotten Trab gefallen. Da Kathryn
sehr schlank war und außerdem fast kein Gepäck mit sich führte, hatte Dawn
nicht schwer zu tragen und würde dieses Tempo einige Stunden halten können.
Nach einer Rast am Mittag ging es zügig weiter, doch schon viel zu schnell
würde die Dämmerung hereinbrechen. Dann
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