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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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meiner Lage nicht dachte, ehe ich Ihnen begegnete? Ich war der Meinung, es liefe recht gut.«
    »Unsinn«, sagte Mrs. Crofton. »Erst letzte Woche sagten Sie beim Frühstück, dass Sie mehr Geld verdienen wollen, damit Sie sich mittels Investitionen einen angenehmen Lebensabend schaffen können.«
    »Ja, aber das ist etwas ganz anderes.«
    »Auch ich muss an mein Alter denken. Wie Sie eben sagten, sind wir aufeinander angewiesen. Deshalb empfehle ich dringend, dass Sie in den Salon gehen und mit Lady Mansfield einen Termin für eine Spiegel-Deutung ausmachen.«
    Widerstrebend erhob Virginia sich. »Mir ist klar, dass Sie meine Anordnung nicht befolgen wollen und sie nicht hinauskomplimentieren, deshalb übernehme ich es selbst.«
    »Wagen Sie ja nicht, unhöflich zu ihr zu sein«, warnte Mrs. Crofton sie. »Wenn es sich herumspricht, dass Sie für Lady Mansfield eine Spiegel-Deutung machen, werden auch andere elegante Damen Sie bestürmen. So baut man sich eine hochkarätige Klientel auf.«
    Virginia ging zur Tür. »Ich weiß Ihren Rat zu schätzen. Und jetzt sind Sie so gut und gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Mrs. Crofton rührte sich nicht. »Noch eines.«
    Virginia blieb stehen. »Ja?«
    Mrs. Crofton wurde noch leiser. »Lassen Sie sich nicht anmerken, dass Sie scharf auf den Auftrag und dankbar dafür sind. Seien Sie reserviert und höflich. Professionell. Sagen Sie, Sie müssten erst Ihren Terminkalender zu Rate ziehen, ehe Sie einen Termin fixieren. Sie soll sich glücklich schätzen, dass Sie ihr Zeit widmen.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ich meinen Beruf ohne Ihre Ratschläge ausüben konnte.«
    »Na dann.« Mrs. Crofton trat rasch beiseite und griff zum Türknauf. »Ich kann unser Glück kaum fassen. Möchte doch wissen, woher Lady Mansfield Ihren Namen kennt. Vielleicht hängt es mit Ihrer neuen Verbindung mit Mr. Sweetwater zusammen. Und ich war schon in Sorge deswegen.«
    »Ich habe keine Ahnung, warum Lady Mansfield ausgerechnet heute zur mir kommt, aber woher sie meinen Namen kennt, kann ich Ihnen genau sagen. Tatsächlich weiß sie seit Jahren von meiner Existenz.«
    Mrs. Crofton öffnete die Tür. »Wie das?«
    »Meine Mutter war die Geliebte ihres Gemahls, bis Lord Mansfield und meine Mutter auf der Rückkehr von einem Stelldichein in Mansfields schottischem Jagdhaus bei einem Zugunglück ums Leben kamen.«
    Mrs. Crofton erbleichte. »Um Himmels willen.«
    »Lord Mansfield war mein Vater«, erklärte Virginia in angespanntem Ton. »Ich muss mich entschuldigen, Mrs. Crofton. Mir ist klar, dass Sie nicht wissen konnten, dass Sie einen Posten im Haus der illegitimen Tochter eines hochgestellten Gentlemans angenommen haben, aber so ist es eben. Ich glaube, Sie brauchen keinen Tee zu servieren.«
    Virginia ging hinaus und den Gang entlang. An der Schwelle zum Salon blieb sie stehen und sammelte sich. Lady Mansfield stand am Fenster und blickte hinaus auf die Straße, als sähe sie draußen etwas von großer Bedeutung.
    »Lady Mansfield«, sagte Virginia.
    Helen Mansfield drehte sich zu ihr um. »Danke, dass Sie mich empfangen, Miss Dean. Ich muss mich für meinen überraschenden Besuch entschuldigen. Aber ich bin verzweifelt und weiß nicht, wohin ich mich wenden soll.«
    »Lady Mansfield, ich glaube nicht, dass wir etwas zu besprechen hätten.«
    »Bitte, ich möchte Ihnen nur eine einfache Frage stellen. Seien Sie so gut und antworten Sie. Ich werde keinen Augenblick länger als nötig bleiben.«
    Helen Mansfields Schönheit hatte Virginia immer Grund zur Verwunderung gegeben. Sie war blond und blauäugig und hatte eine formvollendete Figur, die von ihrer modischen Kleidung vorteilhaft zur Geltung gebracht wurde. Sie gehörte zu den Frauen, die bewundernde Blicke auf sich zogen. Helen hatte mit achtzehn Jahren den viel älteren Lord Mansfield geheiratet. Dass sie eine reiche Erbin war, hatte den Reiz noch erhöht. Was also hatte Lord Mansfield bewogen, an der Seite einer solchen Frau, die sein Haus und in Gesellschaft seinen Arm zierte, seine schon lange währende Beziehung mit einer gesellschaftlich tief unter ihm stehenden Spiegel-Deuterin fortzusetzen? Virginias Mutter war keine hinreißende Schauspielerin oder eine viel jüngere und schönere Frau gewesen. Und doch hatte sich die Freundschaft zwischen ihr und Lord Mansfield, die Jahre vor dessen Heirat mit Helen begonnen hatte, als dauerhaft erwiesen.
    Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie sich eine düstere Stimmung erlaubte und

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