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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Kräfte zu verfügen. Er sagte, er könne schimmernde Energieströmungen um Menschen herum sehen. Farben und Schattierungen der Wellenlängen verrieten ihm angeblich viel über die betreffende Person. Tatsächlich konnte er die Reaktionen anderer gut vorhersehen und erkannte, wenn jemand log. Dennoch glaubte ich niemals, dass er wirklich übernatürliche Fähigkeiten besaß. Als jedoch Elizabeth in diesem Jahr dreizehn wurde, sagte sie mir, dass sie merkwürdige Lichter um andere Menschen sehen könne.«
    »Sie hat das Talent ihres Vaters geerbt und kann Auren deuten.«
    »Monatelang versuchte ich, ihr einzureden, dass sie sich das alles nur einbildet. Und dann brachte ich sie für vier Wochen in unser Landhaus. Ich dachte, frische Luft und tägliche Spaziergänge würden sie ablenken.«
    »Aber sie sah weiterhin Auren«, sagte Virginia.
    »Ja. Als wir letzten Monat nach London zurückkehrten, riet ich ihr dringend, sie solle mit niemandem über ihre Visionen sprechen, da man sie für geistesgestört halten würde. Ein junges Mädchen kann durch solchen Klatsch gesellschaftlich ruiniert werden.«
    »Ja, natürlich«, sagte Virginia ruhig.
    »Nach dieser Standpauke sprach sie nicht mehr über Auren, zumindest nicht mit mir. Aber sie interessiert sich jetzt sehr für alles Übernatürliche. Als ich ihr zu verstehen gab, dass ich in Sorge sei, eröffnete sie mir, dass übernatürliche Phänomene groß in Mode seien. Ihre Freundinnen sind wohl fasziniert davon. Es hörte sich an, als wäre die Teilnahme an Séancen und Demonstrationen psychischen Talents schicke Vergnügungen für junge Damen.«
    »Für viele junge Damen, das stimmt«, sagte Virginia. »Aber Elizabeth versucht, sich über ihr eigenes Talent Klarheit zu verschaffen und es anzunehmen. Sicher verstehen Sie, dass sie nicht glauben möchte, sie wäre geistesgestört. Sie sucht Antworten, die ihr bestätigen, dass sie normal ist.«
    »Das ist mir klar.« Helen faltete ihre behandschuhten Hände. »Als sie erfuhr, dass sie eine Halbschwester hat, die ein übernatürliches Talent besitzen soll und dieses sogar beruflich nutzt, war sie außer sich. Ich war überzeugt, dass sie sich auf die Suche nach Ihnen gemacht hat.«
    »Nun ja, ich hätte nicht gedacht, dass sie meine Adresse kennt. Aber da Sie diese kennen, könnte auch Elizabeth sie herausgefunden haben.«
    »Ich kenne Ihre Adresse schon eine ganze Weile«, sagte Helen. »Aber Elizabeth verriet ich sie nicht.«
    »Wenn sie alles über mich weiß, wovon wir ausgehen können, wird sie auch wissen, dass sie sich am Leybrook Institute nach mir erkundigen muss. Dort treten meine Klienten mit mir in Verbindung. Mr. Welch nimmt die Aufträge entgegen. Seine Assistentin Mrs. Fordham leitet alle Anfragen nach Konsultationen an mich weiter. Ich habe keine Anfrage bezüglich Ihrer Tochter erhalten.«
    Meiner Schwester.
    Obschon sie sich Elizabeth’ Existenz seit deren Geburt bewusst gewesen war, war es ihr stets schwergefallen, von dem Mädchen als Schwester zu denken. Lord Mansfields legitime Tochter existierte in einer anderen Dimension. Die Welt, in der sie sich bewegte, hatte nichts mit jener gemein, in der Virginia lebte.
    Tränen schimmerten in Helens Augen. »Verzeihen Sie.« Sie zog ein zartes Spitzentaschentuch hervor und betupfte ihre Augen. »Seit ich ihr Verschwinden entdeckte, lebe ich wie in einem Albtraum. Die Vorstellung, dass Elizabeth allein auf der Straße umherirrt, entsetzt mich. Sie hat keine Ahnung, wie man in der Welt überlebt. Was, wenn sie entführt wird?«
    »Ich werde Mr. Welch im Institut benachrichtigen«, sagte Virginia. »Er soll nach einer jungen Dame Ausschau halten, die sich nach mir erkundigt. Meine Haushälterin wird die Nachricht sofort durch einen Boten überbringen lassen. Falls Elizabeth auftauchen sollte, wird Mr. Welch sie durch seine Assistentin im Auge behalten, bis ich ins Institut komme und sie übernehme. Sollte ich Nachricht bekommen, werde ich Sie sofort kontaktieren.«
    »Danke«, sagte Helen, deren Stimme ihre große Angst verriet. »Ich befürchte, es wird ihr etwas zustoßen, ehe ich sie finde.«
    »Sie sagten, Ihre Tochter sei Auren-Deuterin.«
    »So bezeichnet sie sich selbst.«
    »Ist sie eine vernünftige junge Dame?«
    Helen seufzte. »Bis heute Morgen war ich dieser Meinung.«
    »Wenn sie über eine Portion gesunden Menschenverstand verfügt und Auren deuten kann, ist sie nicht so schutzlos, wie Sie vielleicht glauben«, sagte Virginia.
    »Wie können Sie

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