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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Publikum anzogen, aus dem wiederum Klienten für die mit dem Institut verbundenen Praktiker gewonnen wurden.
    Wer mit dem Institut zusammenarbeitete, führte für dieses Privileg einen Teil seines Honorars an Gilmore Leybrook ab, für Virginia ein Kostenpunkt, den sie für gerechtfertigt hielt. In den letzten Monaten hatte sich ihr Geschäft belebt. Sie verdiente nun das Doppelte dessen, was sie als selbstständige Praktikerin eingenommen hatte.
    Sie schritt die breite Eingangstreppe hinauf und betrat die marmorne Eingangshalle. Fulton, der Portier, der Tickets für die Vorträge und Vorführungen verkaufte, gab ihr ein Zeichen.
    »Miss Dean, Mr. Welch sagte, Sie würden in Kürze kommen. Er bat mich, Sie sofort zu seiner Assistentin zu schicken. Dort wartet eine junge Dame auf Sie.«
    »Danke, Mr. Fulton.«
    Virginia ging einen von Büros und Vorführräumen gesäumten Gang entlang. Hinter einer geschlossenen Tür war eine bekannte Stimme zu hören. Dr. Gatwood hielt eine Vorlesung für Forscherkollegen.
    »Meine Untersuchungen ergeben ganz eindeutig, dass psychische Energie der elektrischen Energie ähnelt, doch wird sie nicht durch Drähte übertragen, sondern fließt in Form von Strömungen durch den Äther.«
    Sie ging an der Tür vorüber und den Gang entlang weiter. Vor Mrs. Fordhams Büro zögerte Virginia. Was sollte sie zu der Schwester sagen, der sie noch nie begegnet war? Ehe sie eine Antwort gefunden hatte, öffnete sich die Tür des benachbarten Büros.
    »Ach, da sind Sie ja, Miss Dean«, sagte Jasper Welch, ein ernster, gelehrt aussehender Mann Anfang dreißig mit unauffälligem hellbraunem Haar, das sich schon lichtete. Er sah sie durch seine Brille an. »Wie ich sehe, haben Sie die Nachricht bekommen. Mrs. Fordham sagte, die junge Dame könne es kaum erwarten, Sie zu sprechen.«
    »Ich muss Mrs. Fordham für ihre prompte Reaktion danken«, sagte Virginia.
    Welch senkte die Stimme und warf einen vielsagenden Blick auf die geschlossene Tür des Büros seiner Assistentin. »Mrs. Fordham sagte, die junge Dame sei sehr gut erzogen. Sie wollte ihren Namen nicht nennen, doch vermutet Mrs. Fordham, dass sie die Tochter einer vornehmen Familie ist. Genau die Sorte Leute, die Mr. Leybrook gern als Klienten anwirbt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja, Mr. Welch, ich weiß, was Sie meinen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen.«
    »Gewiss, gewiss. Wir sehen uns morgen beim Empfang.«
    »Ja.«
    Welch zog sich in sein Büro zurück und schloss die Tür. Virginia tat einen tiefen Atemzug und klopfte an.
    »Herein«, rief Mrs. Fordham. Ihr spröder, sachlicher Ton verriet Ungeduld.
    Virginia öffnete die Tür. Mrs. Fordham saß an ihrem Schreibtisch. Sie war eine Frau in fortgeschrittenem Alter, zurückhaltend, ein Idealbild geradezu schmerzhaft aufrechter Haltung. Sie sah Virginia mit scharfen Vogelaugen an.
    »Miss Dean« sagte sie kühl. »Das ist die junge Dame, die Sie sprechen möchte.«
    Sie neigte den Kopf in Richtung des Mädchens, das steif und unsicher auf einem Stuhl saß.
    »Miss Dean?«, fragte Elizabeth hörbar hoffnungsvoll. »Ich bin Elizabeth.«
    Ich lerne meine Schwester kennen, dachte Virginia.
    »Guten Tag, Elizabeth«, sagte sie leise. »Ihre Mutter ist in großer Sorge um Sie.«
    Elizabeth blinzelte erschrocken. »Sie hat mit Ihnen gesprochen?«
    » Ja.«
    »Ich wollte sie nicht beunruhigen. Aber ich musste Sie unbedingt treffen, und ich wusste, dass sie es nie erlauben würde.«
    »Das ist mir klar, doch Sie sollen wissen, dass ich Ihre Mutter benachrichtigte, als ich erfuhr, dass Sie hier sind. Sicher ist sie schon unterwegs, um Sie abzuholen.«
    Tränen schimmerten in Elizabeth’ Augen. »Aber ich muss mit Ihnen reden, Miss Dean. Ich wüsste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte.«
    »Gehen wir doch hinunter und trinken wir eine Tasse Tee, während wir auf Ihre Mutter warten.«
    Der Teesalon lag im Erdgeschoss des Instituts. Durch die hohen Fenster im Palladio-Stil sah man auf einen großen Garten, in dem eine Vielfalt von Kräutern und Pflanzen mit angeblich psychische Kräfte verstärkender Wirkung gedieh.
    Virginia und Elizabeth saßen an einem kleinen Tisch, eine Kanne Oolong-Tee und einen Teller mit feinem Backwerk vor sich. Den Raum bevölkerte eine Mischung aus Außenstehenden, die wegen der Vorträge und Vorführungen gekommen waren, und einigen Praktikern und Forschern.
    »Als ich zum ersten Mal eine schimmernde Aura um Menschen wahrnahm, war das für mich eigentlich nur

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