Ungezaehmte Leidenschaft
ihr Angebot annahm. Sie konnte Paenther helfen. Sie wusste, dass sie es konnte. Aber er musste ihr die Gelegenheit dazu geben.
Schließlich blieb Lyon stehen und drehte sich zu Paenther um. »Sie ist eine Hexe, B.P. Eine Hexe, die bereits gezeigt hat, welch störenden Einfluss sie auf unsere Tiere hat. Wenn sie nicht das ist, was sie zu sein vorgibt und uns unter ihre Kontrolle bringt oder die Kraft, die sie heraufbeschwört, benutzt, um uns zu entmachten, könnte sie uns vernichten. Wenn die Krieger untergehen, hat Satanan gewonnen. Bist du dir sicher … ganz sicher … dass man ihr vertrauen kann? Ohne den Schatten eines Zweifels?«
Skye legte die Hände ineinander und wartete darauf, dass Paenther ihnen sagte, was er ihr gesagt hatte. Dass er sie liebte. Natürlich vertraute er ihr.
Doch durch den Raum dröhnte ein unheilvolles Schweigen. Er gab keine derartige Erklärung ab. Er sagte überhaupt nichts. Ihr wurde ganz kalt.
Langsam drehte sie sich um und sah, dass sich unendlich viele Gefühle in seinen Augen widerspiegelten. Aber das einzige Gefühl, das sie wirklich spürte, das ihr einen Dolch ins Herz trieb, war der Zweifel.
Er hatte gesagt, dass er sie lieben würde. Doch wie konnte er sie wirklich lieben, wenn er ihr zutraute, dass sie ihn und alle, die ihm etwas bedeuteten, verriet? Schmerz zerriss ihr das Herz, und Tränen brannten in ihren Augen.
Er liebte sie nicht. Er kannte sie ja noch nicht einmal, wenn er dachte, sie wäre in der Lage, ihn willentlich zu verraten.
Sie stürmte an ihm vorbei zur Tür.
»Skye …« Bedauern schwang in Paenthers Stimme mit. Aber er versuchte nicht, sie aufzuhalten.
Plötzlich hatte sie nur noch den überwältigenden Wunsch, draußen im Garten zu sein, und sie rannte quer durchs Haus zur Tür. Als sie schließlich mit fest um sich geschlungenen Armen im Schnee stand und Tränen über ihre Wangen strömten, nahm sie Abschied von den dummen Träumen, denen sie sich hingegeben hatte, seitdem Paenther zu ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Sie hatte sich dem Glauben, der Hoffnung hingegeben, dass seine Liebe zu ihr alles verändern würde. Dass er endlich in der Lage wäre, über das hinwegzusehen, was sie war, ja, dass er es sogar beinahe vergaß. Er hatte gesagt, dass er sie liebte. Doch wenn er sie liebte, musste er ihr doch vertrauen, oder nicht? Aber das tat er nicht. Konnte er nicht.
Weil sie war, was sie nun einmal war.
Der kalte Wind ließ die Tränen auf ihren Wangen gefrieren, und der eisige Frost drang tief in sie ein, wo er ein Spinnennetz aus feinen Rissen über ihr Herz legte.
Ich liebe dich, Paenther. Ich kann dir helfen. Aber ich kann niemand anders sein als die, die ich jetzt bin .
*
Paenther starrte durch das Fenster zu der Stelle, wo Skye stand und sich immer mehr Tiere um sie scharten. Hunde und Rehe, Eichhörnchen und Vögel kamen auf sie zu, drängten sich an sie und versuchten, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ihr Trost zu schenken.
Doch dieses Mal berührte sie sie nicht, nahm sie sie noch nicht einmal wahr. Sie hatte die Arme so fest um sich geschlungen, als würde sie noch nicht einmal wissen, dass sie da waren. Noch nie war ihm jemand so allein erschienen. Ihm brach das Herz. Er hatte ihr das angetan. Er hatte ihr diesen Schmerz zugefügt.
»Ich habe ihr wehgetan. Ich habe an ihr gezweifelt.«
Lyon hatte ihm das Versprechen abverlangt, dass sie sie auf keinen Fall verraten würde. Aber ehe er es hatte geben können, waren die Erinnerungen zurückgekommen und hatten ihn schier zerrissen. Er hatte wieder Ancreta gesehen, wie sie an dem Tag, bevor sie ihn entführte, mit zerrissenem Kleid und herzzerreißenden Schreien auf ihn zugerannt kam. Er erinnerte sich wieder daran, wie Foxx Zaphene angeschaut hatte; der arme liebeskranke Foxx mit den strahlenden Augen, der sich Hals über Kopf in eine Hexe verliebt hatte, die ihn so vollständig in ihren Bann gezogen hatte, dass er Beatrice, seine Strahlende, umgebracht hatte, ohne es überhaupt je zu wissen.
Einen schrecklichen Moment lang hatte er sich gefragt, ob er ein zweiter Foxx war, der sich im Netz einer Hexe verfangen hatte. Wie konnte er das Leben seiner Männer, seiner Brüder, wegen einer Hexe aufs Spiel setzen? Egal welcher Hexe.
Aber wie sollte er Skye andererseits nicht vertrauen?
Lyon stellte sich neben ihn. »Angesichts dessen, was ich über deine Vergangenheit weiß, überrascht es mich, dass du in der Lage bist, ihr überhaupt zu vertrauen.«
»Ich vertraue ihr,
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