Ungezaehmte Leidenschaft
Boss. Manchmal gelingt es mir nicht zu verdrängen, was sie ist. Aber ich weiß, wer sie ist. Sie ist eine der reinsten Seelen, die ich je kennengelernt habe.«
Während sie nebeneinanderstanden und beobachteten, wie sich immer mehr Tiere um sie scharten, murmelte Lyon: »Man sagt, Kinder und Tiere sehen nur das Herz. Es steht eine Menge auf dem Spiel, B.P., aber uns bleiben nicht viele Möglichkeiten. Wenn ich von Kara irgendetwas gelernt habe, dann, dass man sich manchmal eben ganz auf sein Herz verlassen muss.«
»Ich würde ihr mein Leben anvertrauen, Boss. Wenn nur mein Leben auf dem Spiel stünde, würde ich nicht zögern.«
Lyon klopfte ihm auf die Schulter, und Paenther sah ihn an. »Du bist aus einem bestimmten Grund mein Stellvertreter, B.P. Wenn du ihr dein eigenes Leben anvertrauen würdest, reicht mir das. Ich rufe den Schamanen, damit er herkommt und dafür sorgt, dass ihr Zauber wieder befreit wird. Dann werden wir zum Stein der Göttin gehen.« Paenther hatte das Gefühl, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern liegen. Aber gleichzeitig war da diese unglaubliche Leichtigkeit in ihm. Heilige Göttin, er liebte sie. Und noch wichtiger … er kannte sie.
Er klopfte Lyon ebenfalls kurz auf die Schulter, dann wandte er sich ab und eilte aus dem Zimmer.
Manchmal kann man sich nur auf sein Herz verlassen.
Und sein Herz gehörte Skye.
*
Blicklos starrte Skye in den Wald, während immer mehr Tiere zu ihr kamen und bei ihr Trost suchten, den sie nicht geben konnte. Die Tränen liefen weiter über ihre Wangen, aber sie konnte sie genauso wenig stoppen wie die Risse, die sich immer weiter in ihrem Herzen ausbreiteten.
Sie spürte Paenther eher kommen, als dass sie ihn gehört hätte. Er ging so leise, dass sie ihn eigentlich nie wirklich hörte.
»Skye.« Er flüsterte ihren Namen, während er von hinten seine Hände auf ihre Schultern legte. »Es tut mir leid.«
»Ist schon okay.« Es war nun einmal eine Tatsache, dass sie es ihm eigentlich nicht vorwerfen konnte, dass er vorsichtig war, wenn so viel auf dem Spiel stand. Es war ihre eigene Schuld und die Schuld ihres dummen Herzens, dass sie seiner Liebeserklärung so viel Bedeutung beigemessen hatte.
Er drehte sie um, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte, aber sie wich seinem Blick aus. Sie wollte ihm nicht in die Augen schauen, wenn die Tränen nicht aufhörten zu fließen. Aber er zog sie trotzdem in seine Arme, legte eine Hand auf ihren Rücken und schob die andere in ihr Haar, während er ihr Gesicht zu sich hob. Das Bedauern, das sie in seinen Augen sah, brachte die Tränen zum Versiegen.
»Weine nicht, meine Schöne.« Er senkte den Kopf und küsste sie, ohne zu zögern, ohne zu zweifeln, und mit einer so eindringlichen Zärtlichkeit, die ihren Körper und ihre Seele wärmte. Ein Kuss, der sie zu seinem Besitz erklärte, von seiner Liebe kündete und ein Versprechen enthielt.
Schließlich löste er sich von ihr. Erschüttert und verwirrt behielt sie die Augen geschlossen und klammerte sich an seiner Taille fest. Sie erinnerte sich gar nicht mehr daran, wann sie nach ihm gegriffen hatte.
»Schau mich an, Skye.« Als sie zu ihm aufsah, hob er die Hände und umfasste damit ihr Gesicht. »Ich vertraue dir, kleine Hexe. Mein Leben vertraue ich dir an.«
Sie seufzte. »Paenther … ist schon in Ordnung. Ich verstehe. Du hast viele Gründe, Zauberern nicht zu vertrauen.«
»Ja, das stimmt. Du hast recht.« Er streichelte ihre Wange. »Aber du hast mir nie Grund gegeben, dir nicht zu vertrauen.«
Sie verzog die Lippen zu einer kläglichen Miene. »Außer der Tatsache, dass ich dich verzaubert und entführt habe?«
Erstaunt sah sie, dass ein leichtes Lächeln über sein Gesicht huschte. »Außer dem. Ich liebe dich. Ich vertraue dir, weil ich dich kenne. Ich habe von Anfang an die Güte in dir gesehen, auch wenn es mir da noch schwerfiel zu glauben, dass solch ein edler Geist tatsächlich als Hexe geboren worden ist. Ich vertraue dir mein Leben an, Skye. Ich habe nur gezögert, weil …« Er seufzte und drückte seine Stirn an ihre. »Mir fällt es schwer, jemandem zu vertrauen. Und diese Männer sind meine Familie. Meine Brüder. Bis du in mein Leben getreten bist, waren sie alles, was ich hatte.«
Sie klammerte sich an die Liebe, die in seiner Stimme und seinen Worten mitschwang. »Ich würde nie etwas tun, was ihnen – oder dir – schadet.«
Er lehnte sich zurück, um sie anzusehen. »Das weiß ich.«
Mit der
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