Ungezaehmte Leidenschaft
geben, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch als sie um ihn herumgehen wollte, ohne dabei auch auf eine Schlange zu treten, packte er ihren Arm. Seine Finger gruben sich grausam in ihr Fleisch, als er sie dazu brachte, stehen zu bleiben.
Angst kroch ihr den Rücken hinauf.
Birik ließ sie los, doch nur, um diese dünnen, brutalen Finger an ihre Wange zu heben, sodass sie trocken schlucken musste. Die Berührung seiner Finger war ungewöhnlich sanft, was jedoch nicht dazu beitrug, sie zu beruhigen. Wenn er so sanft war, versetzte sie das nur noch in größere Angst als seine beiläufige Grausamkeit. Skye hielt ganz still; denn sie hütete sich davor, ihm ihre Angst zu zeigen.
»Du hast gute Arbeit geleistet, Zauberin.« In seinen Augen lag ein aufgeregtes Glitzern. »Es ist dabei mehr Energie entstanden, als ich gehofft hatte, und dabei hast du ihn noch nicht einmal besprungen.«
Sie fragte ihn nicht, woher er wusste, dass sie sich mit dem Krieger, seit er in der Höhle war, noch nicht gepaart hatte. Birik wusste immer mehr, als eigentlich möglich war. »Er ist noch nicht so weit.«
Birik lachte. »Er ist ein Mann und fühlt sich eindeutig zu dir hingezogen. Ein paar zärtliche Berührungen mit der Hand oder der Zunge, und ich wette mit dir, dass er bereit ist.«
Skye musste wieder schlucken und nickte dabei. Es hatte keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Birik begriff einfach nicht, dass die Abscheu des Kriegers gegen seine Gefangenschaft und gegen diejenige, die dafür verantwortlich war, ihn dazu brachte, gegen die Anziehung zu kämpfen, die sie auf ihn ausübte … Vielleicht war es Birik aber auch egal. Auf jeden Fall besaß er kein Gespür dafür, dass sie bei dem Mann wie bei jedem anderen Geschöpf, das in Gefangenschaft geraten war, viel mehr erreichen würde, wenn sie ihm ein paar Tage gab, um sich an ihre Berührungen zu gewöhnen.
Der Magier, der seit ihrem achten Lebensjahr ihr Meister, Lehrer und Peiniger war, packte ihren Kiefer und drückte so fest zu, dass sie das Gefühl hatte, die Knochen würden gleich brechen. Er tat ihr so lange weh, bis ihr die Tränen, die sie die ganze Zeit zurückzuhalten versucht hatte, in die Augen stiegen, sodass sie alles nur noch verschwommen sah.
»Enttäusche mich nicht, Skye. Die Konsequenzen würden dir nicht gefallen.«
Vor Furcht zog sich ihr Magen zusammen. Sie wusste nur zu genau, was sie in dem Falle erwartete. »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
Kaum hatte Birik sie losgelassen, eilte sie an ihm vorbei und die Stufen hoch, die vor langer Zeit in den Fels gehauen worden waren, um in die relative Sicherheit der Gefängniszelle zu fliehen, die seit ihrem achten Lebensjahr ihre Schlafkammer war. Damals hatte sie sich gegen Birik aufgelehnt. Erbittert. Er hatte ihr alles genommen, jede Annehmlichkeit, Wärme. Und als er damit immer noch nicht ihre Willfährigkeit hatte erzwingen können, hatte er begonnen, ihr Schmerzen zuzufügen, entsetzliche Schmerzen, wieder und wieder und immer wieder, bis er endlich ihren Willen gebrochen hatte.
Es war ihr nicht leichtgefallen aufzugeben. Sich zu fügen entsprach nicht ihrem Charakter. Aber die Schmerzen hatten das für sie erträgliche Maß überstiegen. Und sie hatte schließlich begriffen, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihr Schicksal zu akzeptieren.
Als sie sich der Tür zu ihrem Zimmer näherte, dachte sie an den wunderschönen Mann, den sie darin gefangen hielt. Und daran, was sie tun musste. Sie presste die geballte Faust auf die Brust, um den stechenden Schmerz zu lindern, den ihr Schuldbewusstsein hervorrief. Sie war nicht die Einzige, die durch die Gewalt, die Birik über sie besaß, litt. Wenn sie wollte, dass der Krieger des Lichts am Leben blieb, hatte sie keine andere Wahl, als ihn noch mehr leiden zu lassen.
Sie fand ihn in dem gleichen Zustand vor, in dem sie ihn verlassen hatte … angekettet und wütend. Ein angeketteter, nackter Mann sollte eigentlich hilflos wirken. Doch nicht so er. Er durchbohrte sie mit seinem finsteren, wütenden Blick, und er strahlte eine Gefährlichkeit aus, die den ganzen Raum erfüllte. Er war der beeindruckendste und beunruhigendste Mann, dem sie je begegnet war. Allein, dass sie zusammen mit ihm in einem Raum war, ließ ihr Herz schon in einer Art und Weise pochen, die wenig mit Angst zu tun hatte.
Ein Energieschub jagte ein Kribbeln über ihre Haut, sodass sie den Blick auf die Kugeln richtete. Birik hatte sie in ihrer Abwesenheit geleert,
Weitere Kostenlose Bücher