Ungezaehmte Leidenschaft
Eisenringe tragen, sodass er seine Gestalt nicht ändern konnte. Aber bei den anderen Männern im Auto war das nicht der Fall. Und die Tiere in ihnen waren alles große, wilde Katzen … jedes einzelne.
Paenther drehte sich auch um, und obwohl sein Gesicht im Schatten lag, war sein Unmut deutlich zu spüren.
Aus langjähriger Gewohnheit verkrampfte sie sich und wappnete sich gegen den zu erwartenden Faustschlag.
Doch es kam keiner.
»Lass das, Skye. Leg dich nicht mit ihren Tieren an.«
Sie starrte ihn an, sah den Zorn in seinen Augen. Zorn, doch keine Gewalt. Zumindest noch nicht.
»Es … lag nicht in meiner Absicht«, sagte sie leise.
»Sie hat so eine besondere Art mit Tieren«, erklärte Paenther mit kalter Stimme. »Sie schlachtet sie ab.«
Skye öffnete schon den Mund, um zu widersprechen, doch dann schloss sie ihn wieder, als Paenther fortfuhr.
»Und tanzt in ihrem Blut.«
Sie presste die Lippen aufeinander, und der Druck auf ihrer Brust wurde stärker. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie in ihrem Blut tanzte. Und obwohl sie ihre Geschöpfe nie selber getötet hatte, ließ es sich doch nicht leugnen, dass sie sie zur Schlachtbank führte. Auch wenn dabei jedes Mal etwas in ihrem Innern zerbrach.
Wie sollte sie ihn jemals davon überzeugen, dass sie nichts davon freiwillig getan hatte? Er hatte sich bereits eine Meinung über sie gebildet, und die sah nicht gut aus. Sie merkte, dass sein Tier sie spürte und mit einem leisen Schnurren begrüßte, das Balsam für ihr bebendes Herz war.
Doch Jags Tier fauchte immer noch, und das dritte – ein Tiger vielleicht? – schien auch nicht sonderlich erfreut über ihre Anwesenheit. Warum? Tiere fühlten sich immer zu ihr hingezogen. Warum diese also nicht? Wurden die Tiere von der Feindseligkeit der Männer ihr gegenüber beeinflusst? Oder vielleicht hatte sie auch einfach nur keinen Draht zu Tieren, die gleichzeitig Menschen waren.
Nur bei Paenther war das anders.
Als sich Jag wieder umdrehte, begegnete sie kurz Paenthers warnendem Blick, ehe auch der ihr wieder den Rücken zukehrte, um aus dem Fenster zu schauen. Da ließ sich nichts machen, weder in der einen Richtung noch in der anderen. Sie konnte die Tiere genauso wenig lenken wie die Männer selbst.
Ihr ganzes Fühlen und Denken wurde von Furcht beherrscht, als ihr unruhiger Blick die vielen Autos und Gebäude aufnahm, die von Tausenden von Lichtern erhellt wurden. Es war das erste Mal, dass sie als Erwachsene die Höhle verlassen hatte.
Und nicht im Blut geschlachteter Tiere tanzte.
Die Erkenntnis durchströmte sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Angst. Endlich waren die ihr so kostbaren Tiere in Sicherheit. Sie jedoch nicht. Biriks Arm war lang. Sie hatte seine Pläne durchkreuzt, war geflüchtet, ohne es zu wollen, und er würde sie dafür zahlen lassen. Der Gedanke daran ließ sie noch mehr beben, aber noch nicht einmal diese Angst konnte ihre Freude darüber dämpfen, dass ihre Tiere nun nie wieder ihretwegen würden leiden müssen.
Was auch geschehen mochte, sie durfte nicht zulassen, dass die Krieger des Lichts sie zurückschickten.
Die Gegend draußen änderte sich, Geschäftsgebäude gingen in Wohnhäuser über, und die Landschaft wurde hügeliger, bis sie schließlich eine lange, gewundene Einfahrt hochfuhren, an der Skye erkannte, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Das Haus der Krieger, hatte sie sagen gehört. Das Zuhause der Krieger des Lichts.
Es erhob sich am Ende der Einfahrt. Ein beeindruckendes, zweistöckiges Backsteingebäude mit schwarzen Fensterläden und Gauben auf dem Dach. Die Fenster waren hell erleuchtet, sodass das Haus warm und einladend wirkte und sie mit trauriger Sehnsucht an das Haus erinnerte, die Magierfestung, in der sie als Kind gelebt hatte.
Doch die Wärme, die dieses Haus ausstrahlte, war eine Illusion. Man würde sie im Haus der Krieger nie willkommen heißen.
Am Rand der Auffahrt parkten mehrere Autos. Es war alles dabei, von schnittigen Sportwagen bis hin zu unauffälligen Limousinen.
Der Wagen hielt an, das Brummen des Motors verstummte, und die Männer und die Frau öffneten die Türen, stiegen aus und schlugen die Türen hinter sich zu.
Skye krabbelte schnell zur Rückseite der hinteren Sitzbank, als die Heckklappe hinter ihr aufging. Paenther sah sie mit steinerner Miene an, als er ihren Arm packte, sie aus dem Wagen zog und sie mit ihren nackten Füßen neben sich stellte. Das Licht aus den hell erleuchteten Fenstern fiel auf ihre
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