Ungezaehmte Leidenschaft
angeschaut und verzaubert hatte.
*
»He, Paenther«, sagte Jag mit gedehnter Stimme. Dann drückten sie einander kurz in dem ihnen eigenen Begrüßungsritual das Handgelenk bei aneinandergelegten Unterarmen. »Bin froh, dass du es geschafft hast, da rauszukommen, Geronimo.«
Paenther nickte. Dann drehte er sich zu Tighe um, und sie schlossen sich in die Arme. Selten ließ er andere Empfindungen als die Wut heraus, die sein Leben bestimmte. Doch jetzt spürte er eine Erleichterung darüber, seinen alten Freund zu sehen, die aus tiefster Seele kam.
»Du hast es also am Ende doch geschafft, diesen Klon zu kriegen.«
»Teufel noch eins, ja.« Tighe löste sich von ihm. Liebevolle Herzlichkeit stand in seinem Blick. »Wir haben seit Tagen nach dir gesucht.«
Er brauchte Paenther nicht zu sagen, dass sie Angst gehabt hatten, er könnte tot sein; denn das wusste der auch ohne Worte.
»Wie lange war ich weg? Ich hab da unten jedes Zeitgefühl verloren.«
»Ungefähr sechs Tage.« Er deutete mit dem Kinn auf Skye, die immer noch schlafend im Gras lag. »Ist das die Hexe?«
»Das ist sie.«
Tighe schnaubte. »Sollen wir tatsächlich noch eine von diesen Kreaturen ins Haus bringen?«
»Ich lasse sie auf keinen Fall zurück. Aber wir müssen ihr die Hände zusammenbinden. Habt ihr ein Seil?«
Tighe streckte Jag die Hand entgegen. »Gib mir deinen Gürtel.«
Jag murrte kurz, doch dann löste er den Gürtel seiner Tarnhose, zog ihn heraus und reichte ihn weiter. Paenther kniete sich ins feuchte Gras neben Skye und band ihr die Hände hinter dem Rücken zusammen. Magier konnten Krieger des Lichts oder Therianer in der Regel nur dann verzaubern, wenn sie sie mit der Hand berührten. Die hier hatte zwar behauptet, dass sie es nicht könnte, aber er traute ihr nicht.
Als er sie sich über die Schulter warf, stieg eine attraktive, dunkelhaarige Frau aus Tighes Geländewagen und trat zu ihnen. Paenther zog eine Augenbraue hoch, als Tighe seinen Arm um ihre Schulter legte. Er hatte zwar gehört, dass Tighe sich eine menschliche Gefährtin genommen hatte, doch war er davon ausgegangen, dass er es nur getan hatte, um zu verhindern, dass sie ihn verriet, während er sie benutzte, seinen Klon dingfest zu machen.
»Das ist Delaney, B.P.«
Die Frau hielt ihm die Hand hin, und er drückte sie. Ihr furchtloses, offenes Auftreten beeindruckte ihn. Er sah nicht gerade umgänglich aus. Das tat keiner der Krieger des Lichts.
Paenther nickte ihr zu. »Für einen Menschen ist es hier draußen gefährlich.«
Die Frau lächelte, und ihr Blick war genauso durchdringend wie seiner, als sie ihn ansah. »Tja, ich bin aber kein Mensch mehr. Zumindest bin ich nicht mehr sterblich.«
Überrascht sah Paenther in Tighes Richtung.
Tighe grinste. »Es stimmt. Aber das ist eine lange Geschichte. Lasst uns …«
»Drader«, rief Jag warnend. »Ein kleiner Schwarm.«
Und tatsächlich stürzte sich bereits ein halbes Dutzend der Dämonen auf sie. Paenther packte das Messer, das er aus dem Haus mitgenommen hatte, und schnitt denen, die in seine Nähe kamen, das Herz heraus, während seine Freunde die anderen erledigten.
»Lasst uns hier abhauen, ehe uns noch mehr entdecken«, sagte Tighe und schloss sein Schnappmesser. Paenther trug die bewusstlose Hexe zum Geländewagen und legte sie hinten auf die Ladefläche. Dann stieg er neben Jag ein, während Delaney sich nach vorne neben Tighe setzte. Wenn Skye aufwachte, würde er sie packen, ehe sie irgendjemanden berühren konnte. Dass sie noch weitere Krieger des Lichts verzauberte, war wirklich das Letzte, was er brauchen konnte. Nicht wenn er den Verdacht hatte, dass er sich noch immer in ihrem Zauberbann befand.
*
Noch ehe Skye ganz wach wurde, begann ihr Herz so laut zu pochen, als würde ein Hammer auf einen Amboss schlagen. Sie lag auf der Seite, bewegte sich aber. Unter ihrem Ohr hörte sie das leise Brummen eines Motors. Ein Auto.
Das konnte gar nicht sein. Birik würde sie nie gehen lassen. Trotzdem war sie eindeutig irgendwie aus der Höhle entkommen.
Mit einem Schlag kehrte die Erinnerung zurück. Sie hatte versucht, Paenther zu befreien, und der hatte sie gepackt und bewusstlos gemacht.
Er hatte sie entführt.
Als seine letzten Worte noch einmal in ihrem Kopf widerhallten, zog sich ihr Magen vor Angst zusammen. Glaubst du wirklich, ich würde dich hier zurücklassen, Hexe? Wenn ich doch von dem einzigen Gedanken beseelt bin, mich an dir zu rächen?
Skye begann zu zittern, und der
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