Ungezaehmte Leidenschaft
passte, stellte ihn auf den Tisch und setzte sich neben sie ans Ende des Tisches.
»Gibt es hier irgendetwas, das du isst?«
Sie sah ihn mit unglücklichen Augen an. »Ich esse keine Tiere.«
Endlich begriff er. Natürlich nicht. Sie fühlte sich zu ihnen hingezogen und die Tiere zu ihr.
»Bist du sogar dann noch mit ihnen verbunden, wenn sie tot sind?«
»Ich weiß es nicht. Ich bilde es mir wahrscheinlich nur ein, aber ich bringe es einfach nicht über mich, sie zu essen.«
Als Pink die Krüge auf den Tisch stellte und sich schon umdrehen wollte, um wieder zu gehen, hielt Paenther sie auf. »Skye ist Vegetarierin, Pink. Haben wir irgendetwas Fleischloses?«
»Ich habe gerade Zimtschnecken in den Ofen geschoben, für Delaney und Kara«, erklärte die Flamingofrau steif.
Er drehte sich fragend zu Skye um, doch das aufgeregte Funkeln in ihren Augen und das Lächeln, das kurz über ihr Gesicht huschte, sagten ihm alles, was er wissen musste.
»Danke, Pink«, sagte er, ohne sich umzudrehen. Er war einfach nicht in der Lage, den Blick von der Schönheit an seiner Seite abzuwenden.
»Du magst Zimtschnecken«, stellte er fest, während sich auch seine Mundwinkel nach oben bogen.
Als sie schnell nickte und ihn mit aufgeregten Augen ansah, freute er sich. »Ich habe seit meiner Kindheit keine mehr gegessen.«
Er schnitt ein Stück von seinem Fleisch ab. »Entschuldige, dass ich vor dir esse, aber …«
Sie schüttelte den Kopf. »Iss.«
Während er sich über sein Essen hermachte, musterte er sie. »Was hast du in der Höhle gegessen?«
Sie legte die Hände um den leeren Teller, der vor ihr stand, und fuhr mit den Fingern über den Rand. »Im Sommer esse ich Beeren von Sträuchern im Wald und Pilze, wenn ich welche finde. Manchmal werden dem Koch ganze Ladungen Äpfel und Nüsse gebracht. Dann esse ich davon. Einmal im Monat backt er Brot. Ansonsten gibt es dort nur Fleisch.«
»Ich wusste gar nicht, dass Magier ausschließlich Fleisch essen. Die, die ich kannte, taten das nicht.«
Sie zuckte die Achseln. »Das Fleisch ist immer da.«
Es versetzte ihm einen Stich, als er verstand, was sie meinte. »Sie essen deine Tiere. Die, die während des Rituals geopfert werden.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Ja.«
Er erinnerte sich daran, mit welch liebevoller Zärtlichkeit sie die Tiere gestreichelt hatte und wie diese sich an sie geschmiegt hatten. Kein Wunder, dass sie es nicht über sich brachte, sie zu essen.
Kein Wunder, dass sie so verdammt dünn war.
»Die gegenwärtigen Krieger des Lichts sind alle Raubtiere«, erklärte er ihr. »Ehe Kara hier einzog, hat Pink fast nur Fleisch zubereitet, aber Kara zieht Abwechslung vor. Und Pink hat eine Schwäche für Kara. Zimtschnecken stehen regelmäßig auf dem Speiseplan.«
»Was ist sie?«, fragte Skye leise. »Pink, meine ich. Sie sieht wie ein Tier aus, ist aber keines.«
Er musterte sie neugierig. »Du spürst also kein Tier bei ihr wie bei den Kriegern?«
Skye schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein.«
Es tat ihm leid, als er es hörte. »Wir sind immer davon ausgegangen, dass ihr Tier getötet wurde, hatten aber keine Möglichkeit, es sicher herauszufinden. Es tut mir leid, dass wir recht hatten.«
»Was ist passiert?«
»Sie wäre eine Kriegerin des Lichts gewesen, allerdings ganz eindeutig keine mit einem Raubtier in sich. Die Flamingos waren immer schon ein schwacher Zweig von Ahnen. Als der letzte Krieger starb, fuhr das Tier in den stärksten Abkommen dieses Zweigs. Leider suchte es sich dafür den Fötus eines kleinen Mädchens aus. Einen Fötus, der sich gerade in Zwillinge aufspalten sollte.«
»Und das Tier steckte fest?«
»Offensichtlich. Die Mädchen wurden geboren und waren beide zur Hälfte Flamingo und zur Hälfte Mensch. Pinks Zwillingsschwester wurde getötet, weil man hoffte, das Tier würde dadurch befreit werden, um sich dann mit Pink zu vereinen, aber es funktionierte nicht. Sie selber hat nie geglaubt, dass ein Tier in ihr lebt. Offensichtlich hat sie recht.«
»Sie kann sich nicht verwandeln?«
»Nein. Sie hat immer so ausgesehen. Sie ist im Haus der Krieger, weil sie die Strahlung braucht, um zu leben, auch wenn sie kein Tier in sich hat.«
»Und sie braucht einen Ort, wo keiner sie sieht.«
Paenther nickte. »Ja.«
Eine Bewegung an der Tür ließ beide aufschauen. Tighe und seine Frau kamen gerade ins Zimmer. Delaney hatte schwarze Hosen und ein weißes Hemd an. An der Taille trug sie eine Pistole. Ihr scharfer,
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