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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Wahnsinn ausbrach. Das Leittier war nicht allein; ein ganzes Rudel Löwen hatte Rivellios Trupp umzingelt. Blut spritzte in alle Richtungen und färbte den Schnee, die Bäume und die Büsche rot.
    Theresa stieß Isabella zu Boden und schlang die Arme um ihren Kopf, um ihr den grauenvollen Anblick zu ersparen. »Sieh nicht hin! Sieh dir das nicht an!«
    Isabella konnte ohnehin nichts sehen, doch sie hatte keine Möglichkeit, die fürchterlichen Geräusche aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Das Knirschen und Knacken zerbrechender Knochen, das Geräusch zerreißenden Fleisches, die gellenden Schreie sterbender Männer, das schwere Atmen der Löwen, ihr Furcht erregendes Fauchen und Knurren und das schrille Wiehern angsterfüllter Pferde.
    Theresa, die genauso heftig zitterte wie Isabella, hielt sie unerbittlich auf dem Boden fest. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Don Rivellio heulte vor Schmerz, seine flehenden Schreie vermischten sich mit den Geräuschen von zerreißendem Fleisch und dem Schmatzen riesiger Mäuler, die sich durch Knochen und Muskeln fraßen. Irgendwann verstummte sein Flehen, und auf einmal herrschte eine unheimliche Stille.
    Isabella fühlte, wie Theresa sich von ihr erhob, aber sie konnte nicht aufstehen und wollte auch nichts sehen. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und brach in Tränen aus. Dies hier war Nicolais Werk. Der Angriff war intelligent und gut durchdacht gewesen, so wie die Löwen sich in Position begeben und dann auf der Lauer gelegen hatten, bis sie angewiesen worden waren, schnell und erbarmungslos zuzuschlagen. Sie hatten den Feind buchstäblich in Fetzen gerissen. Selbst jetzt noch konnte Isabella die Geräusche der fressenden Löwen hören. Warnendes Knurren erfüllte die Nacht und schien in ihrem eigenen Körper nachzuhallen.
    Mein Schicksal. Dies wird mein Schicksal sein . Unerwünscht und ungebeten setzte sich der Gedanke in ihr fest.
    »Isabella.« Nicolai sagte ihren Namen, als erriete er ihre Gedanken und versuchte, die Wahrheit zu verleugnen.
    Sie schluchzte, und er hob sie vom Boden auf. Ihr Gesicht war vom Weinen verquollen und mit Blutspritzern bedeckt, ihr Haar völlig zerzaust; es hatte sich aus seiner Aufsteckfrisur gelöst und fiel ihr wie eine ungepflegte Mähne auf Schultern und Rücken. Nicolai zog sie an sich und drückte sie an seine Brust; über ihren Kopf hinweg funkelte er jedoch Theresa an.
    »Zum Glück hatte ich zwei meiner zuverlässigsten Leute beauftragt, meine Verlobte zu bewachen.« Seine Augen loderten vor Zorn. »Wir haben jedes deiner Worte gehört, mit denen du dich selbst verurteilt hast.« Seine sanften Hände in Isabellas Haar standen in vollkommenem Gegensatz zu der schneidenden Härte seiner Stimme, mit der er zu seiner Cousine sprach. »Bringt sie ins castello! Sie wird des Verrats und des versuchten Mordes angeklagt. Versammelt unverzüglich meinen Rat! Hauptmann Bartolmei, wenn du deinen Teil der Aufgabe nicht erfüllen kannst, bist du entschuldigt und brauchst nur noch den Ausgang zu erwarten.« Nicolais Stimme war kalt wie Eis.
    Bartolmei würdigte Theresa keines Blickes. »Ich habe mich noch nie vor meiner Pflicht gedrückt, Don DeMarco, und der Verrat meiner Frau wird daran nichts ändern.«
    Isabella klammerte sich an Nicolai und roch die Wildheit, die noch von seiner Haut und seinem Haar aufstieg. »Bring mich heim!«, bat sie und hielt sich die Ohren zu, um die Geräusche der Löwen, die sich an menschlichem Fleisch gütlich taten, nicht mehr hören zu müssen. Sie hielt auch die Augen fest zusammengekniffen, und ihr Atem kam in abgehackten kleinen Stößen.
    Hass und Niedertracht, Blut und Gewalt erfüllten die Luft um sie herum. Nie würde sie die Geräusche des Todes vergessen können, die Schreie und die flehentlichen Bitten der Soldaten um Erbarmen. Die schiere Brutalität dieser Nacht, der Löwen und Don DeMarcos würden sie ihr Leben lang verfolgen.
    »Isabella«, sagte er wieder leise und bittend, um sie zu sich zurückzuholen und zu trösten.
    Zärtlich legte er eine Hand unter ihr Kinn und neigte ihren Kopf zur Seite, um ihr Gesicht sehen zu können. Über ihrem Auge war eine große Beule, aus der ein feines Rinnsal Blut herauslief, und die Haut verfärbte sich dort schon schwarz und blau. Seine Augen loderten vor Zorn, als er mit dem Daumen das Blut von ihrer Schläfe wischte und sie erneut ganz fest an seine Brust zog, damit sie nicht die mörderische Wut in seinem Blick sah. Sie konnte jedoch das Zittern spüren,

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