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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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das seinen soliden, menschlichen Körper durchlief, und wusste, dass der Vulkan jeden Moment auszubrechen drohte. Nur mit eiserner Selbstbeherrschung hielt Nicolai seinen rasenden Zorn noch unter Kontrolle.
    Ihm war klar, dass Isabella in einem viel zu angegriffenen Zustand war, um seiner Wut jetzt Luft machen zu können. Außerdem wollte er sie schnellstens in die Sicherheit des Palazzos bringen, wo das Grauen dieser Nacht verblassen würde. Deshalb hob er seine Verlobte auf sein wartendes Pferd, stieg hinter ihr auf und schloss sie fest in die Arme. Das Kinn auf ihrem Haar, wendete er das Ross und führte es von dem Meer von Leichen und den Raubtieren, die sie verschlangen, weg. Isabella weinte leise an Nicolais Brust, und ihre Tränen, die sein Hemd durchnässten, brachen ihm das Herz. Aber sie verstärkten auch seinen Hass und sein Bedürfnis, Rache zu nehmen an jedem, der ihr Kummer zugefügt hatte.
    Sarina wartete im Palazzo und schloss Isabella in die Arme wie ein Kind, bevor sie sie zu ihrem Zimmer brachte, wo schon ein heißes Bad und ein Feuer auf sie warteten. Geduldig ließ sie ihren Schützling in ihren Armen weinen, bis sich der Sturm von Emotionen gelegt hatte. Tee und das wärmende Bad halfen, Isabella für die bevorstehende Tortur wieder zu Kräften kommen zu lassen. Es war noch nicht vorbei, und Isabella wusste, dass es das nie sein würde, solange sie die Entität, ihren mächtigsten Feind, nicht besiegen konnte.
    »Haben sie etwas darüber gesagt, ob irgendeiner von Rivellios Männern aus dem Tal entkommen ist?«, fragte sie und trank von dem mit Honig gesüßten Tee.
    »Die Patrouillen haben das ganze Tal durchkämmt«, berichtete Sarina. »Der Pass und die Tunnel in den Höhlen sind gut bewacht. Es wäre fast unmöglich für irgendjemanden zu entkommen. Rivellio und seine Männer werden, wie so viele andere, zu einem Teil der Legende werden: gescheiterte Invasoren, die nie zu ihren Gütern zurückgekehrt sind. Wer weiß schon, was aus ihnen geworden ist? Die Beweise werden längst verschwunden sein, falls jemand Fragen stellen sollte.«
    Ein Erschaudern durchlief Isabella, und ihre Hand zitterte, als sie die Teetasse zur Seite stellte. Sie würde ihre ganze Kraft und Entschlossenheit brauchen, um sich ihrem bösartigsten Feind zu stellen.
    Sie hätte Nicolai gern noch einmal gesehen, bevor sie den Raum betrat, in dem sich das Gericht versammelte, obwohl sie auch ein bisschen Angst vor der Begegnung mit ihm hatte. Doch er war nicht zu ihr gekommen. Rivellio und seine Männer waren in das Tal eingedrungen, um das Gut, die Festung und alles andere zu erobern. Es war Don DeMarcos Pflicht, seine Leute vor allen Eindringlingen zu beschützen, und das hatte er getan, mit einem Minimum an Verlusten n den eigenen Reihen. Isabella drückte eine Hand auf ihren Magen. Trotz ihrer nicht unbeträchtlichen Erfahrung war sie auf ein derartiges Massaker nicht gefasst gewesen. Es war ein Albtraum gewesen, der reinste Horror. Sie wusste nicht einmal, ob sie über das, was sie gesehen und gehört hatte, je hinwegkommen würde – vor allem, da ihr nur zu gut bewusst war, wer das Leittier war, das dieses Blutbad herbeigeführt hatte.
    Sie trank einen weiteren Schluck Tee, als das Wissen um Rivellios Tod ihr endlich ins Bewusstsein drang. Der Erzfeind ihrer Familie war wirklich und wahrhaftig tot! Der Gedanke ließ ihr den Atem stocken. Und Nicolai DeMarco besaß die Macht, den guten Namen und die Ehre der Vernaduccis wiederherzustellen. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass er dazu in der Lage war und ihnen sogar ihre Ländereien zurückgeben konnte. Das würde Lucca und Francesca ermöglichen, ein Paar zu werden. Vorsichtig stellte Isabella die Tasse auf das Tablett und lächelte bei dem Gedanken an den Gesichtsausdruck ihres Bruders und den Glanz in seinen Augen, wenn sein Blick Francesca folgte. Isabella war sicher, dass Lucca mit ihrer, Francescas und Nicolais Hilfe das Glück finden würde, das er verdiente.
    Für die Gerichtsverhandlung kleidete Isabella sich mit größter Sorgfalt an und sorgte dafür, dass sie perfekt frisiert und ihr Kleid von königlicher Eleganz und dem ernsten Anlass angemessen war. Leider konnte sie nichts gegen die Blässe oder die dunklen Prellungen in ihrem Gesicht tun. Ihr Magen war verkrampft und angespannt, doch sie würde kein Unwohlsein vorschützen und sich weinend in ihrem Zimmer verkriechen.
    Als sie bereit war, durchschritt sie hocherhobenen Hauptes die Gänge zu dem

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