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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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herumfahren, und er entfernte sich von Isabella mit einer katzenhaft geschmeidigen Bewegung, die ihn halb durchs Zimmer brachte und so lautlos war, dass sie nicht einmal seine Füße auf dem Boden hörte. In der Haltung seiner Schultern lag plötzlich etwas Bedrohliches, und sein Haar war trotz des Lederbandes, das es im Nacken zusammenhielt, eine wilde, strubbelige Mähne. Isabella sah das Spiel der ausgeprägten Muskeln unter seinem Hemd, als er zur Tür ging und sie aufriss.
    Sofort nahm Isabella den üblen Gestank von etwas Bösem wahr, der in den Raum eindrang, und den Schatten, der hereinströmte wie Schmutzwasser und die Luft verpestete. Vorsichtig erhob sie sich und stellte dabei ihre leere Tasse auf den Tisch. Sie sah nur Sarinas nervöses Gesicht, als sie in das Zimmer eilte. Die Wirtschafterin blickte an Don DeMarco vorbei auf die Pfütze aus Tee und die zerbrochene Tasse auf dem Boden.
    »Ich bitte um Verzeihung für die Störung, Signore , aber die Herren, die eine Audienz bei Euch erbaten, warten schon. Ich dachte, Ihr hättet sie vielleicht vergessen.« Sarina knickste leicht, ohne den Don anzusehen, und schaute stattdessen Isabella prüfend und bekümmert an.
    Verlegen legte Isabella eine Hand über den Kratzer an ihrer Stirn und drehte sich dabei, um festzustellen, wo der kalte, hässliche Eindruck von Bösem seinen Ursprung hatte. Er war so real und stark, dass ihr Körper mit einem Erschaudern reagierte, sie auf der Stelle einen trockenen Mund bekam und das wilde Pochen ihres Herzens spüren konnte. Irgendetwas war hier mit ihnen im Zimmer, irgendetwas, das Sarina nicht zu bemerken schien. Isabella sah jedoch, wie der Don misstrauisch den Kopf hob, als nähme auch er den Geruch wahr. Ganz unvermutet begann der Falke, mit den Flügeln zu schlagen, und Isabella fuhr herum, um den Vogel anzusehen.
    Sarina war bereits am Tisch und bückte sich, um die zerbrochene Tasse aufzuheben. Isabella verspürte ein jähes Aufbranden von heftigem, finsterem Hass im Raum und warf sich im selben Moment vor, als der Raubvogel einen Schrei ausstieß und sich direkt auf Sarinas ungeschütztes Gesicht stürzte. Isabella landete auf der älteren Frau und stieß sie zu Boden, bedeckte sie mit ihrem Körper und schlug die Hände vor ihr eigenes Gesicht, als der Falke mit ausgestreckten Krallen nach der Wirtschafterin schlug.
    Ein Brüllen erschütterte den Raum, ein entsetzliches, nicht menschliches, sondern tierisches Geräusch. Der Falke stieß ein schrilles Kreischen aus, bearbeitete Isabellas Rücken, zerfetzte den feinen Stoff ihres Kleides und riss lange Furchten in ihre Haut. Isabella konnte nicht verhindern, dass sich ihr ein Schmerzensschrei entrang. Sie konnte die Flügel des Vogels wie einen Fächer über ihr flattern fühlen. Sarina schluchzte, betete laut und verzweifelt und versuchte nicht einmal, unter Isabellas Körper hervorzukommen.
    Isabella wandte den Kopf, um nach dem Don Ausschau zu halten. Er befand sich nicht in ihrem Sichtkreis, aber zu ihrem Entsetzen war ein riesiges Wesen durch die offene Tür hereingeschlichen. Mit gesenktem Kopf stand es kaum einen Meter von ihr entfernt und starrte sie aus gelben Augen an. Es war ein Löwe, fast dreieinhalb Meter lang und mindestens sechshundert Pfund schwer, mit einer riesigen goldenen Halskrause, die in eine dichte schwarze Mähne überging, die etwa bis zur Hälfte seines gelbbraunen Körpers reichte. Das Tier stand völlig reglos auf seinen riesigen Tatzen da und hielt den Blick auf die beiden Frauen gerichtet. Dieser Löwe war das größte und beängstigendste Tier, das Isabella je gesehen hatte. Nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hätte sie sich eine solche Bestie vorstellen können. Sarina und sie waren in tödlicher Gefahr.
    Und da der Falke ihr die Haut aufgerissen hatte, war der Blutgeruch eine weitere Einladung an die Bestie. Der Gedanke, dass dieses Böse, das sie in der Luft spürte, die Ereignisse inszeniert haben musste, drängte sich ihr förmlich auf.
    Isabella wusste, dass weder sie noch Sarina entkommen konnten. Der Löwe würde mit blitzartiger Geschwindigkeit angreifen. Sie zwang sich, Luft zu holen, und dachte, dass sie sich auf den Don würden verlassen müssen. Darauf, dass es ihm gelang, die Bestie zu zähmen. Oder sie zu töten. Während sie in die wilden Katzenaugen starrte, schwor sie sich, keine Angst zu haben. Der Don würde nicht zulassen, dass der Löwe ihnen etwas antat.
    Das mächtige Tier trat langsam einen

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