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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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einen Großteil seines Lebens damit verbracht, den Kopf zu schütteln und die Stirn zu runzeln aus Missfallen über mein Benehmen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.« Sie hörte den feinen Spott in seiner Stimme und konnte das Gewicht seines schonungslosen Blickes spüren.
    Plötzlich kribbelte ihr Magen vor Aufregung, und Hitze durchflutete sie langsam. Sie wusste so wenig über die Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau, dass sie nicht einmal hätte sagen können, ob er sie in dieser Weise wollen würde. Aber sie selbst schien ihn nicht ansehen zu können, ohne dass ihr ganzer Körper kribbelte von einer Hitze und einem Feuer, die sie noch nie zuvor verspürt hatte und als beängstigend empfand. Und sie wollte nicht, dass irgendjemand ihr Vorschriften machte und ihre Freiheiten beschnitt, denn bis auf wenige Einschränkungen war sie es gewohnt, tun und lassen zu können, was sie wollte.
    Bei dem Gedanken reckte sie das Kinn vor. »Mir fällt es stets ein bisschen schwer, den Vorschriften anderer zu gehorchen.«
    Sein leises, belustigtes Lächeln überraschte sie. Es war fast wie ein Streicheln, das den Weg in sie hinein fand und sich um ihr Herz legte. »Ist das eine Warnung oder ein Geständnis?«, fragte er.
    Für einen flüchtigen Moment suchte sie seinen Blick und wandte den ihren dann ein wenig befangen wieder ab. Sie hatte das Gefühl, dass er nur selten lachte. »Ich glaube, es war eher eine Warnung. Ich habe die Bedeutung des Wortes gehorchen nie wirklich verstehen können.« Sie trank einen weiteren Schluck Tee und sah Don DeMarco über den Rand der Tasse hinweg an. »Mein Vater pflegte zu sagen, ich hätte als Junge zur Welt kommen sollen.« Die unter den Falten ihres Rocks verborgene Hand verdrehte und zerknitterte den Stoff. Isabella war furchtbar nervös, viel mehr, als sie es je zuvor gewesen war. Don DeMarco war absolut nicht so, wie sie erwartet hatte. Mit einem langweiligen alten Mann, ja sogar mit einem mit gierigen, lüsternen Augen hätte sie umgehen können. Aber Don DeMarco war unglaublich gut aussehend, mehr als gut aussehend, und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
    »Es ist lange her, seit ich hier so saß und mit jemand anderem sprach«, gestand er leise, und etwas von seiner Anspannung schien von ihm abzufallen. »Meine Besprechungen sind keine geselligen, und ich nehme auch nie das Essen mit Mitgliedern des Haushalts ein.« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte die langen Beine nach dem Feuer aus. Er hätte entspannt wirken müssen, doch er machte noch immer den Eindruck eines wilden, ruhelosen Tieres in seinem Käfig.
    »Warum nicht? Das Abendessen war immer mein liebster Moment des Tages. Mein Bruder erzählte mir dabei ganz wundervolle Geschichten. Es war schwierig für mich, als mein Vater beschloss, dass ich gewisse weibliche Fähigkeiten erlernen müsse, und mich im Haus einschloss. Deshalb erzählte Lucca mir dann beim Abendbrot immer so viele verrückte Geschichten, wie ihm nur einfielen, um mich zum Lachen zu bringen.«
    »Wurdet Ihr häufig eingeschlossen?« Seine Stimme war nicht unfreundlich, aber irgendetwas in seinem Ton ließ Isabella frösteln. Offensichtlich gefiel es ihm nicht, dass ihr Vater sie eingeschlossen hatte, während es für ihn vollkommen in Ordnung war, dass er es tat.
    »Oft genug. Ich streunte zu gern durch die Berge, und Vater fürchtete, ich könnte Wölfen begegnen.« In Wahrheit hatte ihr Vater Angst gehabt, dass er nie einen reichen Ehemann für seinen Wildfang finden würde. Isabella verdrängte den Gedanken schnell, bevor der Don den Anflug von Traurigkeit in ihren Augen sah, denn sein eindringlicher Blick schien jede Nuance ihrer Haltung und ihres Ausdrucks einschätzen zu können.
    Und tatsächlich beugte er sich vor und strich ihr sanft ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die unerwartete Geste ließ sie vor ihm zurückweichen, und etwas Scharfes kratzte sie von ihrer Schläfe bis zu ihrem Augenwinkel. Die Kante seines Ringes musste ihr die Haut aufgeschürft haben. Bei dem jähen Schmerz sog Isabella scharf den Atem ein und hob die Hand, um die verletzte Stelle zu berühren.
    Don DeMarco sprang so schnell auf, dass seine Teetasse vom Tisch gefegt wurde und zerbrach; ihr Inhalt ergoss sich über den makellosen Marmorboden. Isabella machte große Augen, als die Pfütze, die sich bildete, die Form eines Löwen annahm.
    Sofort begann ihr Herz wieder, vor Furcht zu rasen, und sie hob

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