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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dem starren, entnervenden Blick, mit dem ein Raubtier sein Opfer fixiert. Und da sah sie sein Gesicht, das bis auf die langen, entstellenden Narben auf der linken Seite schön wie das eines Engels war. Es waren vier tiefe Narben, die von seinem Haaransatz bis zu seinen Bartschatten verliefen, als wäre ihm von den Krallen eines wilden Tieres die Haut bis auf den Knochen aufgerissen worden. Ansonsten waren seine Züge von einer engelhaften, schon fast absurden Schönheit; Züge, die jeder Künstler für immer auf Leinwand würde bannen wollen.
    Sein Griff verstärkte sich, bis Isabella befürchtete, er könnte ihr die Knochen brechen. Sein Blick wurde wilder, seine Augen verengten sich bedrohlich und hefteten sich auf ihr Gesicht, als wäre er im Begriff, sie irgendeiner schrecklichen Untat wegen anzuspringen und zu verschlingen. Sein schön geschnittener Mund gab ein warnendes Grollen von sich, das tief aus seiner Kehle kam, als er sich zu ihr vorbeugte.
    Während sie ihn noch ansah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck und verschwamm auf solch merkwürdige Weise, dass Isabella sekundenlang einem großen Raubtier mit offenem Maul und scharfen weißen Zähnen ins Gesicht zu starren glaubte. Die Augen blieben ihr jedoch irgendwie bekannt, und deshalb zwang sie sich, ihren Blick zu erwidern und zu lächeln. »Werdet Ihr mit mir Tee trinken, Don DeMarco?«
    Sein Körper war sehr muskulös, weit mehr, als sie es je bei einem Mann gesehen hatte, wie an dem Spiel der klar umrissenen Muskeln und Sehnen unter seinem eleganten Hemd zu erkennen war. Auch seine Schenkel waren stark wie Säulen. Er war groß, aber wohlproportioniert, Furcht erregend in seiner Kraft und Größe und durch die von ihm ausstrahlende Macht.
    Seine bernsteinfarbenen Augen starrten sie für mehrere Sekunden an. Dann löste er langsam seinen Griff um ihr Handgelenk, doch die Wärme seiner Hand verblieb auf ihrer Haut. Isabella verschränkte die Finger in den Falten ihrer Röcke, um nicht seine Abdrücke an ihrem Handgelenk zu reiben. Ihr Puls pochte in einem Rhythmus aus Furcht und innerer Erregung. Es war lächerlich, wie ihre blühende Fantasie darauf beharrte, ihn wie die steinernen oder hölzernen Abbildungen der Löwen in seinem Haus zu sehen. Und genauso lächerlich war es, dass die Außenwelt ihn wegen ein paar Kratzern für eine dämonische Bestie hielt.
    Isabella war kein Kind, das sich vor ihm fürchtete, nur weil er Spuren im Gesicht trug, die nichts anderes bewiesen, als dass er einen heftigen Angriff überlebt hatte. Um einen heiteren Gesichtsausdruck bemüht, trank sie einen Schluck Tee. »Ihr enttäuscht mich keineswegs, Signore , oder macht mir Angst, falls das Eure Absicht ist. Haltet Ihr mich für so schwach oder jung? Ich bin kein Kind, das Furcht vor einem Mann empfindet«, sagte sie gelassen, obwohl er wirklich sehr viel einschüchternder war, als sie zugeben wollte. Und zweifellos verfügte er über enorme Kraft. Wahrscheinlich könnte er sie mühelos zerbrechen, wenn er wollte. Es war unmöglich, sein Alter einzuschätzen, doch er war kein junger Bursche, sondern ein ausgewachsener Mann, der das Gewicht seines Titels und die Last, für das Wohl seiner Leute sorgen zu müssen, auf seinen breiten Schultern trug. Und jetzt auch noch die ihres Bruders. Sie hatte ihm eine weitere Verantwortung aufgebürdet, und der bloße Gedanke daran verursachte ihr Gewissensbisse. »Bitte nehmt doch eine Tasse Tee! Ich würde Euch sehr gern besser kennenlernen.«
    »Sagt mir, was Ihr seht, wenn Ihr mich anschaut!«, entgegnete er leise und mit einer Stimme, die wie eine Mischung aus Samt und Hitze war. Doch das änderte nichts daran, dass seine Worte auch ein Befehl von einem sehr mächtigen Wesen waren.
    Um ihre Nerven zu beruhigen, trank Isabella einen weiteren Schluck des heißen, mit Honig gesüßten Tees, der sie stärkte und belebte. »Ich sehe einen Mann mit vielen Bürden und Belastungen. Und ich habe ihm eine weitere mitgebracht. Das bedaure ich, aber ich kann nicht zulassen, dass mein Bruder stirbt, und Ihr seid meine einzige Hoffnung. Ich wollte Euer Leben nicht noch komplizierter machen«, erwiderte sie in aller Offenheit.
    Don DeMarco zögerte zunächst, als wäre er sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte, doch dann setzte er sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Als eine Art Friedensangebot schenkte Isabella ihm ein unsicheres Lächeln. »Ich fürchte, Ihr habt ein schlechtes Geschäft mit mir gemacht, Signore . Mein Vater hat

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