Ungezaehmte Nacht
zusammengesackt, wenn Sergio Drannacia sie nicht aufgefangen und festgehalten hätte.
Es war Isabella, die sich als Erste rührte und die Spannung brach. »Ist die Dame krank?« Sie bahnte sich einen Weg durch die kleine Gruppe von Bediensteten, eilte um die Frauen und Drannacia herum und ging geradewegs auf Don DeMarco zu. »Sollten wir ihr nicht ein Zimmer anbieten, damit sie sich hinlegen kann?«
Hauptmann Bartolmei nahm Sergio die Frau ab und schüttelte sie ein wenig. Sein Gesicht war starr vor Verlegenheit, als er den Kopf senkte und ihr ein paar scharfe Worte zuflüsterte.
Betto klatschte in die Hände und gab den Dienstboten ein Zeichen, worauf sie hastig auseinanderstieben und sich wieder an die Arbeit machten. »Der Tee wird im kleinen Salon serviert«, informierte er seinen Herrn und zog sich dann so diskret zurück, wie es nur ein sehr erfahrener Diener konnte.
»Sie braucht sich nicht hinzulegen«, antwortete Hauptmann Bartolmei scharf. »Meiner Gemahlin geht es bestens. Ich bitte für ihr Verhalten um Entschuldigung.«
Die junge Frau wandte den Kopf ab, aber Isabella hatte die Tränen über die Zurechtweisung ihres Ehemannes schon in ihren Augen glitzern sehen. Hauptmann Bartolmeis Gattin hielt die ganze Zeit den Kopf gesenkt, als sie sich über die Korridore zum Salon begaben.
Im Grunde tat die junge Frau Isabella leid. Sie selbst war oft genug von ihrem Vater in aller Öffentlichkeit getadelt worden, um zu wissen, wie demütigend das war. Sie wusste auch, wie viel Kraft und Stolz es kostete, den Zeugen der Zurechtweisung danach ins Gesicht zu blicken.
Der Don passte seine langen Schritte Isabellas an und legte ihr leicht die Hand auf den Arm, als er dicht neben ihr weiterging. »Würdest du mir bitte erklären, warum der Hauptmann deine Hand hielt?« Seine Stimme war leise, aber die unterschwellige Drohung, die darin mitschwang, ließ Isabella frösteln. Er ließ seine Finger an ihrem Arm hinuntergleiten, um ihre Hand zu nehmen, und verschränkte besitzergreifend seine Finger mit den ihren.
Isabella schaute ihn verblüfft an. »Ist es das, wonach es aussah? Wie schrecklich! Er war um meine Sicherheit besorgt und hat mich immer wieder hinter sich geschoben.« Isabella schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass seine Frau hysterisch wurde! Was muss die arme Frau jetzt denken?«
Etwas Gefährliches flackerte in den Tiefen seiner Augen auf. »Warum sollte es dich kümmern, was sie denkt? Ist es nicht viel wichtiger für euch beide, was ich gedacht habe?«
Isabella drückte seine Hand und dämpfte ihre Stimme. »Du bist ein intelligenter Mann und müsstest daher eigentlich wissen, dass dein Freund, der Hauptmann, nicht einmal im Traum auf die Idee käme, vor den Dienstboten meine Hand zu halten«, sagte sie mit einem Anflug von Humor in der Stimme und verdrehte die Augen.
»Wenn du deinen Ehemann dabei ertappten würdest, dass er die Hand einer anderen Frau hält, wie würdest du dann reagieren?«, fragte Nicolai neugierig und plötzlich belustigt über ihre Reaktion. Isabella hatte nicht einmal bedacht, dass er eifersüchtig oder wütend werden könnte, wenn er einen anderen Mann so nahe bei ihr sah. Sie vertraute auf seine Vernunft und zog überhaupt nicht in Betracht, dass ein eifersüchtiger Mann per definitionem unvernünftig war.
Isabella zog an seinen Fingern und zwang ihn, stehen zu bleiben. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm zu: »Wenn er wirklich meine Hand gehalten hätte, würde ich ihm einen Besenstiel über seinen dicken Schädel schlagen, und zwar sehr, sehr fest.« Ihre Stimme war so süß, so leise und so sinnlich, dass Nicolai das Gesagte im ersten Moment fast nicht registrierte.
Dann schockierte er sich selbst und seine Gäste, indem er in schallendes Gelächter ausbrach. In ein echtes, aufrichtiges Gelächter, das tief aus seiner Brust kam, den ganzen Raum erfüllte und alle Dienstboten in Hörweite zum Lächeln brachten. Niemand erinnerte sich daran, den Don je lachen gehört zu haben. Der Heiterkeitsausbruch vertrieb sofort die starke Anspannung, die im Palazzo herrschte. Sergio und Rolando tauschten ein schnelles, amüsiertes Lächeln aus.
» Signorina Vernaducci, darf ich Euch Violante, meine Frau, vorstellen?«, fragte Sergio Drannacia, dessen Arm um die Schultern einer Frau lag, die einige Jahre älter zu sein schien als Isabella. »Violante, das ist Isabella Vernaducci, Don DeMarcos zukünftige Gemahlin.«
Violante knickste lächelnd, doch
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