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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eine geistige Verbindung zu der riesigen Katze herzustellen. Sie spürte, wie ihre eigene Kraft in Nicolai eindrang, der auch so schon ungeheuer machtvoll zu sein schien. So dicht, wie er neben ihr stand, konnte sie spüren, dass sein Körper vor Anspannung und Anstrengung vibrierte. Isabella fasste eine eigenartige Zuneigung zu dem Löwen, fast so, als könnte sie Nicolai DeMarco von dem Tier nicht trennen. Ihr Ausdruck wurde weicher, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
    Sie konnte den genauen Moment bestimmen, in dem der Schatten des Bösen geschlagen war und sich zurückzog, um den unglückseligen Löwen mit Nicolai allein zu lassen. Sie spürte den Rückzug des Hasses und der Finsternis, und dann war der Raum wieder völlig frei von Bosheit und Schlechtigkeit. Normal wie immer, bis auf die verbliebene Anspannung und den Geruch von Furcht, aber nichts nährte die intensiven Emotionen noch mit Wut und Hass. Isabella wagte wieder, normal zu atmen, doch ihr Körper zitterte noch in Reaktion auf das Erlebte.
    Der Löwe senkte den Kopf, drehte sich um und tappte lautlos durch den Korridor auf die Treppe zu, die zu den unteren Bereichen des Palazzos führte. Isabella brach in Tränen aus und wandte sich von Nicolai und den Dienstboten ab, um sich in die Ungestörtheit ihres Schlafzimmers zu flüchten, aber ihre Beine weigerten sich, sie irgendwohin zu tragen.
    Nicolai zog sie in seine starken Arme und drückte sie beschützend an seine Brust, während er sein Gesicht in der Fülle ihres Haares verbarg. »Was hast du dir dabei gedacht?«, flüsterte er. »Du hättest nicht in die Nähe dieses Löwen gehen sollen. Mit ihm stimmte etwas nicht – konntest du das nicht sehen?«
    Nur er hielt sie noch aufrecht. Hätte er sie losgelassen, wäre Isabella zweifelsohne gestürzt. Sie drückte ihr Gesicht an sein Hemd und versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken, das ihren ganzen Körper schüttelte. Jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorüber war, drohte sie zusammenzubrechen. So streng sie sich auch ermahnte, sich zusammenzunehmen und sich nicht vor den Dienstboten zu erniedrigen, weinte und zitterte sie dennoch weiter und klammerte sich an Nicolai, der wie ein sicherer Hafen in einer Welt voller Gefahren war.
    »Was ist hier vorgegangen?«, fragte er mit gebieterischer Stimme.
    Die plötzliche betretene Stille brachte Isabella vom Rand der Hysterie zurück, und sie spähte um Don DeMarco herum, um die anderen im Raum zu beobachten. Die Dienstboten schwiegen und starrten voller Unbehagen zu Boden, an die Decke oder auf den Korridor hinaus. Überallhin, nur ihren Herrn sah keiner an. Selbst Sarina hielt den Blick von Nicolai abgewandt und suchte Isabellas.
    Das genügte, um die Flut ungewollter Tränen zum Versiegen zu bringen. Am liebsten hätte Isabella die ganze Bande einmal gründlich durchgeschüttelt. Nicolai DeMarco hatte ihnen gerade das Leben gerettet, und sie sahen ihn nicht einmal an! Ihre Finger noch immer fest mit Nicolais verschränkt und in beschützender Haltung, drehte sie sich ganz zu ihnen um und funkelte Sarina anklagend und wütend an.
    Die Wirtschafterin seufzte leise und bemühte sich sichtlich, sich zu wappnen, bevor sie Don DeMarco ins Gesicht schaute. Dann schnappte sie nach Luft und bekreuzigte sich. »Nicolai!« Es war auf ihren Schock zurückzuführen, dass sie sich erlaubte, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen.
    Sofort blickte Betto auf, bekreuzigte sich ebenfalls und verzog seine Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Don DeMarco, dies ist ein außergewöhnlicher Tag. Seht Euch doch nur an, mein Junge!« Er strahlte und umfasste seine Frau noch fester. »Sieh ihn dir an, Sarina! Ein hübscher Junge, der zu einem gut aussehenden Mann herangewachsen ist.« Er klang wie ein stolzer Vater.
    Isabella war verwirrt. Sarina und Betto starrten Don DeMarco an, als hätten sie ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Und Tränen glitzerten in Sarinas Augen. »Schaut ihn an!«, forderte sie die anderen Dienstboten auf. »Schaut Don DeMarco an!«
    Was war plötzlich so anders an ihm? Isabella hob den Kopf, um Nicolai anzusehen. Für sie sah er aus wie immer, der Inbegriff maskuliner Schönheit, selbst mit den vier langen Narben, die seine Männlichkeit nur noch zu unterstreichen schienen. Er verkörperte Kraft und Macht. Hatte denn keiner seiner Leute je bemerkt, wie ungewöhnlich gut aussehend er war? Konnte keiner von ihnen seine Redlichkeit erkennen? Seine Ehrenhaftigkeit? Es war so deutlich

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