Ungezaehmtes Verlangen
und ihn auf die übliche Art der Krieger fest umarmte. Er rückte von ihm ab, streckte die Hand aus, und als Lyon seinen Arm umschloss, berührte er mit der freien Hand Lyons Schulter. Langsam erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht.
»Verdammt, ich bin so froh, dich zu sehen. Wie …?«
Mit verdächtig feucht schimmernden Augen blickte Lyon auf Kara hinunter. »Unsere Strahlende ist einfach die sturste Frau, die je gelebt hat.«
»Du hättest sie mal sehen sollen, Tighe«, sagte Jag gedehnt und zog seine Hosen an. »Kara hat nach dem Kopf der Hexe verlangt und ihn sich dann auch kurzerhand geholt.«
Paenther drehte sie zu sich herum – sein harter Blick schimmerte warm vor Dankbarkeit. Oder vielleicht auch vor Respekt. Zu ihrer Überraschung sank er auf ein Knie nieder und schlug sich mit der Faust gegen die Brust.
»Ich gelobe, dich und die Deinen mein Leben lang zu verteidigen. Nicht nur, weil es meine Pflicht ist, obwohl das schon ausreichen würde, sondern auch, weil du dich in jeder Beziehung als würdig erwiesen hast. Du bist mutig, hingebungsvoll und selbstlos. Mögen wir uns deiner als ebenso würdig erweisen.«
Jag ließ sich, ohne zu zögern, neben Paenther auf ein Knie nieder. Tighe löste sich von Lyon und kam ebenfalls zu ihnen. Die anderen Krieger starrten die drei an und sanken dann etwas langsamer auf die Knie.
Lyon kniete bei seinen Männern. »Ich sage dies für jene, die bei der Schlacht nicht dabei waren: Unsere Strahlende hat heute bewiesen, dass sie eine echte Kriegerin ist. Sie hat mehrfach ihre Sicherheit und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um mit uns gemeinsam für unser Ziel zu kämpfen. Wir haben es ihrem Mut und ihrer Aufopferung zu verdanken, dass wir immer noch hier sind. Und – noch die Oberhand haben.«
Die vier Neuankömmlinge starrten Kara neugierig und verwirrt an, dann neigten sie einer nach dem anderen den Kopf vor ihr. Hinter den Männern stand Pink und senkte – wie die Männer auch – dankbar und anerkennend den Kopf.
»Ich fühle mich geehrt«, sagte Kara leise und spürte, wie ihre Wangen erglühten. »Und bin vollkommen überwältigt.«
»Die Klinge der Dämonen befindet sich doch noch in unserem Besitz, oder?«, fragte Tighe.
Paenther und Jag tauschten einen Blick, sprangen dann gleichzeitig auf und rannten aus dem Raum.
»Die Klinge der Dämonen ist fort«, stellte Jag grimmig fest, als er kurz darauf in dem Flur vor dem Raum des Rituals zu der Gruppe stieß.
Paenther folgte dicht hinter ihm. »Vhypers Wagen ist nicht der einzige, der verschwunden ist. Tighes Landrover ist auch weg und … wir haben keine Spur von seinem Klon.«
»Verdammt«, sagte Lyon, als sich seine Männer nach der ergebnislosen Suche um ihn versammelten. Kara stand neben ihm und hielt seine Hand fest umschlossen. Verflucht, seine Muskeln zitterten.
Sie waren noch immer in ernsthaften Schwierigkeiten. Aber das würde er schon in den Griff bekommen. Solange Kara an seiner Seite war, würde er mit allen Problemen der Welt fertig werden.
Er wollte keine weitere Paarungszeremonie durchführen. Er hatte bereits entschieden, dass es ganz gleichgültig war, welchen Partner die Göttin für sie auswählte. Sie gehörte zu ihm.
Aber dennoch – er musste es wissen. Und wenn auch nur, um das Gesicht von diesem Mistkerl zu kennen, der versuchen würde, sie ihm wegzunehmen.
Falls ein anderer als er selbst der Auserwählte sein sollte.
Bitte, Göttin, lass zu, dass ich es bin .
»Wir führen das Paarungsritual durch«, verkündete Lyon. »Jetzt gleich.«
Paenther nickte. »Ich bereite alles vor.«
»Ich dachte, das hätten wir bereits gemacht?«, sagte Wulfe. Er blickte zu Hawke und schüttelte den Kopf. »Ich komme mir vor, als wäre ich bei Twilight Zone gelandet.«
»Willkommen im Club«, murmelte Hawke.
Zehn Minuten später versammelten sich die Männer wieder einmal im Kreis um das Podest der Strahlenden, hatten die rituellen Feuer angezündet und sich die vorgeschriebenen Schnitte zugefügt. Lyon hielt Kara immer noch an seiner Seite.
Mein , brüllte sein Tier.
»Es ist Zeit«, sagte Kougar.
Kara machte sich von ihm los und sah ihm voller Liebe und Zuversicht in die Augen. Eine Zuversicht, die er sofort verstand, schon darum, weil er sie genauso empfand. Kein Ritual konnte sie mehr trennen.
Stolz und selbstbewusst stieg sie allein auf das Podest und hatte nichts mehr mit der ängstlichen, verwirrten Frau gemein, die er erst vor zwei Tagen auf das Podest gehoben hatte. Sie
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