Ungezaehmtes Verlangen
kennt.«
Kara blickte ihn finster an. »Ich will aber gar keinen Mann! Ich will nicht eure Strahlende sein. Ich will auch nicht unsterblich sein. Ich will das alles nicht!«
Paenther ließ sie los und wich zur Seite aus, als sie auf die Arme einzuschlagen begann, die sie festhielten. Schließlich versetzte sie Vhyper einen gezielten Tritt mit ihrer nackten Ferse.
» Du verdammtes kleines Miststück! « Vhyper schloss seine Hand um ihren Hals und presste seinen Daumen fest auf eine Stelle unter ihrem Ohr.
Um sie herum wurde es dunkel.
8
»Dein Blut, Strahlende. Ich will dein Blut.«
Sie träumte. Kara wusste, dass sie träumte, doch das nahm dem Szenario keineswegs seinen Schrecken. Der Schein des Feuers tanzte über die dunklen Wände, sie konnte Rauch riechen. Wie schon zuvor bei der Paarungszeremonie. Aber diesmal stand sie nicht in einem hübschen Kleid auf einem Podest, sondern hing von der Decke. Nackt. Ihre Hände waren mit Stricken über ihrem Kopf gefesselt, die ihr die Handgelenke abschnürten, ihr Körper schwebte in der Luft. Sie hatte das Gefühl, die Arme würden ihr herausgerissen. Eine warme Flüssigkeit rann über ihre Hüften und Beine und tropfte von ihren Zehen.
»Dein Blut, Strahlende. Ich werde dich langsam, Stich für Stich ausbluten lassen, bis ich habe, was ich brauche.« Die Stimme klang weder hoch noch tief. Weder männlich noch weiblich. Aber durch und durch böse. Der Besitzer dieser Stimme trat vor sie hin. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gewandet und hielt zwei lange scharfe Dolche in Händen, von denen Blut troff. Es war ihr Blut.
»Ich werde dich ausbluten lassen, bis du stirbst.«
Mit hämmerndem Puls und schweißnassem Nachthemd schreckte Kara aus dem Schlaf hoch. Als sie sich aufsetzte, spürte sie einen heftigen Schmerz in ihrer Mitte und stöhnte. Der Raum lag im Dunkeln, nur durch den Spalt unter der Tür fiel ein schmaler Lichtstreifen herein. Es war Nacht. Sie war von dem schrecklichen Traum noch ganz benommen und presste die Hände auf den Bauch, in den der Teufel seine blutigen Klingen gerammt hatte.
Licht. Sie brauchte Licht.
Kara schlug die Decke zurück und hielt die Luft erschrocken an, als ihr Körper aufschrie. Nicht nur ihr Bauch tat weh. Sie hatte überall Schmerzen. Warum?
Zitternd streckte sie die Hand nach der Lampe aus und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Was war nur mit ihr los? Als sie den Schalter betätigte, wurde der Raum in ein weiches, goldenes Licht getaucht. Sie ließ den Blick in diesem leeren Zimmer umherschweifen und sah prüfend in jede Ecke und jeden Winkel, konnte aber nichts entdecken.
Kein Feuer. Kein Teufel mit bluttriefenden Klingen.
Sie war vollkommen allein.
Mit zitternden Händen ergriff sie den Saum ihres Nachthemdes und zog ihn über ihre Hüfte hoch – doch es kam nichts als ein makelloser Bauchnabel und saubere Haut zum Vorschein. Keine Verletzungen. Kein Blut.
Der Schmerz ließ zwar langsam nach, die Angst jedoch lauerte weiterhin mit unverminderter Heftigkeit in ihr, ließ ihr Herz heftig hämmern und trocknete ihren Mund aus. Das Gefühl einer drohenden Gefahr war überdeutlich.
Es konnte kein Traum gewesen sein. Träume hinterließen keine Schmerzen. Keine echten Schmerzen jedenfalls. Als ihr Körper zu schlottern begann, zog sie die Knie an die Brust und hielt sie fest umklammert. Es musste ein Traum gewesen sein.
Oder etwa nicht?
Woher sollte sie wissen, was an diesem merkwürdigen Ort wirklich war?
Gleich einem widerlichen Schleier hing der Schreck über ihr und nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie konnte das nicht. Sie konnte einfach nicht hierbleiben.
Mit Vhyper. Und diesen Männern, die sich in Tiere verwandelten.
Sie würde keine Sekunde länger hierbleiben.
Sie schlug die Decke zurück, taumelte aus dem Bett und zog keuchend und mit zitternden Händen hastig Jeans und ein Sweatshirt an. Verschwinde bloß von hier, verschwinde schnell von hier , dröhnte es in ihrem Kopf, als sie die Treppen hinunterschlich und durch die Haustür in die Nacht verschwand.
*
Lyon fuhr aus dem Schlaf hoch, als sein Suchinstinkt auf das Heftigste Alarm schlug. Kara! Sie musste das Haus verlassen haben.
Nur im äußersten Notfall würde irgendjemand mit einer Strahlenden in die Nacht hinausgehen. Sein Puls raste, als er sich aus dem Bett wälzte und zum Fenster trat, das zur Auffahrt hinauszeigte. Nichts war zu sehen. Niemand rannte mit ihr an der Hand zu einem Wagen. Es waren überhaupt keine Krieger zu sehen. Mehr
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