Ungezaehmtes Verlangen
Brust zog sich schmerzlich zusammen. Er räusperte sich und fühlte sich auf einmal unwohl. »Ich weiß nicht, warum ich dir das jetzt alles erzählt habe. Ich habe es noch nie zuvor jemandem erzählt.«
»Ich bin froh, dass du es getan hast.«
Beinahe wurde er von dem Drang überwältigt, sie zu berühren, und er schob die Hände in seine Gesäßtaschen zurück. Sie war zu nah. Zu verlockend. Wieder überlegte er, ob er vielleicht einen der anderen herbeordern sollte, damit er die Sache für ihn beendete. Sie wussten jetzt, dass sie versuchen könnte wegzulaufen. Sie würden sie nicht aus den Augen lassen.
Aber dann würde er ihren Gesichtsausdruck verpassen, wenn sie sich das erste Mal in die Strahlende verwandelte. Göttin, er schien es ja allmählich geradezu zu genießen, unter seiner Neigung zu ihr zu leiden.
Er wandte sich ab und ging innerlich so weit wie möglich auf Abstand zu ihr. »Versuchen wir es noch einmal, Kara.«
Wortlos kehrte sie zu ihrem Platz auf dem Felsen zurück und setzte sich. Ob er sie wohl noch einmal berühren konnte, ohne sich hinreißen zu lassen und sie an sich ziehen zu müssen?
Die Antwort war ein deutliches Zum Teufel, wenn ich das nur wüsste .
»Warum versuchst du es diesmal nicht selbst«, schlug er vor, setzte sich etwas weiter entfernt hin und lehnte sich mit dem Rücken an die Felswand, die an den Felsen der Göttin grenzte.
Kara nickte, legte ihre Hände auf den Stein und schloss die Augen. Lyon streckte die Beine aus und sah zu, wie sie ganz allein die einzelnen Schritte durchführte. Sie konzentrierte sich und saugte immer wieder, bis sie es schließlich geschafft hatte, eine kleine blaue Flamme zu erzeugen. Aber jedes Mal erlosch sie sofort wieder. Immer wieder.
Irgendwann jedoch brannte sie länger.
Lyon beugte sich aufgeregt vor. »Das ist es, Kara.« Er beobachtete, wie die Flamme in ihren Händen versickerte und sich unter ihrer Haut ausbreitete, als leuchte sie von innen.
Kara keuchte, ihr Blick zuckte zu ihm. »Was geschieht da?«
Lyon grinste. »Du hast es geschafft.«
Schauer überliefen ihn, während er verfolgte, wie sich das Leuchten auf ihrem Hals ausbreitete. Schließlich erstrahlte ihr Gesicht in einer wunderschönen Mischung aus Licht und Farben.
»Ich leuchte.« Sie war überwältigt.
»Du strahlst«, murmelte er. Wunderschön . Ihr Anblick war das Unglaublichste, das er je gesehen hatte: das Feuer unter ihrer Haut und die großen, erstaunten Augen.
»Kann ich mich bewegen? Oder ist es dann weg?«
»Du kannst dich bewegen. Es verschwindet erst, wenn du es verschwinden lässt.«
Mit einem unsicheren Lächeln stand sie auf. Sie hielt den Blick auf ihre Hände gerichtet. Langsam hob sie sie zum Himmel und musterte sie dabei. Mit einem glucksenden Lachen und leuchtenden Augen drehte sie sich zu ihm um.
»Es fühlt sich … großartig an. Mächtig .« Lachend legte sie den Kopf in den Nacken, sah zu dem bewölkten Himmel auf und drehte sich im Kreis. »Ich fühle mich, als könnte ich fliegen. Als könnte ich diesen Felsen mit dir darauf hochheben und euch beide bis zum Mond tragen.«
Ihre Freude und auch ihre Ehrfurcht vor der Kraft berührten ihn tief. Sie war so lebendig, so hinreißend. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie hochzuheben und herumzuwirbeln. Ohne es überhaupt zu bemerken, war er aufgestanden, zwang sich jedoch zu bleiben, wo er war.
Kara hörte auf, sich zu drehen, ihr Gesicht glühte tatsächlich. »Nennt man mich deshalb die Strahlende? Weil ich wie ein Lagerfeuer leuchten kann?«
Ihre Begeisterung brachte ihn zum Lachen. »Ja.«
Er sah zu, wie sie sich erneut um die eigene Achse drehte, herumwirbelte und unmittelbar vor ihm stehen blieb. Ihre Augen strahlten ebenso stark wie ihre Haut, und dann – streckte sie die Hand nach ihm aus, zog sie jedoch gleich wieder zurück.
»Kann ich dich verletzen?«
Er lächelte sie an und war ihrem Zauber vollkommen verfallen. »Nein.«
Kaum hatte er es ausgesprochen, da fuhr sie auch schon sanft mit ihrem Finger über seine Wange, und er erkannte augenblicklich seinen Fehler. Ihre Kraft ging auf ihn über und hüllte ihn in ein Feuer der Leidenschaft.
»Tut es weh?«, fragte sie.
Hatte er etwa gestöhnt? »Nein.« Es tat nicht weh.
Sie hob die andere Hand und strich über seine andere Wange, doch ihr Blick glitt zu seinem Mund. Er hatte das Gefühl, als konzentrierte sich sein ganzes Wesen auf seine Mitte, auf seine Lenden, die sich krampfhaft zusammenzogen.
»Was
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