Ungezaehmtes Verlangen
getan?«, fragte Lyon, als sich der Krieger mit seiner breiten Schulter gegen die Wand lehnte.
»Nichts.«
»Was ist mit den anderen?«
»Foxx’ Selbstbeherrschung hängt an einem seidenen Faden. Ebenso die von Vhyper.« Er sah Lyon mit einem wissenden Blick aus seinen schwarzen Augen an. »Und deine wohl auch.«
Lyon konnte es nicht leugnen. Er bewegte sich ohne Zweifel am Rande eines Kontrollverlusts.
»Jag ist launischer als sonst, aber das kann schlicht daran liegen, dass seine Sticheleien heftigere Reaktionen hervorrufen. Den anderen scheint es gut zu gehen. Sie halten abwechselnd Wache bei Wulfe. Pink war wegen all dieses Bluts vollkommen mit den Nerven fertig, scheint sonst aber keine Probleme zu haben. Hawke und Jag haben den Dreck für sie aufgewischt.«
»Und du?«
»Ich kämpfe schon seit Jahrhunderten um meine Selbstbeherrschung. Daran hat sich bisher nichts geändert.« Sein Blick zuckte zu Karas Tür. »Wie geht es ihr?«
»Ganz gut.«
»Bleibst du die ganze Nacht hier?«
»Ja. Entweder dies – oder ich muss Vhyper einsperren.«
Paenther musterte ihn nüchtern. »Glaubst du wirklich, dass er sie bedrängen würde?«
»Ich glaube, dass er verrückt genug dazu ist. Und ich weiß nicht, ob seine Selbstbeherrschung derzeit ausreicht, sollte sich ihm eine Gelegenheit bieten. Das Risiko will ich lieber nicht eingehen.«
Paenther presste die Lippen zusammen, sagte jedoch nichts, als er Lyons Blick begegnete. Schließlich nickte er, wünschte eine gute Nacht und ging über den Flur zu seinem Zimmer.
Lyon lehnte den Kopf an die Wand und konzentrierte sich auf Karas Gefühle. Er war sich ziemlich sicher, dass sie jetzt schlief. Um ihre Gefühle deutlicher wahrzunehmen, war er zu weit entfernt, doch er spürte regelmäßig schwache Angstwellen. Wenn er sie nicht berührte, war sie niemals frei von diesen schrecklichen Gefühlen. Er fragte sich, wie sie das nur aushielt.
Sein Tier wollte nicht zur Ruhe kommen und jammerte unablässig, er solle doch zu ihr gehen. Sie berühren, ihr die Angst nehmen und einfach nur bei ihr sein.
Was hatte sie nur mit ihm gemacht? Allein der Gedanke an sie versetzte ihn schon in Erregung. Seine Sehnsucht nach ihr war zwar eher geistiger als körperlicher Natur, aber sein körperliches Verlangen bedeutete eine ständige Qual. Sobald sie inthronisiert war, würde dieses Verlangen aufhören. Er würde wieder ganz so sein können wie vorher.
Er brauchte niemanden. Er hatte noch nie jemanden gebraucht.
Bis er Kara kennengelernt hatte.
Und das musste ein Ende haben.
*
Sie hing von der Decke, ihre Arme waren so gespannt, dass sie dachte, sie würden brechen, ihr Körper war von den rituellen Feuern um sie herum heiß geworden. Schweiß lief ihr über Schläfen und Stirn und tropfte in ihre Augen.
Acht verhüllte Gestalten umkreisten sie und hielten jeweils einen Dolch in der Hand. Durch den Angst- und Traumschleier hindurch sah sie Metall aufblitzen, dann spürte sie ein Brennen, das stärker war als Feuer. Und sie schrie.
*
Lyon wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber auf einmal wachte er von Karas leisem, gequältem Schrei auf – ihre Angst schwappte über ihn hinweg.
Er sprang sofort auf und war schon einen Augenblick später in ihrem Zimmer. Als er zu ihr eilte, lag sie auf dem Rücken, schlug auf das Bett ein und stieß dabei kleine, erstickte Schreie aus.
» Kara ! Wach auf, Kara.« Er setzte sich auf die Bettkante und strich über ihre feuchte Stirn. »Kara, Liebes, wach auf. Du hast nur schlecht geträumt.«
Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen, dann beruhigte sie sich, zitterte aber weiter wie Espenlaub. Langsam öffnete sie die Augen. Doch statt durch seine Anwesenheit getröstet zu sein, las er die pure Panik in ihren Augen. Sie riss sich von ihm los.
Lyon wich zurück und versuchte, sie mit seiner Stimme zu beruhigen. »Kara, ich bin es doch. Du hast geträumt.«
Sie zitterte so stark, dass das Bett wackelte. Während ihr die Tränen über die Wangen liefen, umklammerte sie ihren Kopf. »Gott, wie ich das hasse .«
Als er sie diesmal auf seinen Schoß zog, wehrte sie sich nicht. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihr schweißnasses Gesicht gegen seinen Hals. Ihr Puls hämmerte so stark, dass er den Rhythmus an seiner Brust spürte.
Lyon streichelte über ihren Rücken und ihre Haare und murmelte tröstende Worte. »Du bist in Sicherheit, Kara. Es war doch nur ein Traum.«
Langsam kam sie in seinen Armen zur Ruhe, während
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