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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Strand hinunter.
    »Das?«
    »Ja.«
    »Nein.«
    Der Drachen stieg fast lotrecht in die Höhe, stoppte und kippte nach links ab. Er war rot, aber er flog so hoch, dass ich nicht erkennen konnte, ob noch eine Zeichnung darauf war.
    »Sehen Sie den zementierten Weg am Strand?«
    Ich schaute hinunter. »Okay.«
    »Nehmen Sie den. Das ist ein Radweg. Und für Jogger. Fahren Sie nach links, und dann kommen Sie nach Venice.«
    Zehn Minuten später schob ich mein Rad auf dem Radweg entlang. Eine kühle Brise wehte vom Pazifik heran. Mich kümmerte das nicht; ich zog mein T-Shirt aus und ließ mich von der Sonne bescheinen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt an einem Strand entlanggegangen war. Ich stieg auf und trat gemächlich in die Pedale.
    Ich bewegte mein Herz umher, denn jetzt hatte ich Angst. Wenn ich jetzt zurückschaue, hatte ich höchstwahrscheinlich Angst vor dem Ende, denn ein Ende bedeutete meistens auch einen Anfang. Aber die Angst war echt, und deshalb radelte ich langsam und bewegte meinen Herzschlag umher, so gut ich konnte.
    Der Radweg führte zu einem Ort, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Ich erinnere mich daran, und ich bin ziemlich sicher, dass das, woran ich mich erinnere, zum größten Teil wirklich da war. Natürlich war mir klar, dass meine Bethany-Visionen das waren, was sie waren. Sie trug Pops Baseballkluft und ging mir ein kleines Stück voraus; sie deutete mit zarten Fingern auf Straßenmusiker und Jongleure und Pantomimen und Tänzer und Redner und Gewichtheber und Leute, die sich von einem Zwei-Meter-Mann in einem Superman-Kostüm im Freien massieren ließen. Hinter einem Basketballplatz fand ich eine öffentliche Toilette. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte eine Waschbeckenwäsche nötig, und mein Bart musste gestutzt werden. Ich ging hinaus zu meinem Rad und holte Handtuch und Rasierzeug. Wasser ist einfach etwas Schönes. Ich brachte mich in Ordnung, wickelte den Rasierer ins Handtuch und ging zurück zu meinem Fahrrad. Beziehungsweise dahin, wo mein Fahrrad gestanden hatte.
    »Hey!«, schrie ich. »Hey! Mein Rad!« Ich schaute in alle Himmelsrichtungen und rannte dann zum Radweg.
    »Jemand mein Fahrrad gesehen?«
    Ich wartete, als werde jetzt irgendwer antworten, aber das tat niemand. Ein großes, schlankes schwarzes Mädchen sah mich an.
    »Jemand … jemand hat mein Rad geklaut.«
    Sie lächelte mich an, und ich glaube, ich lächelte zurück. »Willst du einen Pferdeschwanz? Mit Perlen und Draht?«
    »Einen Pferdeschwanz?«
    »Kostenlos, weil jemand dein Rad geklaut hat.«
    Jemand klaut Räder, und dafür gibt’s einen Pferdeschwanz. Ich kapier’s nicht.
    »Okay.«
    »Setz dich.«
    Ich setzte mich auf den niedrigen Regiestuhl, den sie dicht neben dem Radweg in den Sand gestellt hatte. Sie kämmte mir das Haar zurück.
    »Ich … ich hab nicht viele Haare.«
    Ich sah nach unten. Sie hatte ein handgemaltes Schild in den Sand gesteckt. Darauf stand HAARPERLEN VON SHABBA.
    »Welche Farbe für die Perlen?«, fragte sie.
    »Rot? Was meinst du?«
    »Rot ist schön.«
    Shabba machte sich an die Arbeit und summte dabei ein kleines Lied. Ab und zu kam jemand vorbei und rief ihr etwas zu und lachte, und dann rief sie zurück und lachte auch. Nach ein paar Minuten hatte ich einen kleinen Pferdeschwanz mit roten Perlen. Sie hielt mir einen Handspiegel seitlich vor, damit ich es sehen konnte.
    »Das ist hübsch«, sagte ich.
    »Weil dir jemand das Rad geklaut hat. Aber hier gibt’s’ne Menge Leute. Die meisten klauen nicht.«
    »Die meisten Leute sind wirklich nett«, sagte ich.
    »Die meisten Leute sind die Besten«, sagte sie, und ihr Lächeln war wundervoll.
    »Weißt du, wo die Kolonnaden sind?«
    Sie streckte den Zeigefinger aus. »Siehst du das alte Ziegeldach?«
    »Ja.«
    »Die Kolonnaden.«
    Ich ging zwischen den Leuten hindurch und über einen kleinen Plankenweg, und dann stand ich vor einem Kreisverkehr, und gegenüber war das alte Gebäude. Ich zog mir das T-Shirt wieder an. Irgendwo roch es nach Huhn, und das Huhn wurde gebraten. Und dann roch ich den Pazifik und Dinge, die darin waren. Und dann ging ich über die Straße und hinter die Kolonnade.

74
    E in paar Jahre lang fuhren wir nach dem Honeymoon immer, wenn wir etwas brauchten, das es in Jeffs Geschäft gab, samstags hinüber und besuchten ihn und kauften ein. Dann sagte Jeff uns eines Tages, er wäre nicht gekränkt, wenn wir lieber woanders einkaufen wollten. Es wurde alles zu schwer für ihn. Er

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