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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Dollar?«
    »Jeweils.«
    »Bananen?«
    »Hinter den Chips. Äpfel. Apfelsinen. Alles. Was wollen Sie denn?«
    »Ich hab kein Geld. Ich war so blöd gestern, ich hab mein ganzes Geld für Hotdogs ausgegeben.«
    Der Junge starrte mich an wie einen Landstreicher, und ich muss auch so ausgesehen haben. »Ich bin mit dem Fahrrad aus Rhode Island gekommen. Ich bin kein Landstreicher oder so was. Pass auf, ich gebe dir ein blaues Leichtzelt mit Glasfaserstangen und Heringen in tadellosem Zustand, für das eine Ärztin in Indiana zweihundertsiebzig Dollar bezahlt hat, wenn du mir dafür ein paar Doughnuts und Bananen und Mineralwasser und vielleicht ein paar Äpfel gibst.«
    Einen Augenblick lang sagte der Junge kein Wort. Ich beobachtete sein Gesicht, und dann beobachtete ich seine pickligen Wangen.
    »Zeigen Sie mir das Zelt«, sagte er.

70
    B ethany und Jeff hatten lange über ihre Flitterwochen beratschlagt. Bahamas, Bermuda, sogar Europa. Am Ende fuhren sie hinauf nach North Conway, New Hampshire, ins Level Wind Lodge, wo sie wandern und Pläne machen und sich ans Verheiratetsein gewöhnen würden. Ich war erleichtert, dass sie beschlossen hatten, in New England zu bleiben. Bethany war Neuengländerin, und Jeff war es eigentlich auch. Es ist einfach das Gefühl, einen Ort zu haben, wo man seinen Platz hat, auch wenn er einen auf etwas schroffe Weise akzeptiert.
    Als der Empfang zu Ende ging, zogen die beiden normale Kleidung an und küssten und umarmten alle, und dann stiegen sie vor dem Agawam Hunt Country Club in Jeffs neuen Ford Fairlane und fuhren mit klappernden Konservendosen an der hinteren Stoßstange davon. Nie habe ich meinen Pop so fürsorglich mit Mom gesehen wie jetzt, als sie dem Wagen nachschauten, wie er auf die Taunton Avenue und zur 195 hinauffuhr. Er hielt sie fest in seinem starken Werferarm und winkte mit der behandschuhten Hand. Er weinte. Weinte heftig.
    Ich ging zurück in den Club und trank einen Screwdriver an der Bar, und dann ging ich wieder hinaus zu Mom und Pop, die immer noch draußen standen.
    »Sie werden’s toll haben«, sagte ich. »Ich meine, ich hab ein gutes Gefühl.«
    Mein Pop drückte Mom an sich.
    »O ja«, sagte er.

71
    M eine Bananen und Doughnuts taten ihre Wirkung, als ich ein paar Meilen weit geschoben hatte, und ich sprach laut mit Norma und mit Mom und Pop und Bethany. Ein warmer Wind wehte, und es roch ein bisschen salzig, und ich spürte, wie meine Traurigkeit, ja, und wohl auch meine Verzweiflung weggeblasen wurden. Menschen, die du liebst, können dich aufheben und verwirren. Sie zu verstehen, scheint nicht so wichtig zu sein, wenn sie in deinem Kopf sind. Deshalb sollte Liebe eigentlich leicht sein. Sie ist es wohl auch. Ich weiß es nicht.
    Es war überraschend, wie klar Norma mir vor Augen stand. Ich meine, die körperliche Norma. Ich musste Fotos im Kopf haben, denn ich sah sie deutlich, wie sie an dem Abend, bevor ich nach Shad Factory gefahren war, auf meiner Veranda gewesen war. Ihr straffes rotes Haar, die großen, runden Augen. Ihr Lächeln, das wie Watte war, ihr Gesicht, das ganz sanft wurde, wenn sie von Bethany sprach. Aber ich erinnerte mich auch an ihren Zorn und daran, wie ihre schönen langen Finger die Rollstuhlräder umklammerten.
    »Norma«, sagte ich und lächelte. »Hey, Norma«, sagte ich noch einmal vor mich hin.
    Ein kleiner, harter, flachgesichtiger Hispano, ungefähr in meinem Alter, arbeitete an einem Wagen neben der Exxon Tankstelle.
    »Ein Junge sagt, ich kann hier meine Reifen flicken lassen.«
    »Sí«, sagte er, ohne von dem Motor aufzublicken.
    »Sie sind beide platt.« Er antwortete nicht. Grunzend stemmte er sich gegen seinen Schraubenschlüssel.
    »Ich hab aber kein Geld.«
    Jetzt blickte er auf.
    »Ich bin kein Landstreicher oder so was. Ich bin von Rhode Island hergekommen, und ich hab mein Geld wie ein Idiot für Hotdogs ausgegeben, aber ich hab gute Satteltaschen und noch ein paar Sachen, und die gebe ich Ihnen, wenn Sie mir die Reifen flicken.«
    Er hob den Kopf und legte den Schraubenschlüssel auf ein öliges Handtuch, das über den Kühler drapiert war. »Die Satteltasche da?«
    »Ja.«
    »Und was sonst noch für Sachen?«
    »Ich hab einen guten Alpakapullover und ein Paar Turnschuhe, die ich nie getragen hab, und …«
    »Größe?«
    »Zehn.«
    »Zehn?«
    »Ja. Und ein paar Shorts und Socken.«
    »Kommen Sie.«
    Ich folgte ihm nach hinten in die Tankstelle. Er nahm die Satteltaschen herunter und reichte sie mir. Dann

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