Unglaubliche Reise des Smithy Ide
etwas Schönes. Ich meine, es ist nicht wundervoll wie ein Fluss oder so was, und wie man sagt, kann man sich damit kein Glück kaufen, aber es ist ein entspannendes Gefühl, welches in der Tasche zu haben. Und es ist eine echte Freude, zu wissen, du kannst deine Satteltaschen mit Bananen und Äpfeln und sogar diesen riesigen, saftigen Apfelsinen voll stopfen, wann immer du möchtest. Was ich auf der 16th Street tat. Neben dem Obststand war ein Bekleidungsgeschäft, und im Schaufenster dort sah ich die Wahnsinnsantwort auf meinen Fettwanst: eine gewaltige khakifarbene Angelweste, XXL, mit zwölf Taschen. Die Schaufensterpuppe hatte eine Kameraausrüstung darin untergebracht, aber für mich waren diese Taschen nur ein Bonus. Diese Weste verdeckte Hüften, so breit wie Europa, und einen Arsch, so massiv wie der Mount McKinley. Besonders auf der Straße. Das hat nichts weiter zu bedeuten, aber ich fand, ich sah okay damit aus. Fünfundzwanzig Dollar. Und so rüstete ich mich aus. Irgendwie kann man sagen, ich nahm die Dinge in die Hand. Ich ging in eine Buchhandlung und kaufte an der Kasse eine Straßenkarte der Vereinigten Staaten und einen Taschenbuchroman. Der Roman hieß Iggy, und ich wusste nicht, wovon er handelte, aber genau wie das Geld fühlte er sich gut an in der Reißverschlusstasche meiner Weste.
Es war Nachmittag, und ich war fahrbereit. Wohin sollte ich fahren? Ich musste irgendwohin. Nach Denver. Ich breitete meine Karte aus, und ich sah es. Ich fühle etwas, und ich glaube, es war Entschlossenheit. Die Leute auf der Straße sahen klar aus. Mein Gott, ich hatte ein Buch in einer meiner Taschen. Ein älterer Mann in Shorts und einem »New York Yankees«-T-Shirt kam herangejoggt und blieb neben mir an der Fußgängerampel stehen.
»Verzeihung, Sir, wie komme ich am besten aus der Stadt?«
»Aus der Stadt?«, fragte er.
»Ja.«
»Gar nicht. Aus der Stadt kommt niemand raus.« Als er weitergejoggt war, fragte ich eine junge Frau.
»Wohin?«
»Nach Denver.«
»Das ist im Westen.«
»Ich glaube, ja.«
»Mit der U-Bahn. PATH.«
»PATH?«
»Port Authority Trans Hudson. 14th, Ecke 6th.«
»Danke.«
»Dann Jersey Transit.«
»Danke.«
»Nach Westen.«
»Danke.«
Ich schob mein Fahrrad bis zur 14th, Ecke 6th, und alle halfen mir, nach Westen zu kommen. Als ich unter einem Fluss hervor und aus New York hinausgekommen war, nahm ich einen Zug zu einem Ort in New Jersey, den ich von meiner Karte kannte. Montclair. Ich stieg mit meinem Raleigh aus dem Zug, und niemand sagte »Buh«, weil ein Fettsack mit seinem Rad im Gang stand. Ich kaufte mir ein Thunfischsandwich und Apfelsaft, fuhr damit in einen kleinen Park und aß, und dann markierte ich meine Strecke auf der Karte. Denver schien nicht so weit weg zu sein. Ich ging die Strecke zwischen New Jersey und Denver mit den Fingern ab. Ein Hund lief quer über den Rasen des Parks, und ich dachte an Malzone. Ich fing mit Iggy an. Lesen hat eine Menge mit Radfahren gemeinsam. Wenn man einmal wieder drin ist, geht es ganz leicht, völlig natürlich. Aber am Anfang – genau wie das tiefe, tiefe Stechen in Beinen und Hüften und Bauch und Brust auf dem Raleigh – verknoten die Sätze dir den Kopf. An diesem Nachmittag las ich elf Seiten, bevor mein Gehirn sagte: »Halt.« Ich erfuhr, dass Iggy schwarz war und dass er ein Cowboy war, und dass siebzig bis achtzig Prozent der echten Cowboys im alten Westen schwarz waren. Elf Seiten. Kopfschmerzen.
Ich aß ein paar Bananen, und als es dunkel wurde, schob ich das Rad unter eine Kiefer und legte mich daneben ins Gras. Ganz früh am Morgen war es kalt und feucht, und ich hatte geträumt, dass es die ganze Nacht geregnet hätte. In einem Teil meines dicken Schädels, den Iggy nicht verknotet hatte, nahm ich mir vor, einen Schlafsack und einen Regenmantel zu kaufen, und dann raste ich los, mehr oder minder in Richtung Pennsylvania.
22
U nd so holte ich Jill Fisher um sechs mit Pops Ford-Kombi ab. Sie sah hübsch aus in ihrem weißlichen langen Kleid, das sie größer aussehen ließ, als sie war, ohne ihren enormen Busen zu betonen. Ich gab ihr das Sträußchen; es war teuer gewesen, aber genau so, wie sie es haben wollte, mit irgendwelchen gelben Blumen und Lilien. Ihre Mutter machte ein großes Getue, weil wir so nett zusammen aussähen. Ich sah, dass Jill geweint hatte, denn ihre Augen waren ganz rot.
»Ich wünschte, dein Vater könnte sein kleines Mädchen sehen«, schwärmte Mrs. Fisher. Jack Fisher war mit
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