Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
und zu fiel helles Sonnenlicht durchs Fenster und streifte die drei Männer am Tisch. Möllers Gesicht war grau. Nichts mehr zu spüren von dem frischen Charme, den er bei ihrer ersten Begegnung noch zur Schau getragen hatte.
»Ich wollte zuerst mit Marlene sprechen, ihr alles erklären. Obwohl man das wahrscheinlich keinem erklären kann. Wissen Sie, ich finde mich selbst so was von zum Kotzen, das können Sie sich gar nicht vorstellen.«
Schwer atmend drehte er seinen Kopf weg. Weder Angermüller noch Jansen gingen auf seinen letzten Satz ein. Der Kriminalhauptkommissar wollte wissen, ob Sven Westhoff bereits über Wallys Tod informiert war, als der Zeuge ihn schlieÃlich in der Bank aufsuchte.
»Das kann ich nicht genau sagen. Er war völlig von den Socken, als ich es ihm erzählte. Als ich äuÃerte, dass Tao das wohl gewesen war, schimpfte er, dass man Typen wie den eben nicht kontrollieren könne und auch Alex ihn nicht im Griff hätte. Aber es wäre eben zu befürchten gewesen, dass Wally zur Polizei gehen würde.«
»Und sonst hat er nichts gesagt?«
»Doch. Aber nichts mehr zum Tod von Wally. Am meisten hat ihn, glaub ich, schockiert, dass die Polizei inzwischen bei mir aufgetaucht war. Das hat Sven echt total in Panik versetzt. Er hat mir da ja sogar die Geschichte mit dem Chinesen erzählt, die ich vorhin schon erwähnte. Ich bin dann erst mal raus aus der Stadt gefahren. Ich war völlig neben der Spur. Irgendwo hab ich angehalten und versucht nachzudenken, ob ich aus dem ganzen Schlamassel wieder irgendwie rauskomme.«
Mirko Möller richtete seine Augen auf Angermüller.
»Ich hab dann beschlossen, reinen Tisch zu machen. Und anfangen damit wollte ich bei Marlene, habe einen Strauà Blumen besorgt und bin hierher gefahren. Und was dann passiert ist, wissen Sie ja.«
Der Kriminalhauptkommissar nickte.
»Und wie gehtâs jetzt mit mir weiter?«, erkundigte sich Möller fast schüchtern.
»Wir werden weiter ermitteln, auch gegen Sie, und es wird ein Verfahren geben. Aber da ich davon ausgehe, dass keine Fluchtgefahr besteht, können Sie jetzt erst einmal gehen. Wir melden uns aber bestimmt nochmals bei Ihnen.«
»Ja, dann ⦠dann kann ich jetzt mit Marlene sprechen, oder?«
»Das können Sie«, bestätigte Angermüller und wies zur Tür, »bitte.«
»Ich möchte nicht in seiner Haut stecken«, fügte er an, als Möller auÃer Hörweite war, und suchte nach seinem Handy, das sich gerade mit lautem Klingeln meldete. Nach einem Blick auf die Anzeige schlug er sich gegen die Stirn.
»Ach ja, meine Töchter! Da hab ich jetzt überhaupt nicht mehr dran gedacht. Ja, Julia?«
Er erklärte, dass er heute nicht ins Krankenhaus zu Astrid mitkommen könne, da er dienstlich verhindert sei.
»Ich weià jetzt auch noch nicht, wann ich heute Abend zu Hause bin. Kann spät werden.«
Er lauschte in den Hörer und schnitt eine Grimasse zu Jansen.
»Ja genau, wir sind dem Täter auf der Spur. Danke fürs Daumendrücken, und grüÃt eure Mama ganz lieb von mir.«
Fast eine halbe Stunde saà Mirko jetzt schon mit der Polizei im Wohnzimmer zusammen. Nach drauÃen drangen nur unverständliche Wortfetzen. Anfangs hatte Marlene versucht, sich von Sophie genauer erklären zu lassen, was sich an jenem bewussten Tag vorm âºBambushausâ¹ zugetragen hatte. Doch es war ein zu schwieriges Unterfangen. Die von Sophie auf ihre Art vorgetragenen Auskünfte brachten sie nicht recht weiter.
Bald wusste Marlene vor Ungeduld nichts mit sich anzufangen. Am liebsten hätte sie das Ohr an die Tür des Wohnzimmers gelegt. Stattdessen kochte sie eine frische Kanne Tee. Auch Sophie saà am Tisch, blätterte unkonzentriert in einer Zeitung und schaute ständig in den Flur. Marlenes Puls hämmerte beschleunigt, immer wieder pustete sie nervös eine Strähne aus dem Gesicht. Was erzählte Mirko denen so lange? Was hatte das alles zu bedeuten? Und das Allerwichtigste: Woher, verdammt noch mal, wusste Mirko vorhin plötzlich, was Sophie am Sonnabend beim âºBambushausâ¹ beobachtet hatte? Sie hatte ein ausgesprochen komisches Gefühl. Welche merkwürdige Rolle spielte der alte Schulfreund in dieser Geschichte?
Endlich öffnete sich die Tür und Mirko kam heraus. Als Erstes fiel Marlene auf, wie elend er aussah, als er mit
Weitere Kostenlose Bücher